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Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition)

Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition)

Titel: Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konstantin Wecker
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Befreiung schrein,
    die huren mit dem Geist der Zeit,
    du wirst du selbst für immer sein.
     
    Du warst da groß, wo andre meist versagen,
    und hast dich nie verkauft für schnöden Lohn,
    und solltest du mich wieder schwer ertragen,
    vergiss nur nicht: Ich bin dein Sohn.
     
    Dass ich nicht fiel, verdank ich dir,
    mein Dichten fällt auf dich zurück,
    du lobst, verzweifelst auch in mir,
    du leihst mir den geraden Blick.
     
    Und nun so sich die Wunde schließt,
    die du mir warst, die ich dir schlug,
    jetzt wo du vieles leichter siehst,
    was sich so schwer mit dir vertrug,
     
    bitt ich, dass dich, nein dass uns beide
    dein Engel einst nach Hause führt,
    und dass Erinnerung, die leide,
    nun als Vergessen an dich rührt.
    Zwischenberichte
     
    alles Geschriebene ist höchstens ein
    Zwischenbericht
    nichts Endgültiges
    nichts Niegesagtes
    nichts was bleibt
    Flüchtigkeitsformeln
    Besitzansprüche ungeklärt
    manchmal Zeichen setzend
    verwischte Wegweiser
    Begleiterscheinungen
    Hinweis auf Größeres
    schwer auszusprechen
    Bruchstücke einer großen Konfession
    abwartendzwischendrin
    Von der Schwäche
     
    Wenn du, Freund, in satten Stunden
    manchmal stille Einkehr spürst,
    meist zu kurz, um Herrenrunden
    zu verstören und du rührst
     
    lieber an bekannte Witze
    (wer dies schreibt, kennt das so gut)
    dann, ich rate dir, stibitze
    diesen Herrn den hohen Mut.
     
    Lass sie ruhig etwas darben,
    zwinge sie nur in die Ruh.
    Besser zeigst du dich mit Narben,
    umso besser bleibst du du.
     
    Nie mehr will ich mutig scheinen
    oder voll von Energie,
    wenn’s in mir beginnt zu weinen
    und es nagt die Elegie
     
    schon an meinen Spaßtiraden.
    Ach, ich hab das Starksein satt.
    Der gereicht der Welt zum Schaden,
    der nicht auch der Schwäche hat.
    Liebeslied
     
    Was soll ich, mein Lieb, berichten,
    du allerschönste Frau?
    Wie sich meine Tränen schichten,
    dass die Nachmittage blau?
     
    Dass der Hauch nur des Gedankens,
    dich zu kosen Höllenqual,
    dass ich voll des bangen Schwankens,
    leblos bin und doch vital?
     
    Dass mich jede Nacht dein Weinen
    tröstet und zugleich zerfrisst,
    dass mit dir mich zu vereinen,
    Sucht und Wahn und Schicksal ist?
     
    Was kann ich, mein Lieb, dir schreiben,
    wo man uns vom Leben trennt,
    dass wir treu uns immer bleiben   –
    ja, ich mal’s ans Firmament:
     
    Du bist meiner Seele Sehnen   –
    Liebe   – gib mich nie mehr frei
    und, ach, unser beider Tränen
    reiße niemand mehr entzwei.
     
     
    Eine Angelegenheit der Endorphine,
    Irritationen im limbischen System,
    das menschliche Hirn, sagen sie,
    will sich nun mal nicht mit dem Sterben abfinden.
     
    Mystische Verzückung,
    Erleuchtung,
    die Gnade Gottes
    nur eine Hirnlappenepilepsie.
     
    Meister Eckehart,
    ein Meister der Selbsttäuschung,
    nach dem Tod wird’s schwarz,
    sonst nichts.
     
    Denen wird es wohl schwarz werden,
    denk ich mir.
    Ich will mir weiterhin
    meinen Himmel erschaffen.
     
     
    Ach, es regnet und es lassen
    sich die Tropfen so viel Zeit,
    so als könnten sie’s nicht fassen,
    dass sie in der Nüchternheit
     
    eines kurzen Spritzers endlich
    und ganz glanzlos sterblich würden,
    und so durch und durch verständlich   –
    ein Finale ohne Hürden.
     
    Und was ging dem nicht voraus:
    Stürme und Zusammenballung
    und noch immer geht’s nicht raus,
    wartend in der Wolkenstallung.
     
    Manchen hält’s nicht mehr, er muss
    und zerspritzt noch auf der Stelle,
    schwingt sich nicht als Regenguss
    rauschend ins vermeintlich Helle.
     
    Mancher mengt sich einer Quelle
    stolz und selbstverständlich bei,
    tritt nicht lange auf der Stelle,
    gibt sich hin und fließt sich frei.
     
    Andre freilich müssen’s dulden
    zu verdorrn im öden Land,
    so als müssten sie entschulden,
    was der Schöpfer schlecht erfand.
     
    Jeden treibt’s nach seinem Wesen
    lustvoll in den Untergang.
    Tropfen bin ich schon gewesen.
    Enden will ich als Gesang.
     
     
    Entzündet vom Weltenbrand,
    ins Ich gepflanzt,
    ewig in Rhythmen gebannt,
    aus Klängen gestanzt,
     
    tauchst in die Fluten du ein,
    bis alles erlischt.
    Würdest gern Brandung sein,
    endest als Gischt.
     
    Dem Ganzen entzweit, doch ganz
    auf dich gestellt,
    bleibt nur dein brüchiger Tanz
    auf den Wogen der Welt.
     
    Und dieser Taumel, der Trott,
    der so verzehrt,
    nur weil sich irgendein Gott
    durch dich erfährt?
     
    Trotzdem: was hält dich im Spiel,
    welcher Verdacht
    leiht dir noch Licht und Ziel
    in deiner Nacht?
     
    Welches geheime

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