Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition)
Befreiung schrein,
die huren mit dem Geist der Zeit,
du wirst du selbst für immer sein.
Du warst da groß, wo andre meist versagen,
und hast dich nie verkauft für schnöden Lohn,
und solltest du mich wieder schwer ertragen,
vergiss nur nicht: Ich bin dein Sohn.
Dass ich nicht fiel, verdank ich dir,
mein Dichten fällt auf dich zurück,
du lobst, verzweifelst auch in mir,
du leihst mir den geraden Blick.
Und nun so sich die Wunde schließt,
die du mir warst, die ich dir schlug,
jetzt wo du vieles leichter siehst,
was sich so schwer mit dir vertrug,
bitt ich, dass dich, nein dass uns beide
dein Engel einst nach Hause führt,
und dass Erinnerung, die leide,
nun als Vergessen an dich rührt.
Zwischenberichte
alles Geschriebene ist höchstens ein
Zwischenbericht
nichts Endgültiges
nichts Niegesagtes
nichts was bleibt
Flüchtigkeitsformeln
Besitzansprüche ungeklärt
manchmal Zeichen setzend
verwischte Wegweiser
Begleiterscheinungen
Hinweis auf Größeres
schwer auszusprechen
Bruchstücke einer großen Konfession
abwartendzwischendrin
Von der Schwäche
Wenn du, Freund, in satten Stunden
manchmal stille Einkehr spürst,
meist zu kurz, um Herrenrunden
zu verstören und du rührst
lieber an bekannte Witze
(wer dies schreibt, kennt das so gut)
dann, ich rate dir, stibitze
diesen Herrn den hohen Mut.
Lass sie ruhig etwas darben,
zwinge sie nur in die Ruh.
Besser zeigst du dich mit Narben,
umso besser bleibst du du.
Nie mehr will ich mutig scheinen
oder voll von Energie,
wenn’s in mir beginnt zu weinen
und es nagt die Elegie
schon an meinen Spaßtiraden.
Ach, ich hab das Starksein satt.
Der gereicht der Welt zum Schaden,
der nicht auch der Schwäche hat.
Liebeslied
Was soll ich, mein Lieb, berichten,
du allerschönste Frau?
Wie sich meine Tränen schichten,
dass die Nachmittage blau?
Dass der Hauch nur des Gedankens,
dich zu kosen Höllenqual,
dass ich voll des bangen Schwankens,
leblos bin und doch vital?
Dass mich jede Nacht dein Weinen
tröstet und zugleich zerfrisst,
dass mit dir mich zu vereinen,
Sucht und Wahn und Schicksal ist?
Was kann ich, mein Lieb, dir schreiben,
wo man uns vom Leben trennt,
dass wir treu uns immer bleiben –
ja, ich mal’s ans Firmament:
Du bist meiner Seele Sehnen –
Liebe – gib mich nie mehr frei
und, ach, unser beider Tränen
reiße niemand mehr entzwei.
Eine Angelegenheit der Endorphine,
Irritationen im limbischen System,
das menschliche Hirn, sagen sie,
will sich nun mal nicht mit dem Sterben abfinden.
Mystische Verzückung,
Erleuchtung,
die Gnade Gottes
nur eine Hirnlappenepilepsie.
Meister Eckehart,
ein Meister der Selbsttäuschung,
nach dem Tod wird’s schwarz,
sonst nichts.
Denen wird es wohl schwarz werden,
denk ich mir.
Ich will mir weiterhin
meinen Himmel erschaffen.
Ach, es regnet und es lassen
sich die Tropfen so viel Zeit,
so als könnten sie’s nicht fassen,
dass sie in der Nüchternheit
eines kurzen Spritzers endlich
und ganz glanzlos sterblich würden,
und so durch und durch verständlich –
ein Finale ohne Hürden.
Und was ging dem nicht voraus:
Stürme und Zusammenballung
und noch immer geht’s nicht raus,
wartend in der Wolkenstallung.
Manchen hält’s nicht mehr, er muss
und zerspritzt noch auf der Stelle,
schwingt sich nicht als Regenguss
rauschend ins vermeintlich Helle.
Mancher mengt sich einer Quelle
stolz und selbstverständlich bei,
tritt nicht lange auf der Stelle,
gibt sich hin und fließt sich frei.
Andre freilich müssen’s dulden
zu verdorrn im öden Land,
so als müssten sie entschulden,
was der Schöpfer schlecht erfand.
Jeden treibt’s nach seinem Wesen
lustvoll in den Untergang.
Tropfen bin ich schon gewesen.
Enden will ich als Gesang.
Entzündet vom Weltenbrand,
ins Ich gepflanzt,
ewig in Rhythmen gebannt,
aus Klängen gestanzt,
tauchst in die Fluten du ein,
bis alles erlischt.
Würdest gern Brandung sein,
endest als Gischt.
Dem Ganzen entzweit, doch ganz
auf dich gestellt,
bleibt nur dein brüchiger Tanz
auf den Wogen der Welt.
Und dieser Taumel, der Trott,
der so verzehrt,
nur weil sich irgendein Gott
durch dich erfährt?
Trotzdem: was hält dich im Spiel,
welcher Verdacht
leiht dir noch Licht und Ziel
in deiner Nacht?
Welches geheime
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