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Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition)

Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition)

Titel: Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konstantin Wecker
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schnell,
    die hielt ich gerne bis zum Morgen hin
     
    nicht eingefasst, wie sonst, in Reime,
    nicht ausgewiesen auf Papier,
    nicht ausgedrückt, sondern als Keime
    und ungeformt nur tief in mir.
     
    Gern leb und schreib ich wie von Sinnen,
    verschwende mich und geb mich aus,
    nur, was oft andre dran gewinnen,
    ist leider nie in mir zu Haus.
     
    Die satten Stunden, selbst die blassen,
    die ganze lieb gelebte Zeit
    hab ich verdichtet, dann entlassen
    in eine neue Wirklichkeit.
     
    Soll das der Preis des Preises sein,
    wird nichts, was glücklich macht, verziehn?
    Kein Glück stellt sich für immer ein   –
    selbst Preise werden nur verliehn!
    Von den Gärten
     
    Mir träumte von Gärten, die blühen am Rand,
    verdrängt von Felsen und Wiesen.
    Sie sind ein anders geartetes Land
    und in Führern nicht ausgewiesen.
     
    Die Wiesen sind für die Kühe da,
    man kann sie gut übersehen,
    sie duften derb und sind immer nah
    und man kann drauf mit Stiefeln gehen.
     
    Meine Gärten entdeckt man im Nachhinein,
    wenn man vorübergegangen,
    und man muss schon ein guter Beobachter sein,
    sie mit Augen anzulangen.
     
    Ich liebe die Wiesen, das weite Feld,
    die dummen und braven Kühe
    und ich weiß wohl, wer Acker und Weide bestellt,
    hat so seine rechte Mühe.
     
    In den Gärten, geordnet von anderer Hand,
    gedeihen der Menschen Seelen.
    Ein goldenes, überirdisches Land,
    nur von Herz zu Herz zu empfehlen.
     
    Dort zieht es mich, glaub ich, schon lange hin
    und sollte es mir einmal glücken,
    dann will ich, so ich wahrhaftig bin,
    auch meine Seele mir pflücken.
    Entsorgung
     
    Wohin mit dem Dreck?
    Das ist doch wohl die Frage.
    Derzeit.
    »Entsorgung«
    ist in aller Munde.
    Löblich.
    Immerhin:
    Es tut sich was,
    man beruhigt sich mit der
    Drei-Tonnen-Trennungs-Philosophie.
    (Neuerdings wird ja mit dem Wort Philosophie
    wild gewuchert.
    Vornehmlich in Fußballtrainerkreisen.
    Als wollten sie sich rächen
    für die Weigerung des Wortes, sofort und
    ohne eigenes Zutun verständlich zu sein.)
     
    Papier, Glas, Bio,
    Bio, Glas, Papier.
    Ein bisschen Metall,
    ein bisschen Frieden,
    ein kleiner Korn,
    aber dann gleich wieder:
    Glas, Bio, Papier
    und das alles außer Landes
    vor die Haustür unserer unversorgten Nachbarn.
    Sorgsame Leute
    mit einer guten Philosophie.
    Philosophen eben.
    Leute von morgen,
    die sich mittels Entsorgen
    ihrer Sorgen entheben.
     
    Man munkelt gar:
    Viele kaufen ja nur deshalb so wild um sich,
    um anschließend ordentlich
    entsorgen zu können.
    Wer aber, frage ich,
    kümmert sich
    um die Entsorgung unserer Psyche?
    Ich meine ganz konkret:
    Was geschieht mit all dem Müll,
    der tagein, nachtaus
    in Form von Talkshows, Gameshows,
    volkstümlichen, kuschelrockigen und poppig flockigen Hitparaden
    über den armen Äther
    in unsere armen Herzen gepeitscht wird?
    Wer sorgt sich um den verbalen und musikalischen Müll?
    Wer entsorgt die flotten Sprüche
    der Rundfunkmoderatoren?
     
    Welcher Prinz Eugen stellt sich dem Heer
    der Gute-Laune-Meteorologen?
    Welcher rächend rettende Engel
    schaltet endlich dem nutzlosen Dasein
    all dieser geldgierigen Ätherschänder den Strom ab?
    Das ist permanenter
    Wellenmissbrauch!
    Als würde sich irgendetwas in diesem Universum
    von selbst verlieren.
    Welcher Gott wäre gnädig genug,
    dieses Gestampfe,
    das einem aus stolz geöffnetem Autofenster entgegenschwappt,
    im Himmel endzulagern?
    Welche intergalaktische Eingreiftruppe
    verteidigt uns gegen diese tönerne Invasion
    der locker-flockigen Sendeanstalten,
    die selbst meine Lieder noch spielen würden,
    wenn sie Werbeeinschaltungen des
    Kolumbianischen Medellin-Kartells bekämen?
    Kein Angriff kann infamer sein   –
    denn selbst wenn wir uns tapfer weigerten,
    die Empfänger einzuschalten   –
    wir würden weiter bombardiert.
    Die Augen schließen genügt ja bekanntlich
    auch nicht, um einen Haufen Scheiße
    loszuwerden, den sie dir vor die Tür setzen.
    Ich denke,
    wir werden die Festungen der Flottmänner
    erbarmungslos stürmen müssen.
    Nach langjährigem Pazifistendasein
    habe ich mich für die Aufrüstung entschieden:
     
    Wir müssen aus Worten Tempel errichten
    Bollwerke gegen den schlechten Geschmack.
    Dem Gedudel antworten wir mit Gedichten.
    Überhören muss man das geldgeile Pack.
     
    Schreiten wir mit ganzen Sätzen
    gegen die Wortvergewaltiger ein.
    Auf ihren allgemeinen Plätzen
    bleiben wir nur gemein allein.
     
    Schlichtheit gegen das allzu Schrille
    und die Kunst, mal abzudrehen.
    Dann

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