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Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition)

Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition)

Titel: Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konstantin Wecker
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Wort,
    äonenfern,
    schwingt sich im Geiste fort
    durch Stunde und Stern?
     
    Weshalb auch mancher Moment,
    liebeverwebt,
    der dir auf einmal bekennt,
    warum es dich lebt?
     
    Und so lugst du am Bug,
    fährst nie im Hafen ein,
    als wäre es Gnade genug,
    Segel im Winde zu sein.
     
     
    Ach, so schwankend hin und her,
    jeden Strohhalm greifend,
    umso älter, umso mehr,
    durch die Geistwelt streifend,
     
    transzendierst dich, unentgeltlich,
    sehnst dich ins gelobte Land
    und dann trifft dich, äußerst weltlich,
    eine Zärtlichkeit am Strand.
     
    Und du leckst dir Meer und Sonne
    von dem heiß begehrten Leib,
    überflutet von der Wonne
    dieses Wunders, Mann und Weib,
     
    wissend, es ist wirklich wichtig,
    dass man sich nach Geist verzehrt.
    Doch das alles wird so nichtig,
    wenn die Stunde dich verklärt.
     
    Auch du willst dich aufbereiten,
    dass, nachdem du abgebüßt,
    etwas beim Hinüberschreiten
    deinen Leibestod versüßt.
     
    Auch du sehnst dich nach Theose,
    bis du im Nirwana tanzt.
    Aber auch das Hemmungslose
    hat ein Gott in dich gepflanzt.
     
    Wissend, hinter Traum und Wachen
    liegt die eigentliche Welt.
    Doch auch dies   – es ist das Lachen,
    das uns in Bewegung hält.
    Schlaflied für Valentin und Tamino
     
    Jetzt fallen schon den Blümelein
    die Augen zu
    und auch der letzte Sonnenschein
    legt sich zur Ruh.
     
    Es deckt die liebe Nacht den Wald
    und auch die Wiesen zu.
    Sie freun sich auf den Schlaf und bald   –
    bald schläfst auch du.
     
    Es ist ein Singen in der Welt,
    ein Zauberklang,
    der jede Nacht vom Himmel fällt,
    dein Leben lang.
     
    Alleine nur für dich bestimmt,
    nur deine Melodie.
    Und nur wenn du zu träumen lernst,
    entdeckst du sie.
     
    Noch wachen tausend Engel zärtlich
    über deiner Nacht.
    Und ihre Flügel schützen
    deine Seele sacht.
     
    Mir zeigen sie sich nicht mehr,
    doch ich sehe sie in dir.
    Und wenn ich dir ganz nahe bin,
    dann nähern sie sich mir.
     
    Es drückt das ganze Sternenzelt
    dich liebevoll ans Herz.
    Für kurz verlässt du diese Welt
    und träumst dich himmelwärts.
     
    Und deine Seele schwingt sich jetzt
    zurück ins Paradies,
    das sie, nur um bei uns zu sein,
    verließ.

Wut und Zärtlichkeit
2000   –   2012
     
     

Novemberlied
     
    Jetzt pöbeln die Novemberwinde
    aufs Neue herzlos durch das Land.
    Die Windsbrautbrut und ihr Gesinde
    sind wieder außer Rand und Band.
     
    Die Dichter treibt es nun in Scharen
    durch die Alleen hin und her.
    Und ich durfte es auch erfahren:
    In mir novembert es schon sehr.
     
    Der Winter steht nun unerlässlich
    vor mir und meines Lebens Tür.
    Jetzt wär ich wirklich gern vergesslich.
    Das bin ich   – nur nicht jetzt und hier.
     
    Melancholie. November eben.
    Die Sonnenstunden werden knapp.
    Grad übte man sich noch im Schweben.
    Nun stürzt man mit den Blättern ab.
     
    Man könnte sich aufs Schlittschuhfahren
    und auf Kastanienfeuer freuen,
    würden nicht nach so vielen Jahren
    gewisse Depressionen dräuen.
     
    Man könnte auch der Agonie
    mit Übermut den Rücken kehren,
    mit Festen und mit Räuschen, die
    gewisser Reize nicht entbehren.
     
    Nur kennt man das schon allzu gut.
    Man hat sich so oft abgelenkt.
    Es fasst im Frühling der nur Mut,
    der sich im Herbst auch Trauer schenkt.
     
    Melancholie. November eben.
    Der Herbst zieht in die Herzen ein.
    Es gibt auch Gründe, nicht zu leben.
    Sie müssen ja nicht triftig sein.
    Alles das und mehr
     
    Sie wagt zu weinen mittendrin,
    ein Stachel, scheinbar ohne Sinn,
    schreibt ohne Rücksicht auf Gewinn die tiefen Lieder,
     
    zwar meistens wird sie überdeckt,
    hinter Betriebsamkeit versteckt,
    doch aus der Tünche taucht sie immer wieder.
     
    Wohin du fliehst, sie beißt und nagt,
    gibt keinen Frieden, hinterfragt,
    die Professoren nennen’s Depressionen.
     
    Dann hast du Angst, allein zu sein,
    und sperrst dich in Gemeinschaft ein
    und würdest lieber in dir selber wohnen.
     
    Du spürst, sie will, dass man sich stellt,
    vor allem dem, was nicht gefällt,
    und du erkennst bald, deine Seele ist nur Leergut.
     
    Wohin du flüchtest   – du verbrennst,
    wenn du sie nicht beim Namen nennst,
    die Schwester deines Glücks   – die Schwermut.
     
    Ach, wir verwechseln Sinn und Zweck
    und cremen uns die Falten weg,
    bewundern einzig und allein den eignen Nabel.
     
    Egal wer dieses Spiel verliert,
    wir bleiben gierig, ungeniert,
    entscheidend ist: die Welt ist profitabel.
     
    Doch wie du dich auch noch bemühst,
    vor Eigennutz im Zorn

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