Jeder Hund kann gehorchen lernen
Schinken-Beute fixiert: »Wenn ich es schon nicht fressen darf, bewache ich das Ding wenigstens, damit es sich keiner von meinen Kollegen schnappt.« Und dann bemerkt Hugo genau im richtigen Moment, dass sich mit Alice ein ebensolcher Nahrungskonkurrent nähert.
Bei uns Menschen sähe eine solche Situation im Extremfall so aus: Jemand betritt ein Restaurant und steuert auf den Tisch eines Gastes zu, der sich soeben eine große Fleischplatte hat servieren lassen. Ein Stuhl am Tisch ist noch frei, der »Fremde« macht Anstalten, sich dazuzusetzen und mitzuessen. Ganz klar: Der »Eindringling« wird in jedem Fall eine entsprechende Reaktion ernten. Ein selbstbewusster Typ steht vielleicht sofort auf und fragt, was das soll. Ein zurückhaltender Typ schaut womöglich erst einmal verwirrt.
Als Mensch wäre Hugo sicherlich ein sehr selbstbewusster Typ, denn kaum nähern Alice und ich uns seinem »Revier«, springt er auf und bellt dermaßen furchterregend, dass die Schauspielerin ihr Handwerk vergisst und wirklich erschrickt. Überzeugender kann man Kaffee nicht verschlabbern! Kommentar aus der Regie: »Super!« Es folgt ein kurzer Check, ob auch technisch alles okay ist. »War alles gut. Danke!«
Die allgemeine Stimmung entspannt sich, der Gute-Laune-Pegel zeigt wieder nach oben. Nur vier Minuten hat der Dreh gedauert, und die Produktion hat die verlorene Zeit wieder aufgeholt. Wir bleiben noch freiwillig eine halbe Stunde lang am Set, denn dort gibt’s nun ein leckeres Mittagessen. Und natürlich bekommt Hugo zur Belohnung noch eine weitere Scheibe des heiß ersehnten Schinkens.
Für Alice war die gedrehte Szene normaler Hundealltag und keine Belastung. Schließlich hat Hugo sie bloß davor gewarnt näherzukommen – auch wenn die Reaktion eines solch großen Hundes manchen Menschen Angst einjagt. Es ging Hugo in keiner Weise darum, Alice anzugreifen und zu verletzen, die beiden kennen sich und haben noch kurz vor dem Dreh miteinander gespielt. Hugo übermittelte lediglich eine klare Ansage: »Komm nicht näher, hier liegt Beute, und zwar meine.« Und dass Hugo Alice die Show gestohlen und ihre Rolle bekommen hat, hat sie gar nicht bemerkt. Wie schon in Kapitel 6 beschrieben: Hunde kennen zwar Futterneid, doch Eitelkeit kennen sie nicht.
Kleine Kunststückchen verbinden Hund und Halter
Ein Hund, der a ls » Schauspieler « a rbeitet, sollte nicht nur a uf Fotos gut rüberkommen, er muss vor der Kamera a uch diverse Tricks und A nforderungen beherrschen. A lso eigentlich nichts für A nfänger.
»Für einen neuen Videorekorder-Werbeprospekt suchen wir einen kleinen, süßen Hund«, lautet die Anfrage einer Kölner Werbeagentur. Ich schaue mir den Prospekt vom Vorjahr an, um ein Bild davon zu bekommen, wie die Agentur arbeitet. Damals warb ein gelber Labrador für die Videorekorder, nun ist ein kleinerer Sympathieträger gefragt. Am besten einer, der ungefähr genauso lang ist wie ein Videorekorder aus der neuen Serie breit. So kann der Hund – anders als ein Labrador – auch auf dem Gerät sitzend fotografiert werden.
EXTRA-TIPP:
Der » Zeitung tragen « -Trick !
Wenn Sie mit Ihrem Hund das eine oder andere Kunststückchen üben, lasten Sie ihn geistig aus und verbessern die Bindung. Wer einen apportierfreudigen Hund besitzt, kann Gysmos Übung zur Mission »Zeitung tragen« erweitern. Der Hund hält die Zeitung oder Zeitschrift (am besten eingerollt und mit Gummi zusammengehalten) nicht nur im Maul, er wird außerdem dazu animiert, sie beim Laufen wie ein Apportierholz zu tragen.
Hat der Hund die Zeitung im Maul, loben Sie ihn in entsprechend »erfreuter« Tonlage mit dem Wort »Halten«. Lässt er sie wieder los, beginnen Sie von Neuem und loben ihn, sobald er sie wieder im Maul hat, erneut mit »Halten«. Das üben Sie nun jeden Tag ein paar Mal. Mit der Zeit gelingt es dem Hund, die Zeitung auch während des Laufens im Maul zu behalten. Beginnen Sie also am besten mit kurzen Wegen und steigern Sie die Strecke allmählich. Bis Sie Ihrem Nachbarn (oder ihrer Nachbarin) damit imponieren können, dass Ihr Hund die Zeitung vom Kiosk bis nach Hause trägt, bedarf es allerdings eines geduldigen Trainings. Prinzipiell kann man diese Fähigkeit mit allen möglichen Gegenständen trainieren.
Alice hat mittlerweile Welpen bekommen – und einen von ihnen habe ich behalten: Rein optisch wäre der – zu diesem Zeitpunkt – rund sieben Monate a lte und gut fünf Kilo schwere Gysmo der ideale Kandidat. A ber
Weitere Kostenlose Bücher