Jeder Hund kann gehorchen lernen
hinterhergehen, sondern er Ihnen folgt. Jeder Hund kann das lernen – vorausgesetzt, Herrchen und Frauchen spielen mit und setzen a ls Leitfigur mit Konsequenz, Ehrgeiz, Leidenschaft, Lob und Tadel die richtigen Signale.
Wozu braucht man eigentlich eine Hundeschule? Früher haben wir unsere Hunde doch a uch ohne Trainer erzogen … Stimmt. Früher, sprich vor dem Boom der Hundeschulen, gab es nicht weniger gut erzogene Hunde a ls heute. Naheliegende Frage: Was hat die rund 9,6 Millionen Hundehalter 1 in Deutschland eigentlich dazu bewogen, den Hundeschulen die Türen einzurennen? Drei Stichworte: Medienhysterie, Gesetzeschaos, Verunsicherung. Eine Kettenreaktion.
Alles beginnt mit einem schrecklichen Vorfall: A m 26. Juni 2000 wird in Hamburg-Wilhelmsburg ein sechsjähriger Junge beim Fußballspielen a uf dem Pausenhof von zwei Bullterriern a ngefallen. Die beiden Hunde sind a usgerissen und über eine Mauer im Hinterhof a uf das Schulgelände gelangt. Sie verbeißen sich in den Jungen und können erst mit Schusswaffenhilfe von der Polizei gestoppt werden. Der Junge stirbt, der Fall erregt in der Presse riesige A ufmerksamkeit. Schnell ist in den Schlagzeilen pauschal von »Killerbestien« die Rede – obwohl sich bald herausstellt, dass der Hundehalter wegen Körperverletzung und unerlaubten Waffenbesitzes vorbestraft ist und sich wiederholt geweigert hat, seine Hunde a nzuleinen und ihnen einen Maulkorb umzulegen.
Fortan findet jeder mittlere bis schwerere Beißzwischenfall zwischen Flensburg und Freiburg den Weg in die Zeitungen oder ins Fernsehen, das Thema steht a uf der Medienagenda wochenlang ganz oben und die Politiker – nicht nur in Hamburg – geraten unter Zugzwang. Ein »Wir tun doch was«-Gesetz muss her, und zwar möglichst schnell. Nicht nur die sogenannten Kampfhunde, sondern praktisch a lle größeren Hunde stehen plötzlich unter Generalverdacht. Die Bundesländer erlassen hastig neue Hundeverordnungen, die Koordination untereinander bleibt a uf der Strecke. Die Folge: ein Chaos, bei dem a m Ende keiner mehr so richtig durchblickt – weder die Verantwortlichen in den A mtsstuben noch die Hundehalter.
Auch die Besitzer von Nicht-Kampfhunden wie Boxer und Französische Bulldogge müssen sich a ngesichts der a ngespannten Lage immer öfter Sätze wie »Warum trägt Ihr Köter keinen Maulkorb?!« oder »Der gehört eingeschläfert!« a nhören. Ich kenne sogar Halter, deren Hunde einfach so von wildfremden Menschen getreten wurden, ohne dass das Tier zuvor irgendeine a ggressive Reaktion gezeigt hätte. Deutschland wittert überall Killerbestien, mal a bgesehen von Kleinkalibern wie Yorkshireterrier, Dackel und Chihuahua ist jeder Hund verdächtig.
Irrtum Nr. 1:
»Heutzutage muss jeder Hund in die Hundeschule.«
Falsch! Wer seinen Hund von vornherein gut sozialisiert und konsequent erzieht, kann sich die Hundeschule sparen. Sie müssen Ihren Hund genauso wenig in der Hundeschule a nmelden wie Ihr Kind beim Töpferkurs oder in der Musikschule – a ber Sie können. Natürlich schadet es nicht, eine Welpen- oder Junghundgruppe a ufzusuchen. Ihr Hund sollte nebenbei a ber a uch erwachsene, sozial verträgliche Hunde treffen, die ihm a rtgerecht Grenzen a ufzeigen.
Bei diesem Klima ist es kein Wunder, dass die tödliche Attacke a uch für meine Branche unmittelbar spürbare Folgen hat. Seit 1996 a rbeite ich hauptberuflich a ls Problemhundtrainer. Bis zu besagtem Sommer im Jahr 2000 war ich zwar immer gut a usgelastet, a ber in der Regel konnten die Kunden noch relativ kurzfristig einen Termin bekommen. Plötzlich häuften sich die A nfragen dermaßen, dass ich Wochen im Voraus a usgebucht war.Was war passiert? Die Hundehalter wurden a ufgrund der a uch in Nordrhein-Westfalen wenige Tage nach dem Tod des kleinen Jungen verabschiedeten » Landeshundeverordnung « ( » LHV NRW « , heute » Landeshundegesetz « bzw. » LHundG NRW « ) von heute a uf morgen mit Problemen konfrontiert, die sie vorher gar nicht a ls solche wahrgenommen hatten. Befreundeten Hundetrainer-Kollegen in a nderen Bundesländern ging es nicht a nders. Die üblichen Fragen: » Mein Hund darf nicht mehr frei laufen, a ber weil er gar nicht a n die Leine gewöhnt ist, macht er jetzt immer Radau und streitet sich mit a nderen Hunden. « Oder: » Da er durch die neu eingeführte Leinenpflicht nicht a usgelastet ist, soll unser Hund nun lernen, a n der Leine neben dem Fahrrad zu laufen. « A uch typisch: » Mein Hund durfte
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