Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Jeder Hund kann gehorchen lernen

Titel: Jeder Hund kann gehorchen lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Lenzen
Vom Netzwerk:
Drehbuchs, dass der Regisseur unrealistische Vorstellungen hat, und weise ihn darauf hin, was machbar ist und was nicht. Wichtig ist auch, die Abfolge der Aufgaben am Set hundegerecht zu planen. Ein Hund, der in der ersten Szene noch über einen Zaun springen oder jemanden verfolgen soll, kann nicht in der anschließenden zweiten Szene ruhig und entspannt auf dem Sofa liegen. Denn dann würde er wahrscheinlich hecheln, ständig aufstehen und den Wassernapf suchen.
    Leckerchen a ls Motivationskick für Nichtalltägliches
    Ich erinnere mich noch genau a n A lices TV-Debüt … Köln, Mitte der 1990er-Jahre. Die ersten Folgen der RTL-Krimiserie » Die Wache « werden produziert. Für A lice steht eine eher kleine Nummer a uf dem Programm: Laut Drehbuch liegt ein Obdachloser nachts im Hinterhof eines Hauses a uf einer Matratze und schläft. Drei Hunde biegen um die Ecke, laufen a uf ihn zu und wecken ihn a uf. Daraufhin klaubt der Obdachlose überstürzt seine Sachen zusammen und verschwindet. Nun kann ich den Hunden schlecht das Kommando » Geht da mal rüber und weckt den Menschen a uf! « geben. Was mache ich a lso? Ich verstecke einfach rund um die Schlafstätte des » Obdachlosen « und in seiner Kleidung Leckerchen, um A lice und die beiden a nderen Hunde, die ich mit a n den Drehort gebracht habe, a nschließend a uf Kommando dorthin zu schicken und sie suchen zu lassen. Das klappt wie erwartet ohne Komplikationen; schon nach zwei A nläufen ist die Szene im Kasten.

    Alice hat ihre Sache gut gemacht!
    Reizthema Leckerchen: Mittlerweile dürfte klar sein, dass ich als Hunde trainer strikt dagegen bin, Leckerchen als Allheilmittel für die Grundkommandos der täglichen Erziehung zu benutzen. Als Filmtier trainer nutze ich sie sehr gerne – aber nicht immer: Gäbe ich beispielsweise einem Hund vor laufender Kamera das Kommando, den Raum zu verlassen, so erhielte er dafür sicherlich kein Leckerchen, denn »Raus!« bedeutet ganz klar, dass der Hund sich unterordnen muss. Das fällt unter die Kategorie »selbstverständliche Alltagskommandos«.
    Wenn es also wie bei der beschriebenen Szene darum geht, unter freiem Himmel auf einen Menschen zuzustürmen, der auf einer Matratze liegt, und ihn abzuschnüffeln und anzustupsen, gehört das sicher nicht zum Hundealltag. Das hat nichts mit Unterordnung zu tun und wird entsprechend honoriert. Die einzige Schwierigkeit besteht in diesem Fall darin, dass drei Hunde gleichzeitig beteiligt sind. Doch Alice kennt ihre beiden Hundekollegen bereits, die drei verstehen sich, es gibt kein Konkurrenzgehabe, und so ist die Aufgabe bei diesem Dreh vergleichsweise leicht: nur ein Schauspieler, sehr kurze Szene, kaum Ablenkung für die Hunde.
    Tricks a uf Sichtzeichen
    Vor jedem Dreh erhalte ich die Dispo, eine A rt A blauf- und Organisationsplan, in dem a lle möglichen Informationen zum Dreh festgehalten werden: Jeder – vom Maskenbildner über den Beleuchter bis zu den Schauspielern – erfährt genau, was er wann und wie zu tun hat. A uch der Filmtiertrainer. Die Dispo enthält zudem eine kurze Inhaltsbeschreibung der jeweiligen Szenen und ihre ungefähre Länge. Ich weiß a lso immer ziemlich genau, was a uf mich und das Tier zukommt. Dennoch bin ich manchmal gefordert zu improvisieren, wenn irgendetwas im A blauf nicht funktioniert wie geplant.
    So geschehen beim Dreh des Fernsehkrimis Herzrasen für die ARD. Der ursprüngliche Plan: Zwei Schauspielerinnen sitzen in einer Cafeteria am Tisch und sind in ein Gespräch vertieft. Ein Komparse betritt mit einem großen Hund an der Leine den Raum, als Reaktion darauf fängt ein kleiner Hund unter dem Nachbartisch laut an zu bellen. Daraufhin erschrickt eine der Schauspielerinnen und lässt die Tasse, die sie gerade zum Mund führen wollte, fallen. Natürlich bekleckert sie sich. Schnitt.
    Keine Frage – für die Rolle des kleinen Hundes ist die zu diesem Zeitpunkt etwa fünfjährige Alice eine Idealbesetzung. Bellen auf Sichtzeichen   – auch aus größerer Entfernung – gehört zu ihrem Standard-Repertoire. Und auf Sichtzeichen zu gehorchen ist für einen guten Filmhund unabdingbar. Schließlich kann ich ihm kein Kommando wie »Bleib!« oder » Aus!« zurufen, wenn die Schauspieler im gleichen Moment ihren Text sprechen.
    Einem Hund das Bellen auf Sichtzeichen beizubringen, ist gar nicht so schwer. W ie immer bei »besonderen Leistungen« aus der Kategorie »Positivdressur« arbeite ich mit Leckerchen. Diesen Trick kann jeder zu

Weitere Kostenlose Bücher