Jeder kann mal Robin sein
mir mal mit dem Kamm durch die Haare fahren.« Sie löste ihre rechte Hand aus Max’ Fingern, der griff sofort nach ihrer freien Linken. Die Mutter lachte. »Was ist denn, du kleiner Klammeraffe?« Sie beugte sich hinunter und gab Max einen Kuß auf die Nase.
»Mama?« Max sah sie fragend an. »Du gehst doch nicht von uns weg?«
»Wieso? Ich bin doch gerade erst wieder gekommen.«
»Ich meine ja, ich meine ... so ganz und gar.«
Die Mutter stutzte. »Ganz und gar? Was sind denn das für Fragen?«
»Weil, es gibt Mütter, die tun das.«
»Ich nicht. Kannst dich drauf verlassen.« Gisela sah ihre Mutter an. »Wie kommt der Junge denn auf so was? Und warum ist eigentlich Tine nicht mitgekommen?«
Oma hakte ihre Tochter ein. »Das erklären wir dir ...«
»Sie muß doch auf Lilly aufpassen, Mama«, unterbrach sie Max.
»Welche Lilly denn?«
»Aber Mama.« Max trippelte ungeduldig auf der Stelle. »Das ist doch die Ellen, die wir durchs Fenster befreit haben.«
»Aha.« Gisela nickte. »In Greenwood gibt es also inzwischen Fenster. Wie ich höre, Mutter, ist mein Sohn unterdessen auch bei den Robinianern gelandet.«
»Das kann man wohl sagen«, bestätigte Oma mit einem Stoßseufzer.
»Die von der Polizei sind uns nicht böse wegen dem Fenster«, rief Max dazwischen.
»Polizei?« Gisela nahm ihre Mutter bei den Schultern. »Haben die Kinder etwas angestellt?«
»Aber nein, im Gegenteil. Die Robinianer haben ein mißhandeltes Kind befreit. Die Kleine aus eurer Nachbarwohnung. Aber nun reg dich doch nicht auf. Es ist ja alles gut gegangen. Paß lieber auf Max auf!«
Max hatte sich losgerissen und war dem Vater entgegengelaufen, der sich, mit zwei Koffern beladen, durch die Glastür drängte.
Peter umarmte Max und sah sich suchend um. »Wo ist denn Tine?«
Max zog ihn weiter. »Die muß auf Lilly aufpassen. Sonst kommt der Gisborne noch und holt sie. Stimmt’s, Oma?«
Peter stellte die Koffer ab, um Oma zu begrüßen. »Was ist nun mit Lilly und Gisborne? Wollt ihr das nicht mal genauer erklären?«
»Im Ernst, Mutter...« begann Gisela, aber Oma unterbrach sie. »Nicht hier! Erst mal raus aus dem Gewühl.«
»Da hast du ganz recht.« Peter nahm die Koffer. »Mir nach!«
Endlich saßen alle drei im Taxi. Max hinten zwischen seinen Eltern. Er war so glücklich wie schon lange nicht. Mit der linken Hand hielt er die rechte Hand seines Vaters, mit der rechten die linke Hand seiner Mutter.
Gisela beugte sich nach vorn. »Nun erzähl aber mal, Mutter.«
Nachdem Oma geendet hatte, lehnten sich beide Eltern schweigend zurück. Diese Neuigkeiten mußten sie erst einmal verdauen. Selbst Max merkte, daß es besser war, jetzt den Mund zu halten.
Tine und Judy standen am Fenster und schauten auf die Rosenstraße hinunter. Lilly hatten sie in die Mitte genommen. Tine sah auf ihre Armbanduhr. »Wo bleiben die bloß, müßten doch längst da sein!«
Judy stieß ihre Freundin mit der Schulter an. »Bist aufgeregt, was?«
»Hm, bißchen schon.«
Ein Taxi hielt vor dem Haus. »Da sind sie!« Tine lief schon aus dem Zimmer und die Treppe hinunter.
Gerade hatte Gisela den Fuß in den Schnee gesetzt, als ihr Tine um den Hals fiel. »Mama!«
»Tineschatz!«
»Laß mich auch mal ran!« Peter umarmte seine Tochter.
Während der Fahrer die Koffer auf den Gehweg stellte und die Mutter bezahlte, kletterten Oma und Max aus dem Taxi. Dann stiegen alle nach oben.
Die Eltern stellten die Koffer auf den Flur und hängten ihre Mäntel auf. »Wo ist denn die Kleine?« fragte Gisela.
»Im Wohnzimmer.« Tine öffnete die Tür und ging voran.
Lilly stand immer noch am Fenster, so, wie Tine sie verlassen hatte.
»Lilly, meine Mama ist da. Und mein Papa auch.«
Lilly hob den Kopf. Aber als Judy ihre Hand nahm und sie mitziehen wollte, um Tines Eltern zu begrüßen, machte sie sich steif.
Oma trat in den Türrahmen. »Lilly!« sagte sie leise.
Langsam, ganz langsam drehte Lilly sich um.
»Komm. Jetzt gibt es Tee und Butterbrot und Plätzchen.« Oma nahm Lilly bei der Hand und führte sie zu dem gedeckten Tisch.
Gisela setzte sich neben sie. »Grüß dich, Lilly. Ich bin Tines Mama. Magst du mir guten Tag sagen?« Sie streckte die Hand aus. »Ach, ist das schön zu Hause. Und Plätzchen gibt’s auch.« Sie nahm eine Handvoll aus der Schüssel und tat Lilly ein paar davon auf den Teller. »Die Hälfte du, die Hälfte ich.« Sie wartete.
Endlich schob Lillys Hand sich über den Tellerrand und nahm ein Plätzchen.
Da nahm
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