Jeder Kuss ein Treffer
schwer aufzukriegen, ein verklemmtes Fenster ist schwer aufzukriegen, aber wir reden hier von Schmuck! Ich kann den Deckel sogar mit den Zähnen hochnehmen, wenn ihr wollt. Los, Annie, mach schon!«
Annie wusste, dass sie früher oder später hineinschauen musste. Sie holte tief Luft und hob den Deckel an. Der Ring blitzte ihr entgegen.
»Oh, mein Gott!«, stöhnte Theenie.
Lovelle seufzte. »Junge, Junge!«
»Sehr schön«, sagte Destiny. »Ein ganzes Karat, sehr klar, anscheinend makellos, perfekte Tiffany-Fassung. Ich gehe davon aus, der ist von Wes?« Annie nickte. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie dachte, Doc könne es im Nachbarhaus hören. »Ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Ich habe bestimmt einen Schock.«
»Der ist wunderschön«, sagte Lovelle.
Theenie nestelte an ihren Fingernägeln herum. »Ja, aber der bleibt an den Decken hängen, wenn du die Betten machst.«
»Heißt das jetzt, dass du verlobt bist?«, fragte Destiny.
»Hm.«
»Nicht, dass mich das wundert«, sagte Destiny. »Ich habe ständig Visionen. Max und Jamie sind nicht die Einzigen, die in diesem Haus heiraten. Ich wollte nichts sagen, ich wollte, dass es eine Überraschung wird. Wann ist der große Tag? Nein, sag‘s mir nicht; ich weiß es schon. Du willst im Mai heiraten. Am besten fängst du schon mal an zu planen.«
»Ich habe ihm noch keine Antwort gegeben«, sagte Annie. »Er hat den Ring einfach hier liegen lassen und gesagt, ich sollte drüber nachdenken.«
»Probier ihn wenigstens mal an«, forderte Lovelle sie auf. »Mal sehen, ob er passt.«
Die Versuchung war groß. Schließlich holte Annie den Ring aus dem Kästchen und schob ihn auf ihren linken Ringfinger. Die drei Frauen beugten sich vor, um ihn genauer zu betrachten.
»Was für ein Riesenstein«, staunte Theenie. Annie nickte. »Er sitzt ein bisschen locker.«
Destiny wischte die Bemerkung beiseite. »Den kann man anpassen lassen. Aber ich finde, du solltest den Ring tragen, während du über die Antwort nachdenkst. Darfst du ihn behalten, auch wenn du nein sagst?«
»Warum sollte ich?«, gab Annie zurück.
»Du könntest ihn anders fassen lassen. Nach fünf Ehen weiß man so was.« Theenie sah Lovelle an. »Wenn sie Wes heiratet, muss ich ausziehen. Man weiß ja, was frisch Verheiratete so treiben.«
Lovelle nickte. » Die sind immer nackt.« Sie machte ein nachdenkliches Gesicht. »Vielleicht ist das gar nicht so schlecht, wenn man bedenkt, wie heiß Wes aussieht.«
Theenie fiel die Kinnlade herunter. »Lovelle, ich kann nicht glauben, was du da gerade von dir gegeben hast!«
»He, auch alte Damen haben ihre Bedürfnisse. Deshalb gibt es ja Spielzeug für Erwachsene.«
»So was will ich gar nicht hören!« Theenie hielt sich die Ohren zu. »Lalalalala. Ist sie fertig?«
»Hier zieht überhaupt niemand aus«, sagte Annie. »Außerdem kann ich jetzt noch nicht heiraten; ich habe gerade erst meinen Mann unter die Erde gebracht.«
Theenie nickte. »Stimmt. Eigentlich bist du in Trauer.«
Destiny trank einen Schluck Kaffee. »Seht ihr, das ist das Gute an Diamanten. Sie passen zu jeder Farbe. Besonders zu Schwarz.«
»Liebst du ihn?«, wollte Lovelle wissen.
Alle Blicke richteten sich auf Annie. Plötzlich hatte sie einen Kloß im Hals. »Ja. Ich muss nur drüber nachdenken.«
Lovelle klopfte ihr auf den Rücken. »Ach, wo die Sache jetzt ausgestanden ist, hast du auch einen klareren Kopf.«
Annie und Destiny tauschten einen Blick aus. Keine von beiden sagte etwas. Annie machte sich wieder an die Arbeit. Destiny schenkte sich Kaffee nach und trank ihn schweigend. Peaches reckte sich, gähnte auf einem der Stühle und sprang dann herunter. Sie ging zu ihrer Schüssel und schlug dagegen. Die Schüssel rutschte fast einen Meter weit. Wasser schwappte heraus. Niemand achtete darauf. Peaches stolzierte hinüber zum Schrank, setzte sich hin und starrte Annie an. Schließlich begaben sich Theenie und Lovelle in das Sonnenzimmer, um ihre Lieblingssendung am Vormittag zu sehen. Destiny nieste. »Donna Schaefer hat ihn nicht umgebracht.«
Annie arbeitete schweigend weiter.
Peaches rieb sich am Schrank, ohne den Blick von ihrem Frauchen abzuwenden.
»Sie glaubt bloß, dass sie schuldig an seinem Tod ist, aber er lebte noch, als sie wegfuhr.« Destiny putzte sich die Nase.
Peaches schlug mit der Pfote gegen den Schrank.
Klong, klong, klong.
Annie schaute hoch und blickte aus dem Fenster über der Spüle.
»Es muss anschließend noch jemand
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