Jeder Kuss ein Treffer
aussehen würde! »Wenn Schweine fliegen können, Bridges.« Wieder versuchte Annie, die Tür zu schließen, aber er ließ es nicht zu.
»Ich bleibe hier so lange stehen, wie es sein muss.« Sein entschlossener Gesichtsausdruck sagte ihr, dass er es ernst meinte.
»Momentan ist es ganz schlecht«, erklärte Annie. »Morgen findet hier die Hochzeit des Jahrhunderts statt, ich habe noch jede Menge zu tun.« Gezwungen lächelte sie ihn an. »Hau doch lieber ab. Du findest bestimmt noch jemand anders, den du ausspionieren kannst.«
»Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass ich das Zimmer unter Vorspiegelung falscher Tatsachen gemietet habe«, sagte er. »Ich bin ein Profi und wurde für eine bestimmte Aufgabe engagiert, nämlich herauszufinden, was mit deinem Mann passiert ist.«
»Und deshalb musstest du mich ausschnüffeln«, erinnerte Annie ihn. »Du hast ganz schön Nerven, hier aufzutauchen, weißt du das?«
»Du bist immer noch sauer auf mich.«
»Ha! Wenn ich nicht ständig Konfliktbewältigung üben würde, hätte ich schon längst das Nudelholz rausgeholt. Vielleicht habe ich gleich einen Rückfall und hole es trotzdem.«
»Versetz dich doch mal in Eves Lage!«
»Nein, vielen Dank. Die Frau ist plemplem.« In Wirklichkeit hatte sich Annie schon sehr oft in Eves Lage versetzt. Ihre Wut und ihr Groll auf die Frau waren bereits schwächer geworden. Aber ein bisschen war immer noch da.
»Ihr Sohn, ihr einziges Kind, war über drei Jahre verschwunden, als sie mich engagierte, Annie. Sie war krank vor Sorge.«
»Und überzeugt, dass ich hinter seinem Verschwinden stecke. Das ist doch das Letzte! Zumindest muss ich keine Schuldgefühle haben, weil ich so viele gemeine Sachen über sie verbreitet habe.«
»Meiner Meinung nach hat auch ihr Sohn eine gewisse Mitschuld, weil er ihr gesagt hat, wie unglücklich er sich in seiner Ehe fühlt.«
»Keine Sorge, über Charles habe ich auch jede Menge Schlechtes erzählt.«
Erst sah es aus, als würde Wes lächeln, doch dann schien er es sich anders zu überlegen. »Was hättest du denn getan, Annie? Wenn es dein Sohn gewesen wäre? Und wenn du gewusst hättest, dass Lamar Tevis die Ermittlungen leitet?«, fragte er.
»Auf jeden Fall hätte ich nicht
mich
beschuldigt.«
»Ungefähr fünf Minuten, nachdem ich dich kennenlernte, wusste ich, dass du nicht hinter seinem Verschwinden stecken konntest. Wenn ich nicht bewusstlos gewesen wäre, hätte ich das noch schneller begriffen.«
»Ich finde, das wäre der perfekte Zeitpunkt gewesen, um die Wahrheit zu sagen.«
»Das wollte ich auch.«
»Du wolltest mich ins Bett bekommen.«
»Das auch.«
Annie warf einen Blick auf die Wanduhr. »Sind wir jetzt fertig?« Er kam näher. »Liebling, wir haben noch nicht mal angefangen.«
Bei dem Kosewort kribbelten Annies Zehen. Bei dem Blick in Wes‘ Augen wurde es ihr ganz warm im Magen. »Ich habe zu tun, Wes.«
»Ich muss dir etwas sagen«, erklärte er. »Über Charles.«
Annie konnte ihre Verärgerung nicht verbergen. »Ich habe keine Lust mehr, über Charles zu sprechen, verstanden? Ich will einfach nur meine Ruhe haben.«
»Donna Schaefer hat ihn nicht umgebracht, Annie. Nachdem sie gegangen war, muss noch jemand anders ins Haus gekommen sein. Wahrscheinlich dieselbe Person, die ihn nach draußen schleppte und dort vergrub.«
Kalt lief es Annie die Wirbelsäule hoch. »Norm?«
»Möglich. Ich möchte, dass du vorsichtig bist. Er ist richtig sauer, weil ich die Ermittlungen auf ihn gelenkt habe und weil du ihn bei Jimbo einfach so hast stehen lassen. Hat mir Erdle erzählt.«
»Ich kann selbst auf mich aufpassen«, sagte Annie trotzig.
»Das ist gar nicht nötig. Danny ist so liebeskrank, dass er sofort auf der Matte steht, wenn du ihn rufst.«
»Danny ist weg.«
Wes‘ Augenbrauen zogen sich zusammen. »Wohin?«
»Er hat eine neue Arbeit in Charleston.«
»Wo in Charleston?«
»Keine Ahnung«, gab Annie ungeduldig zurück. »Er ist weg, okay? Ich habe keine Möglichkeit, ihn zu erreichen.« Sie hatte einen Kloß im Hals. »Ich möchte jetzt nicht darüber sprechen.«
»Annie …«
»Hör zu, ich bin nicht mehr sauer, ja? Und ich weiß es zu schätzen, dass du mir wegen Norm Bescheid gesagt hast. Aber ich habe wirklich jede Menge zu tun und muss einfach eine Zeitlang allein sein.« In Wirklichkeit durfte sie nur nicht in Wes‘ Nähe sein. Sonst konnte sie keinen klaren Gedanken fassen.
Wes nickte. »Ich bin eh … hm … auf dem Weg nach
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