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Jedes Kind kann richtig essen

Jedes Kind kann richtig essen

Titel: Jedes Kind kann richtig essen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfe und Unzer , Hartmut Morgenroth
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überhaupt nichts essen mag. Sie muss begreifen:
    Olga kann die Menge, die sie isst, perfekt regeln.
    Keinen Bissen mehr isst Olga durch all den Druck, den ihre Mutter auf sie ausübt. Es kann sein, dass Olga ohne diesen Druck insgesamt auch nicht wesentlich mehr essen würde. Das braucht sie auch nicht, denn ihre Gewichtskurve ist völlig normal. Und mit Sicherheit könnten Mutter und Kind ohne Druck und Stress viel mehr Spaß beim Essen haben.
→ Sprüche für die Küche
    Theoretisch ist Olgas Mutter das alles klar geworden. Aber es gelingt ihr längst noch nicht immer, danach zu handeln. Zu tief sitzt das Misstrauen, zu viele »Gespenster« aus ihrer eigenen Kindheit spuken noch in ihrem Kopf herum. Deshalb haben wir gemeinsam einige Merksätze überlegt, die sie in der Küche aufgehängt hat und die ihr vielleicht helfen können, die »Gespenster« zu vertreiben:
»Wenn du gesund bist und fidel, ist mir egal, ob du wenig isst oder viel!«
»Ob dick oder dünn – ich hab dich lieb!«
»Ich vertraue darauf: Du nimmst dir, was du brauchst!«
»Ich nehme dich an, wie du bist – egal, wie viel du isst.«
»Du magst nichts? Das macht nichts!«
    Ein zusätzlicher Hinweis hat Olgas Mutter sehr gut geholfen. Sie hatte immer »extra« für ihre Tochter gekocht und selbst nicht mitgegessen – mit der Begründung: »Ich nehme ja schon zu, wenn ich Essen nur anschaue.« Also saß sie immer bei den Mahlzeiten daneben und verfolgte mit ihren Blicken jeden Bissen ihrer Tochter. Versetzen Sie sich einmal in Olgas Lage: Schon Mamas erwartungsvolles Zuschauen war Druck für sie! Nach unseren Gesprächen nahm sich Olgas Mutter etwas auf den Teller und aß bei jeder Mahlzeit gemeinsam mit ihrer Tochter. Sie konzentrierte sich auf ihre eigene Mahlzeit und widmete Olgas Portion keine übertriebene Aufmerksamkeit mehr.
    Falls es auch Ihnen wie Olgas Mutter schwer fällt, die kleinen Portionen Ihres Kindes »auszuhalten«, statt Druck auszuüben: Wir haben im Anhang ab >  einige »Sprüche für die Küche« zum Ausschneiden und Aufhängen vorbereitet. Besonders hilfreich sind diese Sätze, wenn Ihr Kind selbst schon lesen kann oder wenn es die Sprüche auswendig kennt und Sie ab und zu darauf hinweisen kann.
→ »Ohne Gemüse kein Nachtisch!«
    »Erst musst du deinen Teller leer essen, sonst gibt es keinen Nachtisch!«
    Dieser Satz ist beliebt und verbreitet.
    Wenn das Kind »brav« oder »schön« gegessen hat, bekommt es zur Belohnung einen süßen Nachtisch. Wenn es nicht »schön« gegessen hat, bekommt es keinen Nachtisch (oder erst, nachdem es lange genug gequengelt hat).
    Viele Eltern machen es so, und ich gebe zu, dass ich es mit meinen ersten beiden Kindern früher auch manchmal so gemacht habe. Mittlerweile weiß ich, dass nichts Gutes dabei herauskommen kann. Warum nicht?
    Es gibt eine Untersuchung darüber:
    Vorschulkinder wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die einen bekamen eine Belohnung, wenn sie eine bestimmte neue Speise probierten, die anderen nicht. Haben die »belohnten« Kinder anschließend die Speise freiwillig häufiger ausgesucht? Nein! Im Gegenteil. Sie wollten nichts mehr davon wissen. Die Belohnung hatte nicht als Anreiz gewirkt, sondern die neue Speise eher abgewertet. Essen mit Nachtisch zu belohnen ist Druck – und bewirkt das Gegenteil von dem, was es eigentlich bewirken soll. Viele Eltern glauben uns das nicht.
    Merkwürdige Logik
    Vielleicht wird es an Daniels Geschichte deutlicher. Seine Mutter hat sich etwas ganz Besonderes ausgedacht:
     
    Daniel, knapp drei Jahre alt, ist ein »schlechter Esser«, wie seine Mama meint. Obwohl er ganz gut allein essen kann, füttert sie ihn fast immer. Er mag kein Gemüse – aber Süßes! Am liebsten Schokolade.
    Wenn seine Mama ihn mit Gemüse füttern will, macht er meistens den Mund zu. Daniels Mama weiß sich zu helfen. Sie holt einen Riegel Schokolade aus dem Schrank:
    »Schau mal, mein Schatz, diese Schokolade bekommst du, wenn der Teller leer ist. Sonst gehen wir rüber zur Nachbarin. Dann bekommt deine Freundin Mirjam die Schokolade.«
    Das will Daniel natürlich nicht. Der Mund geht auf, und er lässt sich einige Löffel Gemüse einflößen.
     
    Welche Logik! Mirjam, die zweijährige Nachbarstochter, hat nun wirklich überhaupt nichts mit Daniels Gemüseportion zu tun. Es ist reine Erpressung.
    Vordergründig funktioniert sie auch, denn Daniel isst ja etwas Gemüse. Aber wie fühlt sich Daniel dabei? Mit Todesverachtung schlingt er das Gemüse

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