Jedes Kind kann richtig essen

Ihrem Kind einen Nachschlag verweigern würden: Die Versuchung, sich einzumischen und Druck auszuüben, ist sehr groß, sobald Sie Ihr Kind tatsächlich »zu dick« finden.
    Sie können kaum mit ansehen, welch große Portionen Ihr Kind vertilgt. Sie haben ein schlechtes Gefühl, wenn es Eis oder Kuchen oder Süßigkeiten isst.
    Der Satz »Du solltest nichts mehr essen, weil du zu dick wirst« spukt Ihnen zuerst eine Weile im Kopf herum, und dann ist er Ihnen doch »herausgerutscht«. So ein Satz ist Gift für das Selbstvertrauen Ihres Kindes.
    Sie können sich leicht in die Lage Ihres Kindes hineinversetzen: Stellen Sie sich vor, Sie haben Gäste, und es gibt Ihren Lieblingsnachtisch. Sie wollen gerade genussvoll ein zweites Mal zulangen. Da hält Ihr Mann Ihre Hand fest und sagt: »Das reicht ja wohl.
    Willst du noch dicker werden?« Wie würden Sie sich fühlen? Verletzt und gedemütigt? So wütend, dass Sie es ihm auf der Stelle heimzahlen möchten?
    Würden Sie sich am liebsten scheiden lassen? Ihr Kind fühlt sich nach so einem Satz genauso schrecklich. Es kann sich aber nicht von Ihnen scheiden lassen. Aber es kann sich rächen und Ihnen beweisen, dass es stärker ist als Sie – indem es den Kampf aufnimmt und erst recht viel isst.
    → Verordnete Diät
    Was ist von einer Diät zu halten, die Sie oder jemand anders Ihrem Kind verordnen? Gar nichts! Wenn Sie Ihrem Kind eine Diät zum Abnehmen vorsetzen, tragen Sie sozusagen ständig ein Plakat mit der Aufschrift »Du darfst nicht essen, weil du zu dick bist« herum. Eine Diät ist Druck – nichts anderes! Ein Erwachsener kann selbst entscheiden, ob er eine Diät durchhalten will oder nicht. Und trotzdem: Selbst bei Erwachsenen führt eine Diät in den allermeisten Fällen nur zum »Jo-Jo-Effekt«: Sie nehmen ab und nach Ende der Diät jedes Mal umso mehr wieder zu. Nur wenn ein Erwachsener besonders motiviert ist, besteht eine geringe Chance auf langfristige Gewichtsabnahme.
    Einem Kind gegen seinen Willen eine Diät zu verordnen ist brutaler Druck.
    Es kann gar nicht wirken – weil die Motivation fehlt. Dafür geht mit sehr großer Wahrscheinlichkeit der Schuss nach hinten los: Das Kind beschäftigt sich noch mehr mit dem Essen und nutzt jede Gelegenheit, sich den Bauch vollzuschlagen. Es verlernt seine Selbstregulation – und fühlt sich zu Recht schlecht behandelt.
    Ein Kind vor die Entscheidung zu stellen »Willst du eine Diät machen?« funktioniert ebenfalls nicht. Die Frage ist eigentlich eine Falle. Denn darin sind zwei Botschaften versteckt:
»Du solltest nicht essen, weil du zu dick bist.«
»Du bist selbst schuld, wenn du zu dick bist. Wer wirklich will, kann auch dünner werden.«
    Der Satz »Du darfst nicht essen, weil du zu dick wirst« ist Druck und macht alles nur schlimmer!
    Helfen Sie Ihrem Kind, indem Sie ihm zeigen: »Ich liebe dich so, wie du bist!«
→ Die Spielregel einhalten statt Druck auszuüben
    Ob Ihr Kind nun wirklich Übergewicht hat oder Sie sich unberechtigterweise Sorgen um seine Figur machen: Sie können ihm helfen, ohne es zu demütigen und ohne seine Freiheit zu sehr einzuschränken. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind körperlich aktiv ist. Ob es draußen herumtobt oder Fahrrad fährt, im Sportverein mitmacht oder mit Ihnen zusammen Fußball spielt – Bewegung sollten Sie immer ermuntern und unterstützen.
    So helfen Sie Ihrem Kind
    Bringen Sie Süßigkeiten (auch süße Getränke) und fette Speisen begrenzt und geplant ins Haus und auf den Tisch. Einen Vorrat an Süßigkeiten und Knabbereien wie Chips sollten Sie gar nicht erst anlegen. Das kann für besondere Gelegenheiten gezielt eingekauft werden.
    Machen Sie niemals einen Unterschied zwischen dem »dicken« Kind und den anderen Familienmitgliedern. Die Ernährungspyramide gilt für alle. Sie können Ihrem Kind überlassen, wie viel Brot (Vollkornbrot!) oder Kartoffeln oder Reis oder Nudeln oder Obst oder Gemüse – alles aus dem grünen Bereich der Ernährungspyramide – es essen möchte. Es ist ganz wichtig, dass es die Menge selbst bestimmen darf, auch wenn es Ihnen sehr viel erscheint.
    Legen Sie fest, wann die Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten stattfinden und welche Regeln am Tisch gelten.
    Probleme erkennen
    Falls Ihr Kind in kurzer Zeit sehr stark zugenommen hat, könnte ein ganz anderes Problem dahinter stecken.
    Dann ist es wichtig, die Ursache zu finden. Vielleicht können Sie ihm helfen, eine Lösung zu finden. Wenn Sie es nicht allein schaffen, suchen Sie