Jedi-Akademie 01 - Flucht ins Ungewisse
verdammt. Der Rest der Siedlung wirkte verlassen und still.
Die beiden Männer hielten in ihrer Arbeit an dem geborstenen Türrahmen inne, doch sie schienen nicht zu wissen, wie sie auf das Auftauchen des Fremden reagieren sollten. Luke war wahrscheinlich der erste Neuankömmling seit dem zwei Jahre zurückliegenden Besuch des Soziologen.
»Ich bin gekommen, um mit Gantoris zu reden«, begrüßte sie Luke. Sie sahen ihn ausdruckslos an. Ihre Kleidung wirkte abgetragen und geflickt, aus verschiedenen Stoffetzen zusammengenäht. Lukes Blick bannte einen der Männer. Der andere wich in den Schatten zurück. »Sind Sie Gantoris?« fragte Luke leise.
»Nein. Mein Name ist Warton.« Er suchte nach Worten; dann kamen sie in einem Schwall über seine Lippen. »Alle sind weg. In einer der Spalten hat es einen Steinschlag gegeben. Er hat zwei unserer Jüngsten verschüttet, die Bugdillos sammeln wollten. Gantoris und die anderen sind los, um sie auszugraben.«
Luke griff ungeduldig nach Wartons Arm. »Bringen Sie mich hin. Vielleicht kann ich helfen.«
Warton ließ sich widerstandslos antreiben und führte Luke einen gewundenen Pfad entlang, der sich zwischen zerklüfteten Felsen schlängelte. Der zweite Mann blieb bei den baufälligen Unterkünften zurück. Luke und Warton kletterten über achterbahnähnlich auf- und absteigende Simse die steile Wand einer Bodenspalte hinunter, eine Kluft, die durch die Gezeitenkräfte entstanden war. Hier unten schien die Luft dicker, übelriechender, beklemmender zu sein.
Warton hatte keine Mühe, die anderen Überlebenden in dem Labyrinth aus Seitenspalten und Erdrutschen zu finden. Luke sah sie Schulter an Schulter in einem Winkel der Spalte arbeiten, über neu heruntergefallenes Gestein klettern, die Felsbrocken zur Seite wuchtend. Jeder der dreißig Leute dort hatte denselben verbitterten Gesichtsausdruck, als wäre ihr Optimismus erloschen und als zwänge sie allein ihr Pflichtgefühl weiterzumachen. Zwei der Frauen beugten sich über den Schutt und riefen in die Spalten hinein.
Ein Mann arbeitete doppelt so hart wie die anderen. Sein langes schwarzes Haar hing ihm, zu einem Pferdeschwanz gebunden, über die linke Gesichtshälfte. Seine Brauen und Augenlider waren ausgezupft und ließen sein vor Anstrengung gerötetes Gesicht glatt und eckig erscheinen. Er schaufelte die Steine zur Seite, die die anderen hochgewuchtet hatten. Einen Teil des Schutts hatten sie bereits weggeräumt, aber die beiden Opfer noch nicht ausgegraben. Der dunkelhaarige Mann hielt inne und blickte zu Luke hinüber, ohne ihn zu erkennen oder seine Gegenwart überhaupt wahrzunehmen, und machte sich dann wieder an die Arbeit. So, wie Warton und die anderen ihn anschauten, vermutete Luke, daß es sich bei dem Mann um Gantoris handeln mußte.
Bevor Warton ihn zum Rand des Steinschlags führen konnte, blieb Luke stehen und überflog mit einem raschen Blick die Position der Felsbrocken. Er ließ die Arme nach unten hängen, konzentrierte sich so stark, daß er die Augen verdrehte, und griff mit der Macht hinaus. Mit dieser Kraft betastete er die Felsen, bewegte sie und verhinderte, daß andere Steine nachrutschten und zusätzlichen Schaden anrichteten. Als Yoda ihm beigebracht hatte, wie man große Steine hebt, war es nur ein Spiel gewesen, eine Übung; jetzt hingen zwei Leben davon ab.
Er ignorierte die verblüfften Ausrufe der Kolonisten, die zurückwichen und sich duckten, während Luke Felsbrocken um Felsbrocken von der Spitze des Steinhaufens abtrug und sie in andere Teile der Spalte schleuderte. Er konnte irgendwo in den düsteren Tiefen Leben spüren.
Als an den Felsen die ersten Blutflecken auftauchten und er einen bleichen Arm freilegte, den Teil einer Schulter, die in den unheimlichen Schatten der Lawine verborgen lag, stürzten mehrere Leute nach vorn. Luke verstärkte seine Anstrengungen, um den rutschenden Steinhaufen stabil zu halten, damit die Rettungsaktion nicht gefährdet würde. Er schleuderte weitere Felsen zur Seite.
»Sie lebt!« schrie jemand, und mehrere Helfer machten sich über den Schutt her, räumten Steine fort und holten ein junges Mädchen heraus. Gesicht und Beine waren zerschlagen und blutig, ein Arm war offensichtlich gebrochen; die Verletzte begann vor Schmerzen und Freude zu weinen, als die Retter sie befreiten. Luke wußte, daß sie überleben würde. Aber der kleine Junge neben dem Mädchen hatte nicht so viel Glück gehabt. Der Steinschlag hatte ihn auf der Stelle
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