Jedi-Akademie 01 - Flucht ins Ungewisse
Mistreß Leia nicht mitten in der Nacht wecken! Ich bin ein Protokolldroide, und in diesen Dingen muß man sich an die Vorschriften halten.« Er nickte bekräftigend. »Wir werden sie gleich morgen früh informieren.«
Auf der Gartenterrasse nahe den hohen imperialen Türmen senkte sich das Schwebetablett mit dem Frühstück auf Leias Tisch. Die Sonne beschien die Stadt, die sich über die gesamte Landmasse Coruscants erstreckte. Hoch oben in der Luft ließen sich fliegende Kreaturen auf den morgendlichen Thermiken treiben.
Leia musterte finster die Speisen, die ihr das Frühstückstablett darbot. Nichts davon sah appetitlich aus, aber sie wußte, daß sie etwas essen mußte. Sie entschied sich für einen kleinen Teller mit verschiedenem Gebäck und schickte das Frühstückstablett wieder fort. Ehe es verschwand, wünschte ihr das Tablett einen schönen Tag.
Sie seufzte und knabberte an ihrem Essen. Sowohl geistig als auch körperlich fühlte sie sich erschöpft. Sie haßte es, abhängig zu sein, selbst von ihrem eigenen Mann, aber sie schlief nie gut, wenn er fort war. Han hätte schon vor drei Tagen auf Kessel eintreffen müssen und sollte in zwei Tagen zurückkehren. Sie wollte sich nicht an ihn klammern, aber sie war enttäuscht, daß er ihr nicht einmal einen Gruß geschickt hatte. Da ihre diplomatischen Pflichten sie rund um die Uhr beanspruchten, sahen sie sich nur selten, selbst wenn sie beide auf demselben Planeten waren.
Nun, die Zwillinge würden in sechs Tagen heimkehren.
Bis dahin sollten Han und Chewbacca wieder zurück sein, und ihr gesamtes Leben würde sich ändern. Zwei Zweijährige, die durch den Palast tollten, würden Han und Leia zwingen, viele der Dinge, die sie als selbstverständlich erachteten, neu zu sehen.
Aber warum hatte sich Han nicht gemeldet? Es sollte doch kein Problem sein, vom Cockpit des Falken eine Holonetznachricht abzustrahlen. Sie war noch nicht bereit zuzugeben, daß sie sich Sorgen um ihn machte.
Aus dem Torbogen der Gartenterrasse drang ein Grußsignal, und ein altmodischer Protokolldroide trat auf sie zu. »Verzeihen Sie, Ministerin Organa Solo. Jemand möchte Sie sprechen. Wollen Sie den Besucher empfangen?«
Leia legte ihr Frühstücksgebäck auf den Teller. »Warum nicht?« Es war wahrscheinlich irgendein Lobbyist, der sich unter vier Augen bei ihr beschweren wollte, oder ein überängstlicher kleiner Funktionär, der von ihr eine Entscheidung in einer uninteressanten Detailfrage erwartete, oder einer der anderen Senatoren, der einen Teil seiner eigenen Verpflichtungen auf sie abwälzen wollte.
Statt dessen stürmte Lando Calrissian mit wehendem zinnoberrotem Umhang durch den Torbogen.
»Guten Morgen, Frau Minister. Ich hoffe, ich störe dich nicht beim Frühstück.« Er schenkte ihr ein breites, entwaffnendes Lächeln.
Als Leia ihn sah, hob sich augenblicklich ihre Stimmung. Sie stand auf und ging ihm entgegen. Er küßte galant ihre Hand, aber sie gab sich erst zufrieden, als sie ihn herzlich umarmt hatte. »Lando, du bist der letzte Mensch, den ich heute morgen erwartet habe!«
Er folgte ihr zu dem Tisch, der einen Blick auf die Skyline von Imperial City bot, rückte einen Stuhl zurecht und warf seinen Umhang über die Schulter. Ohne zu fragen, griff Lando sich eins der unberührten Teilchen und biß hinein.
»Was führt dich nach Coruscant?« fragte Leia. Plötzlich erkannte sie, wie sehr sie sich nach einer normalen Unterhaltung ohne diplomatische Verwicklungen und versteckte Interessen sehnte.
Lando wischte sich die Krümel aus seinem Schnurrbart. »Ich bin nur gekommen, um zu sehen, was ihr alle in dieser großen Stadt treibt. Wo ist Han?«
Sie knurrte. »Das scheint heute morgen der wunde Punkt zu sein. Er ist mit Chewie nach Kessel geflogen, aber ich glaube, es war für sie nur ein Vorwand, um sich ein paar schöne Tage zu machen und von den glorreichen alten Zeiten zu schwärmen.«
»Kessel kann ein ganz schön rauhes Pflaster sein.«
Leia wich seinem Blick aus. »Han hat sich seit sechs Tagen nicht gemeldet.«
»Das paßt gar nicht zu ihm«, sagte Lando.
»Oh ja, und ob – du müßtest es wissen! Wenn er übermorgen zurückkommt, wird er was von mir zu hören bekommen.« Dann zwang sie sich ein Lächeln ab. »Aber laß uns jetzt von etwas anderem reden. Wieso hast du überhaupt Zeit für einen Freundschaftsbesuch? Ein ehrbarer Mann wie du hat doch genug Verpflichtungen.«
Diesmal wich Lando ihrem Blick aus und rutschte unruhig auf
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