Jedi-Akademie 02 - Der Geist des Dunklen Lords
gab ihm neue Kraft. Er ließ diese Kraft durch sich strömen. »Du kannst nicht verstehen, warum die Imperialen mich so wütend machen«, fuhr er fort. »Mir scheint, in jedem Stadium meines Lebens hat das Imperium versucht, mich zu unterwerfen und mir die Rechte und die Freuden zu nehmen, die alle anderen Lebensformen genießen.«
»Du kannst nicht allein gegen das Imperium kämpfen«, sagte Dorsk 81.
Kyp schwieg einen langen Moment. »Vielleicht jetzt noch nicht«, antwortete er.
Ehe Dorsk 81 etwas sagen konnte, schob Kyp ein dichtes Gewirr von Blaublattästen zur Seite. Er spürte ein elektrisches Prickeln entlang seiner Wirbelsäule, als die Macht ihm verriet, daß sie angekommen waren.
»Das«, flüsterte Kyp, »das ist unser Ziel.«
Vor ihnen wich der Dschungel zurück und machte Platz für einen runden See, der wie ein glatter Spiegel aus Quecksilber aussah, nicht von einer einzigen Welle gekräuselt. In der Mitte des Sees befand sich eine kleine Insel, die von einer steil abfallenden Obsidianpyramide mit geteilter Spitze beherrscht wurde, wie sie typisch für die Massassi-Architektur waren; ein weiterer Tempel, derselbe, den Gantoris und Streen schon vor Wochen entdeckt hatten, doch Luke Skywalker war noch nicht dazu gekommen, ihn zu erforschen. Exar Kun hatte Kyp alles darüber erzählt.
Zwischen der gegabelten Spitze der großen Pyramide stand ein Koloß, eine glänzend schwarze Statue eines düsteren Mannes mit langen, nach hinten fallenden Haaren, einer Tätowierung in Form einer schwarzen Sonne auf der Stirn und dem wattierten Gewand eines alten Lord, des Dunklen Lords der Sith.
Kyp schluckte hart beim Anblick des Standbilds von Exar Kun. »Was glaubst du, wer er war?« fragte Dorsk 81 und spähte blinzelnd über das Wasser.
Kyp antwortete mit leiser, heiserer Stimme: »Jemand, der sehr mächtig war.«
Die riesige orangene Kugel von Yavin hing so tief am Horizont, daß nur eine fahle Sichel über den Baumwipfeln zu sehen war. Die kleine Sonne des Systems würde ebenfalls in Kürze untergehen. Die Zwillingslichter am Himmel warfen glitzernde, sich kreuzende Muster über den stillen See.
Kyp wies auf den Tempel. »Wir können die Nacht dort drinnen verbringen, wenn du möchtest«, sagte er.
Dorsk 81 nickt eifriger, als Kyp erwartet hatte. »Ich würde lieber wieder an einem geschützten Ort schlafen«, sagte er, »statt in einer Baumkrone. Aber wie willst du hinkommen? Wie tief ist der See?«
Kyp trat ans Ufer. Das Wasser war durchsichtig wie ein Diamant und so tief, daß es den Grund wie eine Linse reflektierte und es unmöglich machte, festzustellen, wie tief das Wasser reichte. Dicht unter der Oberfläche sah er Felssäulen, die sich wie unterseeische Trittsteine vom Grund erhoben und knapp unter dem Wasserspiegel aufhörten.
Kyp trat auf die nächste Säule. Das klare Wasser kräuselte sich um seine Schuhsohle, aber er versank nicht. Er trat auf den zweiten Stein.
Dorsk 81 starrte ihn an; Kyp wußte, daß es aussehen mußte, als würde er auf dem Wasser gehen. »Benutzt du die Macht?« fragte Dorsk 81.
Kyp lachte. »Nein, ich benutze die Trittsteine.«
Ohne zu zögern watete er zum nächsten Stein und dann zum übernächsten, konnte es kaum erwarten, den Tempel zu erreichen – eine Quelle neuen Wissens und geheimer Techniken. Auf der Insel trat er auf erstarrtes Vulkangestein, das von orangenen und grünen Flechten überzogen war, die wie Rinnsale aus nichtmenschlichem Blut aussahen. Er konnte die Macht bereits spüren.
Kyp drehte sich um und verfolgte, wie sein Gefährte über den See kam. Es sah wirklich so aus, als würde Dorsk 81 auf der zerbrechlichen Membran der Seeoberfläche wandeln. Die Illusion war sehr überzeugend. Die Insel selbst war in Stille gehüllt, als würde es keines der Dschungeltiere und Insekten wagen, sich dem verlassenen Tempel zu nähern.
»Es ist kalt hier«, sagte Dorsk 81, schüttelte Wasser von seinen Füßen und sah sich um. Der glatthäutige Nichtmensch zog den Kopf zwischen die Schultern.
»Gerade hast du dich noch über die Hitze beschwert«, sagte Kyp. »Du solltest dankbar sein.«
Dorsk 81 kniff den lippenlosen Mund zusammen und nickte, sagte aber nichts mehr.
Kyp wanderte umher, betrachtete die glänzend schwarzen Glaskanten der Pyramide, die Schnittstelle an der Spitze. Durch die Bauweise wurde die Macht kanalisiert und konzentriert, um die Kraft der Sith-Rituale zu steigern.
Er blickte hinauf zur reglosen Statue von Exar Kun. Der düstere
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