Jedi-Akademie 02 - Der Geist des Dunklen Lords
dunkle Lord wirkte so real auf ihn, daß Kyp jeden Moment erwartete, die Statue würde sich zu ihm herunterbeugen und ihn ergreifen.
Kyp wußte jetzt, daß der Große Tempel der Brennpunkt der gesamten Massassi-Zivilisation war, die Exar Kun vor dem Niedergang in die Primitivät gerettet hatte. Der Große Tempel war sein Hauptquartier gewesen, die Schaltstelle für Kuns Schlachten in den Sith-Kriegen. Aber dieser kleine, isolierte Tempel hatte ihm als privater Zufluchtsort gedient, wo sich Exar Kun auf die Entwicklung seiner Fähigkeiten konzentrieren und seine Kräfte steigern konnte.
Kühler Wind blies ihm aus der keilförmigen Öffnung entgegen, als wäre der stille Tempel eine Art schlafendes Ungeheuer. »Gehen wir rein«, sagte Kyp.
Er zog den Kopf ein und trat einen Schritt in die verschlingende Dunkelheit. Aber als er blinzelte, wurde es in der Kammer nach und nach heller, als wären in den schwarzen Glasblöcken Blitze eingesperrt, deren matte Funken nur aus den Augenwinkeln zu erkennen waren. Als Kyp vor die glänzende schwarze Wand trat, entdeckte er jedoch nur die eingeritzten Hieroglyphen einer längst vergessenen Sprache. Er konnte kein einziges Wort entziffern.
Dunkelgrüne Moostentakel überwucherten wie gefrorene biologische Flammen die glänzenden Steine. Vor einer Wand erhob sich eine glatte, runde Zisterne voller Wasser.
Kyp ging zu der Zisterne, tauchte seine Finger hinein und stellte überrascht und entzückt fest, daß die Flüssigkeit kalt und frisch war. Er wusch sich das verschwitzte Gesicht und trank dann, genoß die Süße des Wassers, das seine Kehle hinunterrann. Er seufzte.
Dorsk 81 blieb in der Öffnung stehen und blickte zum Dschungel jenseits des Sees hinüber. Die Kugel von Yavin war hinter den Baumwipfeln verschwunden, und der Himmel verdunkelte sich im purpurnen Zwielicht, als die ferne Sonne ebenfalls unterging. »Ich bin plötzlich so müde«, sagte er.
Kyp runzelte die Stirn, glaubte aber zu wissen, was geschah. »Du bist heute lange marschiert«, erinnerte er. »Hier drinnen ist es kühl und dunkel. Warum legst du dich nicht schlafen? Der Boden sieht glatt und bequem aus. Du kannst dich an die Wand lehnen.«
Wie hypnotisiert schlurfte Dorsk 81 in eine Ecke und rutschte an der Wand hinunter, bis er mit dem Rücken an den Obsidianblock gelehnt dalag. Er war schon eingeschlafen, ehe er den Boden berührte.
»Jetzt können wir beide unser Gespräch in einer passenderen Umgebung fortsetzen.« Die tiefe, laute Stimme hallte wie ferner Donner durch die Kammer.
Kyp drehte sich um und sah die kapuzenverhüllte Silhouette Exar Kuns wie einen schwarzen Ölfleck in der Luft schimmern. Kyp blieb unerschrocken an seinem Platz und unterdrückte das Entsetzen, das ihn jedesmal zu überwältigen drohte, wenn der uralte Lord der Sith zu ihm sprach.
Kyp wies auf Dorsk 81. »Wird er erwachen? Wird er dich sehen?«
Exar Kun hob seine Schattenarme. »Erst, wenn wir fertig sind«, erklärte er.
»In Ordnung.« Kyp hockte sich auf den kühlen Boden und zog seine Robe enger um sich, als er es sich bequem gemacht hatte. Er wußte, daß seine Gelassenheit auf Exar Kun wie Hochmut oder Trotz wirken konnte, aber es kümmerte ihn nicht. Der uralte Sith-Lord ergriff wieder das Wort. »Skywalker hat dir alles beigebracht, was er weiß. Er rettet sich in Ausflüchte, aber er kann nicht weiter gehen, weil er alle anderen Optionen abgelehnt hat. Er kann als Jedi nicht wachsen, wenn er die Möglichkeiten ausblendet und Scheuklappen trägt, damit er nicht sieht, was sein kann und was sein sollte.«
Exar Kun überragte Kyp, schien nähergerückt, obwohl er keinen Schritt gemacht hatte. »Du hast bereits mehr gelernt, als Skywalker je wissen wird, mein Schüler.«
Kyp wurde von Begeisterung und Stolz erfaßt, und sein Körper spannte sich, als wollte er aufspringen. Aber er zwang sich zur Ruhe.
»Sieh, was ich dir heute zeigen kann«, sagte Exar Kun. Er wies auf die Obsidianwände und die unverständlichen, kaum erkennbaren Hieroglyphen, schwarze Linien auf dem schwarzen vulkanischen Glas. Aber als Kyp sie ansah, füllten sich die Worte mit weißem Feuer, hoben sich von dem bodenlosen, undurchsichtigen Hintergrund ab, bis sie sich in seine Augen brannten.
Und plötzlich verstand Kyp. Die Worte gewannen an Klarheit und füllten sein Bewußtsein, eine unglaubliche Geschichte aus einer viertausend Jahre zurückliegenden Zeit, die erzählte, wie Exar Kun die verbotenen Lehren studiert hatte, wie er zum
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