Jedi-Akademie 03 - Die Meister der Macht
waren auf seiner Brust gefaltet. Das Lichtschwert lag an seiner Seite, ein Zylinder aus Plastahl, Kristallen und elektronischen Bauteilen.
»Was ist passiert?« rief Luke laut. »Hallo?«
Die Worte dröhnten in seinem Kopf, aber sie hallten nicht durch die Luft.
Schließlich betrachtete Luke sich selbst – den bewußten Teil von sich – und sah ein körperloses Bild, wie eine geisterhafte Reflexion seines Körpers, als hätte er nach dem Bild, das er sich von sich selbst machte, ein Hologramm geschaffen. Seine Geisterarme und -beine schienen in eine wallende Jedi-Robe gehüllt zu sein, aber die Farben waren ausgewaschen und blaß. Alles war von einer fahlen blauen Aura umgeben, die bei jeder Bewegung Funken sprühte.
Von Ehrfurcht und Staunen überwältigt, wußte Luke plötzlich, was geschehen war. Mehrmals war er den flackernden Geistern Obi-Wan Kenobis und Yodas und seines eigenen Vaters Anakin Skywalker begegnet.
War er also tot? Es kam ihm lächerlich vor, denn er fühlte sich nicht tot – aber ihm fehlte die Möglichkeit zum Vergleich. Er erinnerte sich, wie die Körper Obi-Wans und Yodas und Anakins nach ihrem Tod verschwunden waren: von Obi-Wan und Yoda waren nur die Roben, von Anakin Skywalker der leere Körperpanzer Darth Vaders zurückgeblieben.
Warum lag dann sein eigener Körper unversehrt auf der erhöhten Bühne? Weil er noch kein richtiger Jedi-Meister, noch nicht völlig Teil der Macht war – oder war er nicht wirklich tot?
Luke hörte ein Sirren, als der Turbolift die oberste Kammer erreichte. Der Laut erschien ihm unheimlich und unnatürlich, als nutzte er zu seiner Wahrnehmung andere Sinnesorgane als seine Ohren.
Die Turbolifttüren glitten zur Seite, und R2-D2 senkte sein Vorderrad und rollte heraus, langsam, fast respektvoll, und über die polierte Steinpromenade. Der Droide näherte sich der erhöhten Plattform.
Lukes schimmerndes Abbild stand vor seinem reglosen Körper, und voller Freude verfolgte er, wie sich der kleine Droide ihm näherte.
»R2, ich bin froh, dich zu sehen!« sagte er und erwartete, daß der Droide in wilder Aufregung lostrillerte. Aber nichts deutete daraufhin, daß R2 Luke hörte oder wahrnahm.
»R2?«
R2-D2 rollte die Rampe zu Lukes aufgebahrtem Körper hinauf. Der Droide tutete, ein tiefer, bekümmerter Laut, der große Trauer ausdrückte – sofern Droiden derartige Gefühle überhaupt empfinden konnten. Es zerriß Luke das Herz, mitanzusehen, wie sein mechanischer Freund den Körper betrachtete; sein optischer Rezeptor wechselte von Rot zu Blau und wieder zu Rot.
Luke erkannte, daß der Droide den Zustand seines Körpers untersuchte. Er fragte sich, ob R2 einen Unterschied feststellen konnte, jetzt, wo Lukes Seele die leibliche Hülle verlassen hatte; aber der Droide zeigte keine Reaktion.
Luke versuchte, sich zu R2 zu begeben, den glänzenden, faßförmigen Körper zu berühren. Er brauchte einen Moment, um herauszufinden, wie er seine geisterhaften »Beine« bewegen konnte. Sein Abbild glitt mit verwirrender Schnelligkeit über den Boden. Aber als er nach R2 griff, glitt seine Hand glatt durch ihn hindurch.
Er spürte weder den Plastahl des Droidenkörpers noch den Boden unter seinen ätherischen Füßen. Luke glitt ganz durch den Droiden in der Hoffnung, so R2s Sensoren zu stören, aber R2 fuhr gleichmütig mit seiner Untersuchung fort.
Der Droide gab ein weiteres trauriges Tuten von sich, wie ein Abschiedsgruß, drehte sich dann um und rollte langsam zurück zum Turbolift.
Luke rief ihm nach: »Warte, R2!« Aber er hatte wenig Hoffnung, daß der Droide ihn hören würde.
Plötzlich kam ihm eine Idee; statt mit seinen imaginären Händen griff er mit der Macht nach ihm. Er entsann sich, wie er und Gantoris mit kurzen Stößen in der Macht die Metallantennen in den luftigen Ruinen von Tibannopolis auf Bespin zum Schwanken gebracht hatten.
Luke griff mit seinen Sinnen hinaus und hämmerte mit unsichtbaren Fäusten gegen R2s Hülle, in der Hoffnung, so ein lautes Scheppern zu erzeugen und dem Droiden zu zeigen, daß etwas nicht stimmte. Er klopfte und trommelte mit all seiner körperlosen Kraft, aber alles, was dabei herauskam, war ein fast unhörbares Schwingen der metallenen Droidenhülle.
R2 verharrte, doch während Luke noch seine Kräfte für einen weiteren Angriff in der Macht sammelte, entschied sich der Droide, das unerklärliche Geräusch zu ignorieren, und rollte in den Turbolift. In der Kabine richtete R2 erneut seine optischen
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