Jedi-Padawan 01 - Die geheimnisvolle Macht
Gedanken eines anderen zu berühren. Es war eine sehr intime Sache, wie sie normalerweise zwischen engen Freunden geschah. Oder zwischen Ritter und Padawan.
Zum ersten Mal seit langer Zeit wusste Qui-Gon nicht, was er tun sollte.
»Wenn der Weg unsicher ist, dann besser es ist, zu warten«, hatte ihm Yoda oft gesagt. Jetzt würde er Yodas Rat annehmen, auch wenn er den Verdacht hatte, dass Yoda etwas Gegenteiliges von ihm erwartete. Er würde Obi-Wan nicht bitten, sein Padawan zu werden. Er würde warten.
Und er würde beobachten. Sie hatten unterschiedliche Aufträge auf Bandomeer, doch er würde Obi-Wan im Auge behalten. Eine Mission reichte nicht, um den Jungen zu prüfen. Es mussten noch mehrere kommen. Erst dann würde Qui-Gon sehen können, ob Obi-Wan tatsächlich dafür bestimmt war, ein Jedi zu werden. Bandomeer war ein Test für ihn, denn Obi-Wan war mit dem Auftrag, den er erhalten hatte, nicht glücklich.
Qui-Gon lächelte. Er musste zugeben, dass der Junge kein Farmer war. Er war für etwas anderes bestimmt. Doch ob sich Obi-Wans Weg mit dem seinen decken würde, wusste er noch immer nicht.
Bis er es wusste, würde er sich nicht entscheiden. Der Junge musste stark sein, um den Schatten desjenigen zu vertreiben, der vor ihm da gewesen war. Und Xanatos warf einen langen, dunklen Schatten.
Qui-Gon wandte sich vom felsigen Ufer ab und ging zurück zum Schiff. Ja, er würde den jungen Obi-Wan im Auge behalten.
Und abgesehen davon hatte er das Gefühl, als ließe ihm das Schicksal ohnehin keine andere Wahl.
Qui-Gon ging durch das Labyrinth der Schiffskorridore, bis er Obi-Wans Kabine erreichte. Er klopfte an die Tür.
»Herein«, rief Obi-Wan.
Der Junge saß im Schneidersitz auf dem Bett und starrte auf die Berggipfel hinaus.
»Ich bin froh, wenn ich hier wegkomme«, sagte er anstelle einer Begrüßung. »Ich habe hier zu viel Tod gesehen.«
»Du hast dich wacker geschlagen«, sagte Qui-Gon. »Ich habe die Macht in dir gespürt.«
»Es war ... erstaunlich«, meinte Obi-Wan leise. »Ich dachte, ich verstünde ihre Kraft. Doch jetzt sehe ich, dass ich bisher nur einen winzigen Teil dessen gesehen habe, was sie wirklich zu tun vermag. Jahrelang hatte ich gedacht, ich wäre ihrer würdig. Doch die Macht hat mich nie richtig erfüllt, bis ich meine eigene Unwürdigkeit erkannt habe.« Obi-Wan drehte sich zu Qui-Gon. Seine Augen blickten ihn fragend an. »Wisst Ihr, was ich meine?«
Qui-Gon fächelte. »Du lernst dazu. Ja, ich weiß, was du meinst.«
Schweigen blieb zwischen ihnen, doch es war eine angenehme Stille. Zuvor hatte Qui-Gon immer das Bitten gehört, das Obi-Wan unterdrückt hatte. Doch jetzt spürte er, dass Obi-Wan seine Gefühle und sein Schicksal akzeptierte. Ein weiterer Sieg für den Jungen. Er war beeindruckt.
»Wir müssten unser Ziel morgen erreichen«, bemerkte Qui-Gon. »Ich befürchte, dass auf Bandomeer ein paar üble Angelegenheiten warten.«
Obi-Wan sah ihn an. Der Blick in seinen dunklen Augen war voller Unruhe. Dennoch sah Qui-Gon darin auch seine Stärke.
»Ich weiß«, sagte Obi-Wan. »Ich fühle es auch.«
Nachwort
Obi-Wan Kenobi war im Jedi-Tempel auf Coruscant aufgewachsen. In einer Welt voller Menschen, einer Welt, in der jedes Stück Land von Wolkenkratzern bedeckt war.
Als die Monument in die Atmosphäre von Bandomeer eindrang, war er erstaunt angesichts der Dschungel und Ebenen, des weiten leeren Landes und des Meeres. Er hatte sich niemals vorstellen können, dass auf einem Planeten so viel Wildnis herrschte.
Der Raumhafen auf Bandomeer war ein kleines Gebäude, nicht mehr als ein Hangar, der gerade einen einzelnen Frachter von der Größe der Monument aufnehmen konnte. Obi-Wan folgte Qui-Gon zögernd auf das Flugfeld.
Ein planetarer Polizeioffizier wartete dort. Als er Qui-Gon sah, kam er herbeigeeilt. »Willkommen. Meine Büros stehen selbstverständlich zu Eurer Verfügung.«
Qui-Gon nickte. »Könnt Ihr mir sagen, worum es hier geht? Der Oberste Kanzler sagte mir, Ihr würdet meine Hilfe brauchen - speziell meine.«
»Vielleicht erklärt das die Situation«, sagte der Offizier.
Er händigte Qui-Gon einen Umschlag aus. Der riss ihn auf und zog einen zusammengefalteten Zettel heraus. Als er ihn las, wurde sein Gesicht blass und sein Atem stockte.
Obi-Wan las über Qui-Gons Schulter. Da stand nur: Ich habe mich auf diesen Tag gefreut.
Die Notiz war von jemanden mit Namen Xanatos unterzeichnet.
Glossar
Aalto
Ein Jedi-Schüler und guter Freund von
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