Jedi-Padawan 05 - Die Rächer der Toten
einem Jedi-Schüler sah, fand er einen Weg, diesen Stolz zu entlarven und dem Schüler den rechten Weg zu weisen. Stolz basierte oft auf Arroganz und dafür war bei einem Jedi kein Platz. Ein Teil der Jedi-Ausbildung diente dazu, den Stolz zu verlieren und durch Offenheit und Nächstenliebe zu ersetzen. Die Macht war nur in denen stark, die wussten, dass sie mit allen Lebensformen verbunden waren.
Hier in den Tunneln sah Obi-Wan eine Reinheit, die er in seinen Gesprächen mit Yoda oder bei der Beobachtung von Qui-Gon nur erahnen konnte. Und diese Reinheit lag in Menschen seines Alters. Sie mussten nicht darum kämpfen. Sie besaßen sie. Vielleicht, weil das Ziel, an das sie glaubten, mehr als nur eine Idee in ihren Köpfen war. Es steckte von Geburt an in ihnen, war entstanden aus ihrem Leid.
Er fühlte sich in der Defensive, so als hätte Cerasi ihn in seiner Hingabe zur Lebensweise der Jedi angegriffen. »Nield ist der Anführer der Jungen«, sagte er. »Also hast auch du einen Chef.«
»Nield ist der Beste, wenn es um Strategie geht«, erklärte Cerasi. »Wenn wir keinen hätten, der uns organisiert, würden wir auseinander brechen.«
»Und jemanden, der euch bestraft?«, fragte Obi-Wan und erinnerte sich daran, wie Nield beinahe einen Jungen erwürgt hatte.
Cerasi zögerte. Ihre Stimme war etwas leiser, als sie weitersprach. »Nield mag dir unerbittlich vorkommen, aber es muss so sein. Hass wurde uns beigebracht, noch bevor wir gehen konnten. Wir müssen hart sein, um den Hass auszulöschen. Unsere Vorstellung von einer neuen Welt kann nur bestehen, wenn unser Hass stirbt. Wir müssen alles vergessen, was uns beigebracht wurde. Wir müssen neu beginnen. Nield weiß das besser als jeder andere. Vielleicht weil er es härter hatte als jeder von uns.«
»Inwiefern?«, fragte Obi-Wan.
Cerasi seufzte. Sie legte die Schleuder hin, an der sie gearbeitet hatte. »Das letzte Hologramm, das er ausgelöst hat - über das er so gespottet hat - war Nields Vater. Er zog mit Nields drei Brüdern in den Kampf. Sie kamen alle um. Nield war fünf Jahre alt. Einen Monat später traf seine Mutter Vorbereitungen, um am nächsten Kampf teilzunehmen. Sie ließ ihn mit einer Kusine zurück, ein kleines Mädchen, das für ihn wie eine Schwester war. Seine Mutter zog in den Kampf und wurde ebenfalls getötet. Dann fielen die Melida in sein Dorf ein. Seine Kusine entkam und nahm ihn mit nach Zehava. Er hatte ein paar friedliche Jahre, dann marschierten die Daan in seinen Sektor ein und seine Kusine musste fliehen. Sie war siebzehn, also alt genug. Auch sie starb. Nield saß auf der Straße und war auf sich gestellt. Er war erst acht Jahre alt. Dann gab es ein paar Leute, die sich um ihn kümmern wollten. Er wollte bei niemandem leben, nahm aber Essen und Unterkunft an, wenn er es brauchte. Er wollte niemals mehr von jemandem abhängig sein. Kann man es ihm verübeln?«
Obi-Wan stellte sich all die Menschen vor, die Nield geliebt hatte - alle waren gestorben, einer nach dem anderen. »Nein«, sagte er leise. »Ich kann ihm nichts verübeln.«
Cerasi seufzte. »Die Sache ist die: Ich wurde erzogen, die Daan für unmenschliche Monster zu halten. Nield war der erste Daan, den ich kennen lernte. Er war derjenige, der sowohl die Daan- als auch die Melida-Waisen vereinigte. Er ging in die Heime und brachte sie zusammen, versprach ihnen Freiheit und Frieden. Wenn sie im Heim geblieben wären, wären sie vielleicht in ein Sweep-Lager gekommen.«
»Ein Sweep-Lager?«, fragte Obi-Wan.
»Die Melida und Daan ziehen die Waisen für Fabrikarbeit oder Militärdienst heran, wenn sie alt genug sind«, erklärte Cerasi tonlos. »Entweder arbeiten oder kämpfen sie. In den städtischen Heimen sind sie leichter zu finden, denn in den Dörfern und kleineren Städten laufen die Kinder einfach davon.«
»Wohin?«
Cerasi runzelte die Stirn. »Sie nennen sich Scavenger-Jungen und ziehen über das Land. Außerhalb der Stadtmauern gibt es ganze Gruppen von Kindern. Nield hat versucht auch sie aufzunehmen. Sie bleiben mit gestohlenen Comlinks in Kontakt. Sie wollen keinen Krieg mehr.« Cerasi drehte sich zu ihm um. »Du fragst mich also, wie unsere Erfolgschancen stehen und ich habe dir geantwortet. Aber um ehrlich zu sein, ich kann mir nicht einmal Gedanken über die Chancen machen. Wir werden Erfolg haben, weil wir Erfolg haben müssen. Unsere Welt wird zu einer Einöde, Obi-Wan. Und nur wir können es verhindern.«
Obi-Wan nickte. Er spürte, wie er
Weitere Kostenlose Bücher