Jedi-Padawan 15 - Das Ende der Hoffnunf
umgehen musste, wie man sich ausbalancierte und sein Timing beherrschte. Sie hatten es wieder und wieder getan. Und in der nächsten Woche würden sie es ohne Seilkatapulte und unter Aufsicht eines Jedi-Meisters tun. Es würde eine ihrer Macht-Aufgaben sein.
Qui-Gon wusste, dass er jetzt nicht darüber nachdenken durfte, wie er diese Klippen ohne Hilfsmittel erklimmen konnte. Und doch tat er es. Qui-Gon wollte die Herausforderungen, vor die die Jedi-Meister die Schüler stellten, gleich annehmen. Eine Woche war zu lang, um zu warten. Die Klippen waren gar nicht so hoch. Es waren nur hohe Felsen. Überall gab es Löcher, an denen man sich mit Händen und Füßen festhalten konnte, auch wenn er sie jetzt nicht sehen konnte. Und wenn er fallen würde, dann nur in den See.
Wenn man ihn erwischen würde, würde er in Schwierigkeiten geraten. Andererseits: Wie könnte man ihn schon erwischen?
Es war früh am Morgen und die Gegend um den See war völlig verlassen.
Er hörte das Rascheln hinter sich und drehte sich um. Es war seine Mitschülerin Tahl. Sie war in seiner Klasse, aber er kannte sie nicht sonderlich gut. Sie war dünn und kleiner als die meisten anderen. Sie sah eigentlich aus wie ein kleiner Junge, dachte er. Sich selbst hielt er allerdings nicht für einen kleinen Jungen.
Sie nickte in Richtung der Klippen. »Du überlegst dir, ob du da hoch klettern solltest?«
Völlig überrascht wollte er schon Nein sagen. Doch Jedi logen nicht, auch nicht bei solchen Kleinigkeiten. »An die Lüge sich gewöhnt man«, hatte Yoda sie gewarnt. »Ein Leichtes es wird, in großen Dingen auch zu täuschen, wenn man täuscht in kleinen.« Also schwieg Qui-Gon.
Zu seiner Überraschung grinste sie. »Komm schon.«
Als er zögerte, fügte sie hinzu: »Wetten, dass ich schneller oben bin?«
Sie lief los und sprang mit einem Griff nach dem ersten Loch in der Felswand. Er zögerte noch einen Moment, überrascht, wie entschlossen sie sich an der Klippe zu schaffen machte. Dann schien sie einen Moment mit der Felswand zu verschmelzen. Sie wartete, bis Qui-Gon loslief und zu ihr aufschloss.
Es war schwerer, als er gedachte hatte. Die Griffe im Fels, die ihm, am Seil hängend, so sicher erschienen waren, kamen ihm jetzt furchtbar eng und winzig vor. Der Fels war zu seinem Feind geworden. Es war schwer, das Gleichgewicht zu halten. Schweißtropfen liefen an seinem Gesicht herab. Seine Muskeln zitterten unter der Anstrengung. Er dachte nicht mehr an Tahls Herausforderung und konzentrierte sich darauf, nicht hinunterzufallen.
Er war fast oben, als er zu ihr hinüber sah. Sie waren jetzt genau auf gleicher Höhe. Ihr Gesicht war voller Staub und verschwitzt. Sie lächelte.
Das Lächeln spornte ihn an. Er fand den nächsten Griff und wieder den nächsten. Sie lag knapp hinter ihm und er war beinahe oben angekommen. Mit dem Gesicht dicht an den rauen Felsen gepresst, suchte er nach dem nächsten Griff.
Plötzlich war sie neben ihm und kletterte mit Leichtigkeit vorbei. Sie überholte ihn, griff nach der Oberkante der Klippe und zog sich hoch. Dann saß sie keuchend auf der Kante.
Qui-Gon folgte ihr. Er war wütend und schämte sich. Sie hatte ihn geschlagen. Als er sich Tahl zuwandte, erwartete er, Triumph in ihren Augen zu sehen. Doch stattdessen sah er Erstaunen.
»Ich habe sie gespürt, Qui-Gon! Ich habe die Macht gespürt!« Sie schlug mit den Händen auf den Boden. Ihre grüngoldenen Augen leuchteten. »Der Fels ... er war ein Teil von mir. Ich war ein Teil von ... allem. Sogar von der Luft! Es war genau so, wie Yoda sagte, dass es sein würde.«
Jetzt war er ebenso neidisch wie beschämt.
»Ich kann dir sagen, was du falsch gemacht hast«, meinte sie und stieß ihn mit einer Schulter an. »Du hast den Felsen gehasst. Du hast gegen ihn gekämpft. So wie ich am Anfang. Aber du musst den Felsen lieben.«
Den Felsen lieben? Das klang ziemlich dämlich und Qui-Gon wollte es ihr auch sagen. Doch er wusste, was sie meinte. Und plötzlich wollte er ihre Gefühle nicht mehr verletzen.
Tahl stand auf. »Jetzt zur Belohnung. Los!« Sie lief los und sprang geradewegs über die Felskante hinunter ins schillernde Wasser.
Qui-Gon sprang ihr nach. Es war ein langer Fall und der Schock am Ende, ins kalte Wasser zu tauchen, war erfrischend. Tahl wartete unter Wasser auf ihn. Sie grinste und Qui-Gon lächelte zurück. Das kühle Wasser fühlte sich gut an und er hatte die Klippe bestiegen. Beim nächsten Mal würde er es besser machen.
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