Jedi Quest 01 - Der Pfad der Erkenntnis
gehabt, Obi-Wan und Xanatos in seinen Gedanken und Handlungen getrennt zu betrachten. Er hatte nicht gewollt, dass Obi-Wans Ausbildung von den Dingen überschattet wurde, die er vielleicht bei Xanatos falsch gemacht hatte. Und das war nicht immer einfach gewesen. Dennoch hatten Obi-Wan und Qui-Gon eine reiche gemeinsame Geschichte gehabt. Obi-Wan wünschte sich dasselbe blinde Vertrauen und dieselbe Zuneigung für sich und Anakin. Sie hatten bereits begonnen, beides aufzubauen.
»Ich habe vor unserem Aufbruch noch mehr Informationen über Krayn bekommen«, sagte Obi-Wan zu Anakin. »Du solltest dir sein Dossier ansehen.« Er rief die Informationen auf seinem Datapad auf und gab es Anakin.
»Du findest dabei auch eine Beschreibung von Krayns Schiff und seiner illegalen Aktivitäten sowie Hintergrundinformationen über seine beiden Begleiter. Einer davon ist ein Wookiee namens Rashtah. Sehr böse, sehr gefährlich. Für einen Wookiee ist es äußerst unüblich, in den Sklavenhandel verwickelt zu sein, doch er ist Krayn gegenüber anscheinend sehr loyal. Seine andere Begleiterin heißt Zora, eine Menschenfrau.«
Anakin sah sich die Holodatei durch. »Hier steht aber nicht sonderlich viel über sie.«
»Stimmt. Sie schloss sich Krayn erst vor einem Jahr an.« Obi-Wan wandte sich ab. Er wusste alles über Zora. Yoda und Mace Windu hatten ihn separat informiert, bevor er aufgebrochen war. Anakin brauchte nicht zu wissen, dass Zora einmal ein Jedi gewesen war.
Und was noch viel wichtiger war: Zora war einmal Obi-Wans Freundin gewesen. Früher hatte sie Siri geheißen. Sie hatte zusammen mit Obi-Wan die Ausbildung im Tempel absolviert, ein Jahr nach ihm. Er hatte sie sehr gut gekannt - zumindest so gut, wie ein Außenstehender sie überhaupt hatte kennen können. Ihre tiefsten Gefühle waren nur ihr selbst bekannt gewesen. Sie waren als Padawane zusammen auf Missionen gewesen. Siri, die vom weiblichen Ratsmitglied Adi Gallia als Schülerin angenommen worden war, war hoch intelligent und hatte sich geradezu peinlich genau an die Regeln der Jedi gehalten.
Ihre Loyalität gegenüber Adi Gallia war nie angezweifelt worden . bis es zu einem ernsthaften Zerwürfnis zwischen ihnen gekommen war. Adi Gallia war für ihre Intuition, nicht aber unbedingt für ihre Wärme bekannt gewesen. Sie hatte den einschneidendsten Schritt getan, den ein Jedi-Meister tun konnte: Sie hatte sich von ihrem Padawan getrennt, ohne sie für den Status einer vollen Jedi-Ritterin zu empfehlen. Siri hatte sofort wutentbrannt den Tempel verlassen. Obi-Wan hatte noch versucht, sie zu finden, doch sie hatte jeden Kontakt mit dem Tempel abgebrochen und die Galaxis durchstreift. Ohne ihre Jedi-Familie, ohne jegliche Bindung war sie in schlechte Gesellschaft geraten. Und jetzt setzte sie ihre Fähigkeiten bei der Zusammenarbeit mit Krayn ein. Es war eine erstaunliche Verwandlung, doch Qui-Gon hatte Obi-Wan gelehrt, niemals überrascht zu sein angesichts der dunklen Mächte, die in jedem Wesen kämpften. Siri hatte ihre dunkle Seite bekämpft und verloren.
Obi-Wan und Anakin spürten, wie die Maschinen unter ihren Füßen aufbrüllten. Das Schiff hob langsam von seinem Dock ab und schoss in die Raumfahrtstraße hinaus. Bald würden sie hoch über Coruscant sein und den Hyperantrieb aktivieren.
»Denkt Ihr, dass Krayn das Schiff angreifen wird?«, fragte Anakin, als er durch die kleine Sichtluke hinaus in den Himmel blickte.
»Die Colicoiden scheinen nicht davon auszugehen«, gab Obi-Wan zurück. »Aber wer weiß? Krayn betreibt komplexe, galaxisweite Unternehmungen. Er wird keine Schwierigkeiten mit den Jedi provozieren wollen.«
Auf Anakins Gesicht war so etwas wie Enttäuschung zu lesen. Er will mit Krayn zusammenstoßen, wurde Obi-Wan jetzt klar. Das war vielleicht die normale Reaktion eines jungen Mannes auf der Suche nach Abenteuern. Oder es konnte etwas Dunkleres sein.
»Es schien so, als ob du während der Besprechung auf Krayns Namen reagiert hättest«, sagte Obi-Wan. »Hast du schon einmal von ihm gehört?«
Anakin sah Obi-Wan an. In den Augen seines Padawans lag ein Schatten, den nur er wahrnehmen konnte, dessen war sich Obi-Wan sicher. »Ich kenne seine Art«, sagte Anakin.
Der Junge verschwieg etwas. Er hatte Obi-Wans Frage eigentlich nicht beantwortet. Anakin log ihn niemals an. Zutiefst beunruhigt stellte Obi-Wan fest, dass er es gerade eben doch getan hatte.
Kapitel 6
»Fass das nicht an!« Ein colicoidischer Offizier kam mit
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