Jedi Quest 01 - Der Pfad der Erkenntnis
verstehen, nicht aufgrund von Erfahrungen. Es war eine Sache, die Auswirkungen einer furchtbaren Kindheit zu sehen. Eine andere allerdings war es, sie jeden Tag zu erleben. Daher sagte eine leise, aber deutliche Stimme in Anakin jedes Mal, wenn ihm sein geliebter Meister erklärte, er müsse seinen Zorn akzeptieren und loslassen, dass sein Meister nicht wusste, wovon er sprach. Er kannte keinen echten Zorn.
Wie konnte er eine solche Wut loslassen? Obi-Wan würde niemals begreifen können, wie diese Wut in jemandem tobte und den Anschein machte, niemals mehr zu verschwinden. Diese Wut hatte die Macht, Anakin aufzufressen. Sie machte ihm Angst, aber Angst wollte er auch nicht akzeptieren. Bedeutete das, dass er niemals ein Jedi-Ritter sein konnte?
Wenn er über seine Ängste nachdachte, drehten sich all seine Gedanken nur noch in diese Richtung und ihn überkam ein Gefühl tiefster Panik. Es war besser, so zu tun, als wäre der Zorn nicht da. Ging es beim Jedi-Dasein nicht ohnehin um Selbstbeherrschung? Er musste einen eigenen Weg finden, seine Gefühle zu beherrschen. Das wäre die beste Methode.
Plötzlich spürte Anakin eine Erschütterung des Schiffes. Er schwankte leicht. Der Erschütterung folgte ein Schlag, der ihn geradewegs gegen die Korridorwand schleuderte. Überall begannen Alarmsignale aufzuheulen.
Anakin rannte durch das Labyrinth der Korridore, um Obi-Wan zu finden. Das Schiff wurde von noch einem Schuss getroffen und begann Ausweichmanöver zu fliegen. Anakin wusste, dass das Schiff zu groß war, um den meisten anderen Raumfahrzeugen effektiv ausweichen zu können.
Er war gerade auf halber Strecke zu ihrer Kabine, als er Obi-Wan auf sich zulaufen sah.
»Wir werden angegriffen«, sagte Obi-Wan angespannt. »Es ist Krayn. Lass uns zur Brücke gehen.«
Kapitel 7
Die beiden stürmten in das Dämmerlicht auf der Brücke. Die Crew saß angespannt hinter den Kontrollpulten, während ein paar Offiziere aufgeregt von einer Station zur anderen rannten. Draußen vor der Sichtscheibe sahen sie die Dunstspuren von Protonen-Torpedos und einen Regen aus schwebenden Minen. Das Schiff bebte bei jeder nahen Explosion erneut auf. Es war ein Hinterhalt - Krayn musste gewusst haben, dass sie auftauchen würden.
Captain Anf Dec stand auf, hielt sich aber an den Armlehnen des Kommandosessels fest. »Wo ist das Schiff?«, brüllte er. »Wo ist das Schiff?«
»Es ist unter uns hinweggetaucht, Captain«, rief eines der Crew-Mitglieder.
»Volle Kraft voraus! Volle Kraft! Nein, Antrieb links volle Kraft!« Captain Anf Decs Stimme war an der Grenze zur Hysterie. »Wo ist das Schiff jetzt?«
Der colicoidische Frachter machte einen Satz zur Seite, als die Crew sich bemühte, die gegensätzlichen Anordnungen des Captains auszuführen. Diesem Sprung folgte ein weiterer Treffer, der jeden auf der Brücke ins Schwanken brachte.
»Krayn ist nach backbord geflogen, Sir«, sagte eines der Crew-Mitglieder. »Wir haben einen Treffer in der Treibstoffversorgung abbekommen.«
»Wie kann er das wagen!?«, rief Captain Anf Dec. »Weiß er nicht, wer wir sind?«
»Doch, Captain. Wir haben sie informiert, dass wir ein colicoidisches Schiff mit einem Jedi-Begleit-Team an Bord sind«, sagte das Crew-Mitglied. »So wie angewiesen«, fügte er etwas spitz hinzu.
»Backbord-Deflektor-Schild ausgefallen«, rief ein anderes Crew-Mitglied.
»Was?«, fragte der Captain und ging schwankend zum entsprechenden Display. »Wie ist das möglich?«
»Wir konnten den Schild nicht rechtzeitig komplett hochfahren ...«
»Idioten!« Captain Anf Dec fiel beinahe zu Boden, als ein weiterer Treffer das Schiff erschütterte. »Das ist ein Hinterhalt. Sie müssen die Koordinaten unseres Navigationscomputers verändert haben.«
Anakin und Obi-Wan starrten aus dem Sichtfenster, als das Piratenschiff in Sicht kam. Es war kleiner als der colicoidische Transporter - und sehr manövrierfähig. Außerdem schienen sie in Sachen Bewaffnung hoffnungslos unterlegen zu sein, wie anhand der Geschützplattformen und Laserkanonen des feindlichen Schiffes unschwer zu erkennen war.
Anakin wusste, dass er aufgrund seiner festen Verbindung zur Macht eine ausgeprägte Fähigkeit zur Einschätzung von Situationen besaß. Doch hier brauchte er nicht die Macht, um zu erkennen, dass sie mit einem beschädigten Schiff und einem panischen Captain in echten Schwierigkeiten waren. Wenn sie Krayn nicht entkommen oder ausweichen konnten, welche Möglichkeiten blieben ihnen dann
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