Jedi Quest 05 - Meister der Täuschung
Padawan. Und doch gibt es für dich noch viel zu lernen. Dinge, die ich dir nicht beibringen konnte.«
»Es gibt nichts, was Ihr mir nicht beibringen könnt, Meister«, warf Anakin ein. Was den Padawan aber in Wirklichkeit beunruhigte, war die heimliche Angst, Obi-Wan könnte ihn zurücklassen, während er sich auf die Suche nach Granta Omega machte. Obi-Wan würde dann die Arbeit machen, während er wie ein Schuljunge hierbleiben musste und Unterricht erhielt.
»Diese Entscheidung liegt nicht bei dir, Padawan«, sagte Obi-Wan bestimmt. »Es ist eine große Ehre für dich. Soara nimmt selten Einzelschüler an. Sie hätte nicht zugestimmt, wenn sie nicht der Meinung wäre, dass in dir großes Potenzial steckt.«
Anakin kämpfte gegen seine Gefühle. Er wollte gegenüber seinem Meister nicht zugeben, dass er Angst hatte, allein gelassen zu werden. »Ja, Meister.«
Die strengen Linien in Obi-Wans Gesicht entspannten sich bei Anakins gehorsamem Ton zu einem Lächeln. »Du wirst Spaß haben.«
Anakin sah seinen Meister so ungläubig an, dass dessen Lächeln zu einem Lachen wurde.
Später am Tag hängte Anakin unwillig sein ÜbungsLichtschwert an seinen Gürtel. Er fühlte sich wieder wie ein junger Schüler und ertappte sich sogar dabei, wie er seine Tunika zurechtzog, bevor er zu Soara in den Trainingsraum ging. Schnell brachte er seine Kleidung wieder in Unordnung. Er war kein Schüler mehr. Er war ein Padawan.
Soara nahm weder Notiz von seiner zerknitterten Tunika noch von seinem mangelnden Enthusiasmus. Sie nickte ihm nur kurz zu. »Lass uns gehen.«
»Gehen?« Anakin war überrascht. Lichtschwert-Training fand eigentlich immer im Trainingsraum statt.
Sie hob einen Mundwinkel zu einem leichten Lächeln. »Glaubst du denn, dass wir auf unseren Missionen in einem Trainingsraum kämpfen?«
Anakin grinste. »Eher nicht.« Vielleicht würde ihm diese Übung ja doch noch Spaß machen.
Soara führte ihn zur Landeplattform des Tempels, wo er mit ihr in einen Luftgleiter stieg. Sie flog die Maschine ebenso aggressiv wie sie kämpfte. Nach einiger Zeit kamen sie an einen Ort, an dem Anakin noch nie gewesen war, vielleicht einhundert Ebenen unterhalb des Tempels. Hier wurde gerade ein kompletter Stadtteil abgerissen, damit neue Gebäude gebaut werden konnten. Da standen halb abgerissene Bauwerke, umgeben von Durabeton-Blöcken, Bündeln aus Durastahl-Seilen und Säulen aus polierten Steinblöcken.
Soara parkte den Gleiter und stieg aus. Anakin ging hinter ihr her und sah sich um. Jetzt schien hier niemand mehr zu arbeiten. Die Gebäude warfen lange, gezackte Schatten auf die Gehwege. Irgendjemand hatte wohl damit begonnen, die Wege zu säubern, war damit aber nicht fertig geworden. Sich hier zu bewegen, konnte gefährlich sein. Er wartete ab, was Soara tun würde.
Soara unternahm gar nichts. Sie ging zu einem halb fertigen Gebäude und sah an dem riesigen Metallskelett hoch. »Wohnungen«, sagte sie. »Auf Coruscant wird immer mehr Wohnraum benötigt. Es ist erstaunlich, dass immer mehr Leute hierher ziehen. Wusstest du, dass das Baugewerbe die größte Industrie auf Coruscant ist?«
War dies eine Unterrichtsstunde in Wirtschaftskunde? »Nein, das wusste ich nicht.«
Soaras Blick folgend, schaute er nach oben und sah sich das Durastahl-Gerüst des neuen Gebäudes an. Da bemerkte er plötzlich einen Schatten zu seiner Linken und eine Gestalt kam durch die Luft auf ihn zu. Anakin sah, wie etwas orangefarben aufblitzte. Ein Lichtschwert! Er hatte gerade noch Zeit, einen Schritt zurück zu machen und nach seinem ÜbungsLichtschwert zu greifen, als er den stechenden Schmerz eines Treffers an seinem Unterarm spürte.
»Erwischt!«, sagte Tru Veld grinsend. Sein Freund war von dem hohen Stahltor auf ihn zugesprungen. Er machte auf seinen biegsamen Beinen einen Satz nach hinten und salutierte vor Anakin mit einer Lichtschwert-Bewegung. Auch er benutzte ein Übungs-Lichtschwert - mit dem er sich zwar verteidigen, aber niemandem Schaden zufügen konnte.
Anakin warf Soara einen verwirrten Blick zu, das summende Lichtschwert noch in den Hand.
»Erwartest du etwa, dass sich dein Angreifer vorher anmeldet?«, fragte sie ihn.
Tru näherte sich ihm wieder. Anakin machte einen Salto rückwärts durch die Luft, drehte sich um die eigene Achse und griff Tru von links an. Dabei durchschnitt er den Ärmel von Trus Tunika.
»Daneben«, sagte Tru, während er rückwärts tänzelte. Seine silberfarbenen Augen glänzten. Die Sache
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