Jedi Quest 10 - Der trügerische Frieden
Mitglieder der Roten Garde standen draußen vor der Tür. Anakin hatte eigentlich erfahren wollen, wie die Anhörung für seinen Meister ausgegangen war, doch Palpatine hatte ihn zurückgehalten, und dem Obersten Kanzler konnte er sich natürlich nicht widersetzen. Wie konnte man jemandem etwas abschlagen, dessen Amtszeit als Kanzler schon vor Jahren offiziell abgelaufen war, der aber immer noch im Amt blieb, weil ihn so viele für unverzichtbar für das Wohl der Galaxis hielten?
Anakin hätte es vorgezogen, die Galaxis nach Granta Omega zu durchforsten, doch auch das konnte er nicht tun. Manchmal hatte Anakin das Gefühl, dass, wohin auch immer er sich wandte, eine neue Anweisung auf ihn wartete, der er sich nicht widersetzen konnte. Er war in den Bedürfnissen vieler anderer gefangen, anstatt sich mit seinen eigenen zu beschäftigen.
Der Oberste Kanzler Palpatine schien Anakins Stimmung zu spüren. »Du bist der Meinung, dass du hier deine Zeit vergeudest«, sagte er.
Anakin suchte einen Weg, ehrlich zu sein, ohne unhöflich zu wirken. »Wir befanden uns auf einer wichtigen Mission.«
»Ich verstehe, dass der Senat dich frustriert«, gab Palpatine zurück. »Doch er hat große Macht.«
»Es ist nicht diese Art von Macht, die mich interessiert«, sagte Anakin.
»Tatsächlich?« Der ehemalige Senator von Naboo lächelte. »Das ist eine sehr Jedi-hafte Antwort. Und doch kann ich eines sagen: Es stimmt nicht ganz. Die Jedi suchen keinen Einfluss, und doch haben sie ihn. Wie kommt das?«
Die Worte kamen Anakin eigenartig vertraut vor, so als hätte er sie schon einmal gehört, doch er kam nicht darauf, wo. Er hatte das Gefühl, dass Palpatine die Frage nur stellte, um zu hören, was Anakin darauf zu sagen hatte.
»Weil wir die Macht haben«, sagte Anakin. »Sie ist eine Quelle des Einflusses, aber wir suchen sie nicht. Sie ist einfach da.«
»Und ein Jedi hat die Wahl, sie zu nutzen«, sagte Palpatine.
Anakin lächelte. »Ihr klingt beinahe wie einer unserer Kritiker.«
»Wohl kaum. Ich bin der größte Verfechter des Rates der Jedi. Ich versuche, einen Weg zu finden, jene zu bekämpfen, die den Jedi ihren Einfluss nehmen wollen. Ich kam dabei schon zu mehreren Schlüssen, doch keiner war hilfreich. Würdest du sie gerne hören?«
»Natürlich.« Anakin lehnte sich leicht nach vorn, um sein Interesse zu zeigen. Er fühlte sich geschmeichelt, dass Palpatine ihn ernst genug nahm, um so mit ihm zu reden. Er war eigentlich davon ausgegangen, dass der Kanzler seine Zeit nicht mit Padawanen vergeudete. Er hatte direkt mit dem Rat der Jedi zu tun, mit mächtigen Jedi wie Mace Windu und Yoda.
Palpatine sah aus seinem Fenster hinaus auf die Türme des Jedi-Tempels. Sein Blick war betrübt. »Ein Grund dafür, dass der Jedi-Orden im Senat ein Ziel des Neids wurde, liegt darin, dass die Jedi sich nicht selbst zu verteidigen wissen. Natürlich sind die Jedi mutige Krieger, aber wenn es um den Kampf der Worte im Senat geht, ziehen sie sich einfach zurück. Das ist ein großer Fehler.«
»Unsere Aktionen und die Ergebnisse sprechen für sich selbst.«
»In diesem Punkt irrst du dich. Ergebnisse sprechen nicht für sich selbst, nicht im Senat. Es muss immer jemanden geben, der erklärt, weshalb die Ergebnisse gut sind.« Palpatine zuckte mit den Schultern. »Alles muss interpretiert werden. Fakten sind nicht wichtig, nur die Erklärung, die den Senatoren hilft zu begreifen. So ist das nun mal. Man muss ihnen ihre Portion der Wahrheit servieren.«
»Ihr stellt die Senatoren wie kleine Kinder dar«, bemerkte Anakin.
»Ja, aber das sind sie auch.« Palpatine schüttelte den Kopf. »Ich habe mir dieses Amt nicht ausgesucht, und doch muss ich die Bürde seiner Pflichten tragen. Eine dieser Pflichten ist es, zu erkennen, dass der Senat eine starke Hand braucht, genau wie Kinder auch.«
»Die Jedi sind nicht dieser Meinung«, sagte Anakin. »Im Jedi-Orden wird Kindern die Freiheit gewährt, sich auch gegen etwas zu äußern und sich selbstständig zu entwickeln.«
Palpatine lächelte. »Anders als die Jedi sind die Senatoren nicht mit dem Geschenk der Macht ausgestattet. Die Jedi können es sich erlauben, ihren Jünglingen Freiheiten einzuräumen, denn sie wissen, dass sie außergewöhnliche Wesen sind. Die meisten Wesen sind nicht außergewöhnlich, Anakin. Sie brauchen jemanden, der ihnen sagt, was sie tun und was sie lassen sollen - und manchmal, was sie glauben sollen.«
Anakin hatte Mühe, das alles aufzunehmen. Es
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