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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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sie kalt. Ihr Interesse an wilden Tieren beschränkte sich auf die Ratten, Tauben und Eichhörnchen der Großstadt - und auch das nur insofern, als sie für sie und Rhyme bei ihrer forensischen Arbeit nützlich waren.
    »Sehen Sie, dort!«, rief er.
    »Wo?« Er deutete auf etwas, das sie nicht sehen konnte. Starrte auf eine Stelle in der Nähe des Ufers und war völlig versunken in das Schauspiel, das dort allem Anschein nach geboten wurde. Sachs konnte lediglich eine Art Käfer erkennen, der über das Wasser flitzte.
    »Wasserläufer«, erklärte er ihr und setzte sich dann wieder auf, als sie daran vorbei glitten. Mit ernster Miene schaute er sie an.
    »Insekten sind irgendwie viel wichtiger als wir. Ich meine, was unseren Planeten angeht. Ich hab irgendwo gelesen, wenn alle Menschen von heute auf morgen verschwinden würden, würde die Welt einfach weiter bestehen. Aber wenn alle Insekten weg wären, gab's schon bald kein Leben mehr - innerhalb von einer Generation. Die Pflanzen würden sterben, dann die Tiere, und die Erde würde sich wieder in einen großen, öden Felsbrocken verwandeln.« Trotz seiner jungenhaften Ausdrucksweise sprach Garrett überzeugend wie ein Professor und eindringlich wie ein Wanderprediger.
    »Na klar, einige Insekten gehen uns auf den Geist«, fuhr er fort.
    »Aber das sind bloß ein paar wenige, ein, zwei Prozent oder so.« Mit funkelnden Augen blickte er sie an.
    »Und was diejenigen angeht, die Getreide und Obst und so Sachen fressen, na ja«, sagte er stolz,
    »ich hab da eine Idee. Ist ziemlich klasse. Ich will eine spezielle Art Goldaugen züchten, um die Schädlinge zu dezimieren, anstatt Gift einzusetzen - damit die nützlichen Insekten und anderen Tiere nicht sterben. Das Goldauge eignet sich dazu am besten. So was hat noch niemand gemacht.«
    »Meinst du, du schaffst das, Garrett?«
    »Ich weiß noch nicht genau, wie. Aber ich werd's lernen.« Sie besann sich auf etwas, was sie in seinem Buch gelesen hatte, den von Edward O. Wilson geprägten Begriff Biofilie - die Zuneigung, die Menschen für andere Lebensformen auf der Erde aufbringen. Und während sie seinen Geschichten zuhörte - alle ein Beweis für seine Naturliebe und sein Wissen , ging ihr vor allem ein Gedanke immer wieder durch den Kopf: Jemand, der sich so für andere Lebewesen begeisterte und sie auf seine sonderbare Art liebte, konnte unmöglich ein Vergewaltiger und Mörder sein. Amelia Sachs klammerte sich an diesen Gedanken und schöpfte daraus neuen Mut, während sie auf dem Paquenoke dahin fuhren, fort von dem leidgeprüften Städtchen Tanner's Corner, auf der Flucht vor Lucy Kerr und dem geheimnisvollen Mann mit der braunen Latzhose. Und auch vor Lincoln Rhyme. Seiner bevorstehenden Operation und den schrecklichen Folgen, die sie für sie beide nach sich ziehen könnte. Das schmale Boot glitt durch die Nebenflüsse, deren Wasser jetzt nicht mehr schwarz war, sondern golden das Licht der tief stehenden Sonne widerspiegelte - getarnt wie die französische Grille, von der Garrett ihr erzählt hatte. Schließlich steuerte der Junge aus den Seitenläufen wieder auf den Hauptarm des Flusses, wobei er sich dicht am Ufer hielt. Sachs blickte nach hinten, nach Osten, um festzustellen, ob sie von Polizeibooten verfolgt wurden. Sie sah nichts außer einem großen Frachtkahn der Davett Industries, der flussaufwärts fuhr - fort von ihnen. Garrett nahm das Gas zurück und lenkte das Boot in eine kleine Bucht. Er spähte durch die überhängenden Zweige einer Weide nach Westen, zu einer Brücke, die den Paquenoke überspannte.
    »Da müssen wir drunter durch«, sagte er.
    »Wir kommen nicht außen herum.« Er musterte das Bauwerk.
    »Sehen Sie jemand?« Sachs blickte hin. Sie sah ein paar Lichter blinken.
    »Schon möglich. Ich kann's aber nicht genau feststellen. Die Sonne blendet zu sehr.«
    »Dort könnten uns die Arschlöcher abpassen«, sagte er unruhig.
    »Ich mach mir immer Sorgen wegen der Brücke. Dort kann man gesehen werden.« Immer? Garrett ließ das Boot am Ufer auflaufen und stellte den Motor ab. Er stieg aus und löste einen Bolzen, an dem der Motor aufgehängt war, nahm ihn ab und versteckte ihn mitsamt dem Benzintank im Gras.
    »Was hast du vor?«, fragte sie.
    »Wir dürfen uns nicht entdecken lassen.« Garrett lud die Kühlbox und die Wasserflaschen aus und band die Ruder mit zwei öligen Seilstücken an den Sitzbänken fest. Er goss ein halbes Dutzend Flaschen aus, schraubte sie wieder zu und legte sie

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