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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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jene, die - ihrer Ansicht nach - die Schädel der Siedler von Roanoke zerschmettert hatten, als sie sich an den Gestaden des Paquenoke an einem Ort, der heute Blackwater Landing genannt wurde, zum letzten Gefecht stellten. Sie hatte ihren aus zwei geschwungenen Querstreben des alten Esstisches in der Hütte hergestellt. Den Stein, den sie verwendete, hatte Tom, der Freund des Missionars, nach ihr geworfen. Sie klemmte ihn zwischen die beiden Streben und band ihn mit langen Stoffresten fest, die sie aus ihrem Jeanshemd gerissen hatte. Die Waffe war schwer - gut zwei, drei Kilo -, aber nicht zu schwer für Mary Beth, die bei ihren Ausgrabungen immer wieder fünfzehn bis zwanzig Kilogramm wiegende Felsbrocken heben musste. Sie erhob sich jetzt vom Bett und schwang ein paar Mal ihre Waffe, erfreut über die Kraft, die ihr die Keule verlieh. Dann nahm sie ein Geräusch wahr, ein leises, unstetes Sirren - die Insekten in den Gläsern. Sie musste an Garretts widerwärtige Angewohnheit denken, mit den Nägeln zu schnipsen. Sie erschauderte und hob zitternd vor Zorn die Keule, um sie auf das erstbeste Glas herabsausen zu lassen. Doch dann hielt sie inne. Sie konnte die Insekten nicht ausstehen, aber ihr Unmut galt eigentlich gar nicht ihnen. Auf Garrett war sie wütend. Sie ließ die Gläser in Ruhe, ging zur Tür und schlug mit dem Streitkolben mehrere Male darauf ein - dicht neben dem Schloss. Die Tür gab nicht nach. Na ja, das hatte sie auch nicht erwartet. Aber immerhin hatte sie sich davon überzeugen können, dass der Stein gut befestigt war. Er war nicht verrutscht. Natürlich würde ihr die Keule nicht viel nützen, wenn der Missionar und Tom mit einer Schusswaffe zurückkehrten. Aber sie war fest entschlossen, den Streitkolben hinter ihrem Rücken zu verstecken, wenn sie eindrangen, und dem ersten, der nach ihr griff, den Schädel einzuschlagen. Der andere brachte sie dann wahrscheinlich um, aber sie hatte zumindest einen mitgenommen. (Genau so, stellte sie sich vor, war Virginia Dare gestorben.) Mary Beth setzte sich hin und schaute aus dem Fenster, auf die tief stehende Sonne und die Bäume, zwischen denen sie den Missionar zum ersten Mal gesehen hatte. Wieso war ihr so sonderbar zu Mute? Aus Angst, nahm sie an. Doch dann stellte sie fest, dass sie überhaupt keine Angst hatte. Sie war ungeduldig. Sie wollte, dass ihre Feinde zurückkehrten. Mary Beth nahm den Streitkolben und legte ihn über den Schoß. Bereite dich schon mal darauf vor, hatte Tom ihr zugerufen. Nun, das hatte sie getan.
    »Da ist ein Boot.« Lucy spähte durch das stachlige Laub eines Lorbeerbaums, der unweit der Hobeth Bridge am Ufer stand. Sie hatte die Hand auf der Waffe liegen.
    »Wo?«, fragte sie Jesse Corn.
    »Dort.« Er deutete flussaufwärts. Sie sah einen undeutlichen Schatten auf dem Wasser, etwa eine halbe Meile entfernt. Mitten in der Strömung.
    »Was für ein Boot meinst du?«, fragte sie.
    »Ich seh kein -«
    »Nein, schau hin. Es treibt kieloben.«
    »Ich kann kaum was erkennen«, sagte sie.
    »Du hast gute Augen.«
    »Sind sie das?«, fragte Trey.
    »Was ist passiert? Ist es gekentert?«
    »Nein«, sagte Jesse Corn,
    »die sind da drunter.« Lucy kniff die Augen zusammen.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ist bloß so ein Gefühl«, sagte er.
    »Kriegen die da denn genug Luft?«, fragte Trey.
    »Klar«, erwiderte Jesse.
    »Es liegt hoch im Wasser. Wir haben das früher immer mit unserem Kanu auf dem Bambert Lake gemacht. Als Kinder. Wenn wir U-Boot gespielt haben.«
    »Was machen wir nun?«, sagte Lucy.
    »Wir brauchen ein Boot oder irgendwas, um an sie ranzukommen.« Sie blickte sich um. Ned schnallte seinen Waffengurt ab und reichte ihn Jesse Corn.
    »Ach verflucht, ich schwimm einfach raus und schubs es zum Ufer.«
    »Kannst du so weit schwimmen?«, fragte sie. Ihr Kollege zog die Stiefel aus.
    »Ich bin schon zig Mal durch den Fluss geschwommen.«
    »Wir geben dir Feuerschutz«, sagte Lucy.
    »Die sind unter Wasser«, sagte Jesse.
    »Ich würde mir nicht groß Gedanken darüber machen, dass die schießen könnten.«
    »Ein bisschen Fett auf die Patronen, dann halten sie unter Wasser wochenlang«, wandte Trey ein.
    »Amelia wird nicht schießen«, sagte Jesse Corn, der diese Judasbraut auch noch verteidigte.
    »Aber wir gehen kein Risiko ein«, sagte Lucy. Dann wandte sie sich an Ned.
    »Dreh es nicht um. Schwimm einfach raus und stoß es hierher. Trey, du gehst mit deiner Schrotflinte da rüber, zu der Weide. Jesse und

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