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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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dass er wie gewohnt schlechte Laune hatte. Aber sie sagte nichts. Wegen der Schwierigkeiten mit dem Rollstuhl schlug Mason Germain vor, dass sie sich in den Vernehmungsraum begeben sollten. Sachs schlurfte herein. Sie trug Hand-und Fußfesseln, auf denen der Deputy bestanden hatte (immerhin war ihr schon einmal die Flucht gelungen). Der Anwalt aus New York war mittlerweile eingetroffen. Es war der grauhaarige Solomon Geberth. Als Mitglied der Anwaltskammern von New York, Massachusetts und des District of Columbia durfte er nur mit einer von der Gerichtsbarkeit des Staates North Carolina erteilten Ausnahmegenehmigung tätig werden - und ausschließlich in der Strafsache Sachs. Seltsamerweise wirkte er mit seinem hübschen, ebenmäßigen Gesicht und dem geschniegelten Auftreten eher wie ein vornehmer Anwalt aus dem Süden, wie eine Figur aus einem Roman von John Grisham, nicht aber wie ein streitbarer Strafverteidiger aus Manhattan. Seine gepflegten Haare glitzerten vor Gel, und sein italienischer Anzug wies trotz der hohen Luftfeuchtigkeit in Tanner's Corner keine Knitterfalte auf. Lincoln Rhyme saß zwischen Sachs und ihrem Anwalt. Sie legte die Hand auf die Armlehne seines beschädigten Rollstuhls.
    »Man hat eigens einen Staatsanwalt aus Raleigh eingesetzt«, erklärte Geberth.
    »Da der Sheriff und der Gerichtsmediziner sich haben kaufen lassen, hat man, glaube ich, McGuire nicht recht getraut. Jedenfalls hat er sich die Beweislage angesehen und beschlossen, die Anklage gegen Garrett fallen zu lassen.« Sachs blickte auf.
    »Das hat er getan?«
    »Garrett hat zugegeben, dass er den Jungen geschlagen hat, diesen Billy«, sagte Geberth.
    »Und dass er dachte, er hätte ihn getötet. Aber Lincoln hatte Recht: Bell hat den Jungen umgebracht. Man hätte ihn wegen Körperverletzung anklagen können, aber er hat doch eindeutig in Notwehr gehandelt. Und der andere Deputy, dieser Ed Schaeffer? Man kam zu dem Schluss, dass er bei einem Unfall zu Tode kam.«
    »Was ist mit der Entführung von Lydia Johansson?«, fragte Rhyme.
    »Als ihr klar wurde, dass Garrett nie vorhatte, ihr etwas anzu-tun, beschloss sie, die Anzeige zurückzuziehen. Mary Beth desgleichen. Ihre Mutter wollte sie davon abhalten, aber Sie hätten mal hören sollen, was das Mädchen ihr erzählt hat. Bei dem Gespräch sind ganz schön die Fetzen geflogen, das sage ich Ihnen.«
    »Dann ist Garrett also frei?«, fragte Sachs, den Blick zu Boden gerichtet.
    »Er wird in ein paar Minuten entlassen«, erklärte ihr Geberth. Dann kam er zum Thema.
    »Okay, die Lage sieht folgendermaßen aus, Amelia: Die Staatsanwaltschaft steht auf dem Standpunkt, dass Sie an der Befreiung eines Gefangenen mitwirkten, der auf Grund hinreichender Verdachtsmomente festgenommen worden war, auch wenn er letztlich nicht schuldig ist, und dass Sie bei der Durchführung dieser Tat einen Polizisten getötet haben. Der Staatsanwalt wird Sie wegen Mordes anklagen und vorsichtshalber die üblichen minder schweren Anklagepunkte ins Spiel bringen: Totschlag, Totschlag in einem minder schweren Fall, fahrlässige Tötung sowie schwere Körperverletzung mit Todesfolge.«
    »Mord?«, blaffte Rhyme.
    »Es liegt kein Vorsatz vor - es war ein Unfall! Herrgott noch mal.«
    »Genau das werde ich versuchen, vor Gericht darzulegen«, sagte Geberth.
    »Dass der Deputy, der Sie ergreifen wollte, zumindest teilweise der unmittelbare Auslöser des Schusses war. Aber ich versichere Ihnen, dass die andere Seite einen Schuldspruch wegen eines Tötungsdelikts durchsetzen wird. Auf Grund der Sachlage gibt es daran überhaupt keinen Zweifel.«
    »Wie stehen die Chancen auf einen Freispruch?«, fragte Rhyme.
    »Schlecht. Zehn, höchstens fünfzehn Prozent. Tut mir Leid, aber ich muss Ihnen empfehlen, sich schuldig zu bekennen.« Es traf sie wie ein Schlag in die Brust. Sie schloss die Augen, und als sie ausatmete, hatte sie das Gefühl, als wären sämtliche Lebensgeister von ihr gewichen.
    »Herrgott«, murmelte Rhyme. Sachs musste an Nick denken, ihren ehemaligen Freund. Als er wegen Raubes und Bestechlichkeit festgenommen worden war, hatte er sich geweigert, sich schuldig zu bekennen, und es auf eine Gerichtsverhandlung ankommen lassen.
    »Es ist so, wie dein alter Herr gesagt hat«, hatte er ihr erklärt.
    »Wenn du in Schwung bleibst, kriegen sie dich nicht. Hier geht's um alles oder nichts.« Die Geschworenen brauchten ganze achtzehn Minuten, um ihn schuldig zu sprechen. Er saß immer noch in New York im

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