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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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Gefängnis. Sie schaute auf Geberths ebenmäßige Züge.
    »Was bietet der Staatsanwalt an, wenn ich mich schuldig bekenne?«, fragte sie.
    »Noch nichts. Aber vermutlich gibt er sich mit Totschlag zufrieden wenn Sie zu einer hohen Freiheitsstrafe verurteilt werden. Acht bis zehn Jahre, nehme ich an. Ich muss Sie allerdings darauf hinweisen, dass dies in North Carolina hart sein wird. Hier gibt's keine Landerholungsheime.«
    »Dagegen steht eine fünfzehnprozentige Chance auf einen Freispruch«, brummte Rhyme.
    »Das stimmt«, sagte Geberth.
    »Aber Sie müssen sich darüber im Klaren sein, Amelia«, fügte er dann hinzu,
    »dass es in diesem Fall keine Wunder geben wird. Wenn wir es auf einen Prozess ankommen lassen, wird der Staatsanwalt darauf hinweisen, dass Sie Polizistin von Beruf sind und hervorragend mit der Waffe umgehen können, sodass es schwer werden wird, die Geschworenen davon zu überzeugen, dass der tödliche Schuss aus Versehen fiel.« Nördlich des Paquo hält sich niemand mehr an die normalen Regeln.
    Hier heißt es bloß noch, die oder wir. Es kann passieren, dass man
    jemand niederschießt, ohne ihm auch nur seine Rechte vorzulesen, und das geht völlig in Ordnung.
    »Und dann«, sagte der Anwalt,
    »könnte es passieren, das man Sie wegen Mordes verurteilt und für fünfundzwanzig Jahre hinter Gitter schickt.«
    »Oder gleich hinrichtet«, murmelte sie.
    »Ja, das wäre auch möglich. Ich kann das nicht ausschließen.« Aus irgendeinem Grund hatte sie in diesem Moment die Wanderfalken vor Augen, die draußen vor dem Fenster von Lincoln Rhy-mes Stadthaus in Manhattan nisteten: das Männchen, das Weibchen und das Jungtier.
    »Und wie lange sitze ich ein, wenn ich mich wegen Totschlags in einem minder schweren Fall schuldig bekenne?«, sagte sie.
    »Vermutlich sechs, sieben Jahre. Ohne Bewährung.« Du und ich, Rhyme. Sie atmete tief durch.
    »Ich bekenne mich schuldig.«
    »Sachs -«, setzte Rhyme an. Doch sie wandte sich an Geberth und wiederholte:
    »Ich bekenne mich schuldig.« Der Anwalt erhob sich. Er nickte.
    »Ich rufe den Staatsanwalt sofort an. Mal sehen, ob er darauf eingeht. Ich sage Ihnen Bescheid, sobald ich etwas höre.« Er nickte Rhyme kurz zu und verließ den Raum. Mason warf einen Blick auf Sachs' Gesicht. Er stand auf und ging mit laut klackenden Stiefeln zur Tür.
    »Ich lass euch zwei ein paar Minuten allein. Sie muss ich ja nicht durchsuchen, oder, Lincoln?« Rhyme lächelte matt.
    »Ich bin unbewaffnet, Mason.« Die Tür fiel ins Schloss.
    »Was für ein Schlamassel, Lincoln.«
    »Nix da, Sachs. Keine Vornamen.«
    »Wieso nicht?«, fragte sie spöttisch, fast flüsternd.
    »Weil's Unglück bringt?«
    »Vielleicht.«
    »Du bist nicht abergläubisch. Jedenfalls sagst du das immer.« Tanner's Corner... Die Stadt ohne Kinder.
    »Ich hätte auf dich hören sollen«, sagte er.
    »Du hattest Recht, was Garrett anging. Ich habe mich geirrt. Ich habe mir die Spuren angesehen und sie völlig falsch gedeutet.«
    »Aber ich habe nicht gewusst, dass ich Recht hatte. Ich habe gar nichts gewusst. Ich hatte nur so eine Ahnung und habe daraufhin gehandelt.«
    »Was auch geschieht, Sachs«, sagte Rhyme,
    »ich gehe nicht weg.« Er deutete mit dem Kopf auf den Storni Arrow und lachte.
    »Allzu weit käme ich ohnehin nicht, selbst wenn ich wollte. Du sitzt eine Zeit lang ein, und ich werde da sein, wenn du wieder rauskommst.«
    »Worte, Rhyme«, sagte sie.
    »Nur Worte... Mein Vater hat auch gesagt, er geht nicht weg. Das war eine Woche, bevor ihn der Krebs umgebracht hat.«
    »Ich bin zu störrisch, um zu sterben.« Aber du bist nicht zu störrisch, um dich kurieren zu lassen, dachte sie, um jemand anderen kennen zu lernen. Um weiterzuziehen und mich zurückzulassen. Die Tür zum Vernehmungsraum ging auf. Garrett stand auf der Schwelle, hinter ihm Mason. Der Junge, der jetzt keine Fesseln mehr trug, hatte die hohlen Hände vor der Brust zusammengelegt.
    »Hey«, begrüßte sie Garrett.
    »Sehen Sie mal, was ich gefunden hab. War in meiner Zelle.« Er öffnete die Hände, und ein kleines Insekt flog heraus.
    »Das ist ein Schwärmer. Die stöbern gern in Baldrianblüten herum. In geschlossenen Räumen sieht man sie kaum. Ziemlich klasse.« Sie lächelte leicht, freute sich über seine Begeisterung.
    »Garrett, ich möchte, dass du dir über eines im Klaren bist.« Er kam näher, blickte auf sie herab.
    »Weißt du noch, was du in dem Wohnwagen gesagt hast? Als du mit deinem Vater auf dem leeren

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