Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
Vom Netzwerk:
Wagen an, der nicht zu schnell gefahren war? Henry Davett ließ sein Fenster herunter. Lucy Kerr schaute hinein, an Davett vorbei. Neben ihm saß eine Frau, etwa Anfang fünfzig, deren trockene, mit viel Spray behandelte Haare darauf hindeuteten, dass sie sie häufig im Schönheitssalon waschen ließ. Sie trug Diamanten am Handgelenk, an den Ohren und an der Brust. Hinten saß ein halbwüchsiges Mädchen und wühlte in einer Schachtel voller CDs herum, genoss vermutlich in Gedanken die Musik, die ihr Vater sie im Auto nicht hören ließ.
    »Officer Kerr«, sagte Davett,
    »worum geht es?« Doch sie sah ihm an den Augen an, die sie jetzt nicht mehr im Spiegel vor sich hatte, dass er genau wusste, worum es ging. Und dennoch wirkte er genauso beherrscht und bar jeden Schuldbewusstseins wie vorhin, als er das kreisende Blinklicht auf ihrem Crown Victoria bemerkt hatte. Sie konnte ihre Wut kaum noch bezähmen.
    »Steigen Sie aus, Davett«, herrschte sie ihn an.
    »Schatz, was hast du gemacht?«
    »Officer, was soll das Ganze?«, fragte Davett und seufzte.
    »Raus. Sofort.« Lucy griff hinein und entriegelte die Tür.
    »Darf sie das, Schatz? Darf sie -«
    »Halt den Mund, Edna.«
    »Na gut. Entschuldige.« Lucy riss die Tür auf. Davett löste den Sicherheitsgurt und trat auf das Bankett. Ein Tieflader donnerte vorbei und hüllte sie in eine Staubwolke ein. Angewidert betrachtete Davett den grauen Carolina-Lehm, der sich auf seinem blauen Blazer ablagerte.
    »Meine Familie und ich kommen zu spät zum Gottesdienst, und ich glaube nicht -« Sie nahm ihn am Arm und zog ihn vom Bankett weg, in den Schatten zwischen dem Wildreis und den Rohrkolben, dorthin, wo ein schmaler Wasserlauf, ein Zufluss des Paquenoke, neben der Straße vorbeiführte.
    »Was soll das Ganze?«, wiederholte er entrüstet.
    »Ich weiß über alles Bescheid.«
    »Aha, Officer Kerr. Sie wissen also über alles Bescheid. Worüber denn zum Beispiel?«
    »Über das Gift, die Morde, den Kanal... «
    »Ich hatte niemals auch nur das Geringste mit Jim Bell oder irgendjemand anderem in Tanner's Corner zu schaffen«, erwiderte Davett.
    »Wenn ein paar verrückte Dummköpfe, die bei mir angestellt waren, ein paar andere verrückte Dummköpfe dazu angestiftet haben, etwas Unrechtes zu tun, ist das nicht meine Schuld. Und falls es tatsächlich so gewesen sein sollte, bin ich jederzeit bereit, den Behörden meine volle Unterstützung zu gewähren.« Doch Lucy ließ sich durch die aalglatte Antwort nicht bremsen.
    »Sie werden ebenso einfahren wie Bell und sein Schwager«, knurrte sie.
    »Selbstverständlich nicht. Niemand kann mir auch nur das geringste Verbrechen nachweisen. Es gibt keine Zeugen. Keine schwarzen Konten, keinerlei Geldüberweisungen, nicht den geringsten Beweis dafür, dass ich mir etwas habe zu Schulden kommen lassen. Ich bin Fabrikant, ich stelle petrochemische Erzeugnisse her - Reinigungsmittel, Asphalt und das eine oder andere Pestizid.«
    »Verbotene Pestizide.«
    »Falsch«, versetzte er.
    »Die Bundesumweltbehörde lässt den Einsatz von Toxaphen in bestimmen Fällen zu. Und in den meisten Ländern der Dritten Welt ist es nicht verboten. Lesen Sie mal nach, Deputy - wenn es keine Pestizide gäbe, würden jedes Jahr hundert-tausende von Menschen an Malaria, Enzephalitis und Hungersnot sterben und -«
    »- und jeder, der damit in Berührung kommt, kriegt Krebs, bringt missbildete Kinder zur Welt, leidet an einem Leberschaden und -« Davett zuckte die Achseln.
    »Zeigen Sie mir die Studien, Deputy Kerr. Zeigen Sie mir die Untersuchungen, die das beweisen.«
    »Wenn es so harmlos ist, wieso transportieren Sie es dann nicht per Lastwagen? Warum setzen Sie Frachtkähne ein?«
    »Weil ich es sonst nicht zum nächsten Hafen schaffen könnte -weil ein paar Bezirke und Städte Probleme machen und die Beförderung gewisser Stoffe, von denen sie nicht die geringste Ahnung haben, in ihrem Einzugsbereich verboten haben. Und weil ich nicht die Zeit dazu hatte, mir ein paar Lobbyisten zu kaufen, die dafür sorgen, dass die Gesetze geändert werden.«
    »Nun, die Bundesumweltbehörde ist bestimmt scharf darauf zu erfahren, was Sie hier so alles treiben.«
    »Oh, bitte sehr«, versetzte er höhnisch.
    »Die Bundesumweltbehörde. Die können Sie ruhig herschicken. Falls die überhaupt dazu kommen, meinem Betrieb einen Besuch abzustatten, werden sie feststellen, dass die Belastung durch das Toxaphen in und um Tanner's Corner die zulässigen Grenzwerte nicht

Weitere Kostenlose Bücher