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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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Gegend ist es schon ein bisschen unwegsam«, warf Jesse ein.
    »Lauter Ravennagras, Aronspilze und Bergstechpalmen«, sagte Ned.
    »Dazu massenhaft Schlingpflanzen. Wenn man sich nicht an den Pfad hält, kommt man hier nirgendwo flott voran.«
    »Wir müssen warten«, beharrte Sachs, die an einen Abschnitt aus Spurenlehre denken musste, Lincoln Rhymes Handbuch für Kriminalistik: Im Großen und Ganzen scheitert die Fahndung nach einem Tatverdächtigen oftmals daran, dass man dem Drang nachgibt, schnell zu  handeln und rasch zuzugreifen, während eine sorgfältige Untersuchung  der vorhandenen Spuren klare Hinweise erbringt, die einen buchstäblich  vor die Tür des Verdächtigen führen, und eine Festnahme bei weitaus weniger Aufwand und Gefahr für Leib und Leben aller Beteiligten ermöglicht.

    »Jemand, der aus der Großstadt kommt, kann sich gar keine rechte Vorstellung von den Wäldern hier machen«, sagte Lucy Kerr.
    »Wenn man einmal den Pfad verlässt, kommt man bloß noch halb so schnell voran. Er muss sich daran gehalten haben.«
    »Er könnte doch auch zum Fluss zurückgegangen sein«, wandte Sachs ein.
    »Vielleicht hatte er weiter oben oder weiter unten noch ein Boot liegen.«
    »Das stimmt«, sagte Jesse, womit er sich einen finsteren Blick von Lucy einhandelte. Eine Zeit lang schwiegen sie alle vier, standen reglos da und schwitzten in der gnadenlosen Hitze, während die Gnitzen über sie herfielen.
    »Wir warten«, sagte Sachs schließlich. Nachdem das geregelt war, setzte sie sich auf den ihrer Überzeugung nach unbequemsten Felsblock im ganzen Wald und tat so, als beobachtete sie einen Specht, der wie wild auf eine hohe Eiche vor ihnen einhämmerte.

... Neun
    »Zuerst der eigentliche Tatort«, rief Rhyme Ben zu.
    »Blackwater.« Er deutete mit dem Kopf auf die Beweismittel auf dem Glasfibertisch.
    »Zuerst nehmen wir uns Garretts Turnschuh vor. Den er verloren hat, als er sich Lydia schnappte.« 
    Ben ergriff ihn, öffnete den Plastikbeutel, wollte hineingreifen.
    »Handschuhe!«, rief Rhyme.
    »Tragen Sie stets Latexhandschuhe, wenn Sie mit Spuren hantieren.«
    »Wegen der Fingerabdrücke?«, fragte der Student, während er sie schleunigst anzog. 
    »Das ist ein Grund. Trugspuren sind der andere. Wir wollen doch unterscheiden können, wo Sie gewesen sind und wo sich der Täter aufgehalten hat.«
    »Klar. Richtig.« Ben nickte energisch, als hätte er Angst, diese Regel zu vergessen. Er schüttelte den Schuh heraus, spähte hinein.
    »Sieht so aus, als ob da Kies oder etwas Ähnliches drin ist.«
    »Himmel, ich habe vergessen, Amelia um eine sterile Unterlage zu bitten.« Rhyme blickte sich um.
    »Sehen Sie die Illustrierte da? People?« Ben nahm sie zur Hand, schüttelte den Kopf. 
    »Die ist drei Wochen alt.«
    »Mir geht's nicht um den neuesten Klatsch über das Liebesleben von Leonardo DiCaprio«, grummelte Rhyme.
    »Reißen Sie die beiliegenden Abokarten heraus... Finden Sie die nicht widerlich? Aber wir können sie gut gebrauchen - sie sind sauber und steril, frisch aus der Druckpresse, und eignen sich daher für unsere Zwecke hervorragend als Unterlage, wenn auch im Kleinstformat.« Ben folgte den Anweisungen und kippte den Schmutz und die Steine auf die Abonnementskarte.
    »Legen Sie eine Probe davon unters Mikroskop und lassen Sie mich einen Blick darauf werfen.« Rhyme rollte zur Tischkante, doch das Okular war ein paar Zentimeter zu hoch.
    »Verdammt.« Ben verstand.
    »Vielleicht könnte ich es einfach halten, sodass Sie reinsehen können.« Rhyme lachte leise auf.
    »Das wiegt fast fünfzehn Kilo. Nein, wir müssen eine -« Doch der Zoologe hob das Gerät mit seinen massigen Armen hoch und hielt es ganz ruhig. Rhyme konnte natürlich die Schärfe nicht regeln, aber er erkannte so viel, dass er in etwa eine Ahnung hatte, worum es sich handelte.
    »Kalksteinsplitter und -staub. Könnte das aus Blackwater Landing stammen?«
    »Ähm«, sagte Ben bedächtig und kratzte sich die Haarstoppeln auf dem mächtigen Schädel.
    »Eher nicht. Dort gibt's hauptsächlich Schlamm und so.«
    »Geben Sie eine Probe in den Chromatographen. Ich will wissen, was sonst noch darin enthalten ist.« Ben schob die Probe hinein und startete das Gerät. Die Chromatographie ist der Traum eines jeden Kriminalisten. Mit der entsprechenden Apparatur, kurz nach der Jahrhundertwende von einem russischen Botaniker erfunden, aber bis in die Dreißigerjahre kaum zum Einsatz gelangt, lässt sich die chemische

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