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Jeier, Thomas

Jeier, Thomas

Titel: Jeier, Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ersten Amerikaner Die
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feindlichen Indianern getötet wurde, die anderen aus Roanoke flohen und von Indianern adoptiert oder versklavt wurden, eine gängige Praxis auch bei den Indianervölkern der Ostküste. Wegen der hohen Sterblichkeit bei den Männern, die im Krieg fielen oder auf der Jagd starben, brauchte man Krieger, um die Versorgung der Frauen und Kinder zu gewährleisten. Die Wahrscheinlichkeit, dass die kleine Virginia Dare den Überfall überlebte, ist eher gering. Wenn sie nicht bei freundlich gesinnten Indianern aufwuchs, wurde sie wahrscheinlich getötet.
    Für die Indianer war das Scheitern der »Lost Colony« nur ein vorübergehender Triumph. Auf Dauer, das zeigte sich bereits knappe 20 Jahre später mit der Gründung von Jamestown, konnten sie dem Druck der weißen Eindringlinge nicht standhalten. Viel zu spät erkannten sie, dass die Europäer nur gekommen waren, um neues Land in Besitz zu nehmen und wertvolle Schätze zu erbeuten und sie lediglich als Wilde, als Menschen zweiter Klasse betrachteten, die ihrem von Gott gewollten Expansionsdrang im Weg standen. Auch wenn der erste Kontakt mit den Fremden oft freundlich verlief, und die Indianer den Neuankömmlingen sogar zeigten, wie man in der für sie ungewohnten Umgebung überlebte, welche Tiere man jagen konnte und welche Pflanzen natürliche Heilkraft besaßen, stellte sich in der Regel bald heraus, dass ein Zusammenprall zweier unterschiedlicher Kulturen beinahe zwangsweise zum Untergang der schwächeren führen musste.

    Erster bewaffneter Konflikt
    Der Kontakt mit den Europäern hatte für die Indianer fatale Auswirkungen, war der Beginn eines mehrere Jahrhunderte währenden Krieges, der von Völkermord, Epidemien und Vertreibung geprägt war. Auch wenn die ersten Begegnungen nicht immer gleich feindlich gesinnt waren.
    Wie einschneidend der Übergang von friedlicher Koexistenz zu blutiger Auseinandersetzung war, zeigte der »King Philip’s War« an der Ostküste, ausgetragen zwischen Engländern und Wampanoag. Der Stamm hatte die Passagiere der Mayflower, die ihre englische Heimat aus religiösen Gründen verlassen hatten und im November 1620 an der Küste des späteren New England vor Anker gegangen waren, zuerst freundschaftlich empfangen. Sie zeigten ihnen, wie man das eingepflanzte Saatgut mit toten Heringen düngte, wie man Ahornbäume anzapft und köstlichen Sirup gewinnt, brachten ihnen »indianisches Korn« (Mais), das zu ihrem Hauptnahrungsmittel wurde. Nur dank der Wampanoag konnten die Siedler den ersten strengen Winter überleben. Die erste Ernte fiel wesentlich besser aus, als man befürchtet hatte, und Weiße und Indianer feierten ein gemeinsames Erntedankfest mit gebratenen Wildgänsen und Truthähnen, das erste »Thanksgiving«, das Erntedankfest wurde allerdings erst 1863 zum offiziellen Feiertag in den USA erklärt.
    Nur ein Jahr nach diesem Erntedankfest kam es zu Streitigkeiten zwischen Puritanern und Indianern und knapp drei Jahrzehnte danach zu einem grausamen Vernichtungskrieg gegen sie. Inzwischen hielten sich bereits über 50 000 Engländer an der Ostküste auf, zahlreiche Ureinwohner waren an eingeschleppten Krankheiten verstorben, und den Indianern wurde klar, dass der Strom an Einwanderern nicht versiegte. Als Wamsutta, ein Häuptling der Wampanoag, mit Vertretern der Siedler verhandeln wollte, starb er kurz darauf aus unerklärlichen Gründen. Sein Bruder Metacomet, von den Weißen »King Philip« genannt, verdächtigte die Weißen, ihn vergiftet zu haben, um sein Volk einzuschüchtern und zu weiteren Landverkäufen zu bewegen. Doch King Philip schwor Rache und zog gegen die Weißen in den Krieg. Die Indianer sollen über 600 Weiße getötet, die Miliz während eines Überfalls auf das Hauptlager über 800 Indianer, meist Frauen und Kinder, umgebracht haben. Der Krieg dauerte bis zum Sommer 1676 und endete mit dem Tod des Häuptlings und der beinahe vollkommenen Ausrottung seines Stammes - ein Schicksal, das fast allen Stämmen der Ostküste bevorstand.
    Nur wenige Indianer ahnten etwas von dieser Bedrohung. Die meisten Häuptlinge hielten die Weißen für einen Stamm, der ebenso zahlreich wie einer ihrer Stämme war und ihnen nicht gefährlich werden konnte. Obwohl sie bei den ersten Kontakten meist zahlenmäßig überlegen waren und es für sie ein Leichtes gewesen wäre, den Neuankömmlingen jegliche Hilfe zu verweigern, sie zu vertreiben oder zu töten, hielten sie still. Woher sollten sie auch wissen, dass die Weißen »so

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