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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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faßte sie am Ellenbogen. »Wir fahren zum Dinner nach Hause.« Er sah sie mit schmalen Augen an. »Wir fahren nach Hause, und dort zeigst du mir den Karton mit den Sachen, die dein Vater dir hinterlassen hat.«
    »Aber ich habe Hunger, Mike!«
    »Du kannst dir was ins Haus bringen lassen, wie du das ja sonst auch immer tust. Ruf das >Paper Moon< an und bestell dort, was du willst, aber heute abend zeigst du mir diesen Karton.«
    Als Mike ein Taxi herbeiwinkte, konnte sich Samantha nicht verkneifen, schadenfroh zu sagen: »Es gefällt dir anscheinend nicht, wenn andere Leute Geheimnisse vor dir haben, wie?«
    Er spannte die Hand, die auf ihrem Arm lag, so fest an, daß es fast weh tat. »Begreifst du denn nicht, daß das Geheimnis, warum dieser Kerl dich umzubringen versuchte, in diesem Karton stecken könnte?«
    »Nein . . .«, erwiderte sie leise.
    Als er den Wagenschlag des Taxis öffnete, fragte er: »Was ist in diesem Karton?« Als sie schwieg, knirschte er mit den Zähnen. »Du hast noch nicht einmal hineingeschaut, nicht wahr?«
    »Ich fand es nicht lustig, mir die Sachen einer erst vor kurzem verstorbenen Person anzuschauen. Vielleicht hast du eine Vorliebe für das Makabre - ich nicht. Ich habe den Karton geöffnet - genauer gesagt, die Hutschachtel, die du für mich ins Erdgeschoß hinuntergetragen hast sah obenauf dieses Foto liegen und nahm es heraus. Das war alles. Soweit ich sehen konnte, schien die Hutschachtel zum größten Teil alte Kleider zu enthalten - Kleider, die einmal jemand gehört haben, der möglicherweise mit einem Gangster durchgebrannt ist.«
    »Eine Hutschachtel voller Dinge, die uns viel erzählen könnten. Die uns vielleicht verraten können, was wir tun müssen, um zu verhindern, daß noch einmal jemand versucht, dich umzubringen.«
    Unwillkürlich griff sich Samantha mit der Hand an die Kehle. »Du glaubst doch nicht etwa, daß ich noch immer in Gefahr bin - oder?«
    »Doch«, erwiderte er leise, »ich glaube, daß die Gefahr, in der du schwebst, von Mal zu Mal größer wird, wenn wir mit einer Person reden, die deine Großmutter gekannt haben könnte.« Er senkte die Stimme noch mehr. »Ich glaube sogar, daß die Gefahr, in der du steckst, inzwischen so groß sein könnte, daß du selbst in Maine davor nicht sicher wärst.«
    Samantha drehte das Gesicht zur Seite, blickte zum Wagenfenster hinaus und holte tief Luft.
    *
    Eine halbe Stunde später waren sie zu Hause und betrachteten die Hutschachtel, die Mike auf den Küchentisch gestellt hatte. Sam hatte darauf bestanden, erst ein Dinner zu bestellen, ehe sie die Hutschachtel aufmachten, und Mike hatte ihr widerstrebend nachgegeben. Und hätte jemand Samantha gefragt, warum sie denn so große Hemmungen habe, sich den Inhalt des Kartons anzusehen, hätte sie ihm das schwerlich erklären können Sie wußte doch, daß er nur mit Sachen gefüllt war, die einmal ihrer Großmutter gehört hatten. Und unter anderen Umständen wäre sie sicherlich neugierig gewesen, doch nun war sie gar nicht so sicher, daß sie den Karton öffnen wollte. Er erschien ihr wie die Büchse der Pandora, die mit allen Übeln dieser Welt gefüllt war, und sie war irgendwie davon überzeugt, daß sie beide, wenn sie diesen Karton aufmachten, etwas in Gang setzen würden, das sie bis zu einem ungewissen, ja vielleicht bitteren Ende durchstehen mußten.
    Als Mike den Arm ausstreckte, um den Deckel von der Hutschachtel zu nehmen, legte Samantha rasch die Hand darauf.
    Mike, der sie beobachtete, wartete, während sie ein paarmal tief Luft holte und sich zu beruhigen versuchte.
    Nach einer Weile nickte sie, trat vom Tisch zurück und hielt den Atem an, als Mike den Deckel anhob.
    »Das ist ja unglaublich !« sagte er mit gepreßter Stimme.
    »Was?« Sie trat näher an ihn heran und schielte in die Hutschachtel hinein.
    »Jetzt hab’ ich dich!« rief Mike, sie im gleichen Moment an beiden Armen packend. Samantha sprang erschrocken vom Tisch zurück und faßte sich ans Herz. Als Mike laut lachte, rief sie wütend: »Du - du Ungeheuer!« und trommelte mit beiden Fäusten gegen seine Schulter.
    Lachend griff Mike in die Schachtel. »Ich weiß nicht, warum du dich so fürchtest - es ist nur ein altes Kleid.« Er holte es heraus und hielt es Samantha hin.
    Zuerst wollte sie es nicht anfassen, aber als Mike die Hand bewegte, sah sie etwas funkeln. Da nahm sie es ihm ab und faltete es langsam auseinander, faßte es an den Schultern und hielt es vor sich hin. »Lavin«,

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