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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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der große Diamant an ihrem Ring sprühte in allen Farben.
    »Oh, das. Ich .. . Nun, wir...«
    »Mein Onkel Mike wollte, daß ich nach Maxie suche«, sagte Mike, nun sein langes Schweigen brechend.
    »Und wer könnte Ihr Onkel Mike denn sein, der das von Ihnen verlangt hat?« erkundigte sich Abby in keinem sonderlich neugierigen Ton.
    »Michael Ransome«, erwiderte Mike leise.
    Langsam drehte sich Abby im Bett um und blickte Mike mit harten dunklen Augen, die glitzerten wie Kohle, an. Ihr Körper mochte zwar sehr gebrechlich sein, doch ihr Geist und ihr Verstand waren offensichtlich sehr gesund. »Michael Ransome starb in jener Nacht. Er starb am zwölften Mai 1928.«
    »Nein, da starb er nicht«, erwiderte Mike. »Scalpinis Männer schossen ihm zwar fast die Beine weg, aber er überlebte. Am Tag nach dem Massaker rief er meinen Großvater in Colorado an, und Grandpa schickte ihm ein Flugzeug und sorgte dann dafür, daß die Welt glaubte, Michael Ransome sei tot.«
    Nach einer langen nachdenklichen Pause, in der Abby zu verdauen schien, was Mike soeben gesagt hatte, sah sie ihn aus schmalen Augen an: »Wenn Ihr Großvater das tun konnte, muß er eine Stange Geld gehabt haben - und Macht.«
    »Ja, Madam, das hatte er.«
    »Und wie steht es mit Ihnen? Können Sie dieses reizende Kind unterhalten?«
    »Ja, Madam, das kann ich. Würden Sie mir bitte etwas von meinem Onkel Mike erzählen?«
    Abby, die noch immer Samanthas Hand festhielt, lehnte sich in ihr sauberes, gestärktes, steriles Kissen zurück. »Er war ein hübscher Mann. Handsome Ransome nannten ihn all die Mädchen.«
    »So hübsch wie Mike?« fragte Samantha und schlug dann die Augen nieder, vor Verlegenheit errötend, daß sie ihren erstbesten Gedanken ausgeplaudert hatte. »Ich meine ...«
    Abby lächelte. »Nein, mein Liebes, nicht ganz so hübsch wie Ihr junger Mann dort, aber Michael Ransome war auf seine Art ein wunderbarer Mann.«
    »Wo kam er her?« fragte Mike nun todernst. »Onkel Mike wollte keinem etwas von seiner Vergangenheit erzählen.«
    »Er war Vollwaise. Keine Familie. Alles, was er hatte, waren sein Aussehen und die Fähigkeit, so zu tanzen, als schwebte er durch die Luft.« Sie hielt einen Moment inne und setzte dann so leise, daß es fast ein Flüstern war, hinzu: »Und er hatte die Fähigkeit, die Frauen dazu zu bringen, ihn zu lieben.«
    »Haben Sie ihn geliebt?« fragte Samantha.
    »Natürlich. Wir liebten ihn alle.« Man brauchte keine hellseherischen Fähigkeiten, um zu erkennen, daß Abby ihre Fragen nur ausweichend beantwortete, als wollte sie nicht zu viel von sich selbst erzählen.
    »Hat Maxie ihn geliebt?« fragte Mike.
    Abby fixierte ihn mit einem scharfen, durchbohrenden Blick, als versuchte sie, seine Gedanken zu lesen. »Ja«, sagte sie nach einer Weile. »Maxie liebte ihn sehr.«
    Samantha nahm die Handtasche, die sie auf dem Stuhl neben dem Bett abgelegt hatte, und holte ein Foto aus ihr heraus - ein Foto, das bereits vergilbt und an einer Ecke angekohlt war. Sie reichte es Abby zu. »Ist das Michael Ransome?«
    Als Mike dieses Foto sah, wäre er vor Überraschung fast umgekippt. Er riß es Samantha aus den Händen, ehe Abby es genauer betrachten konnte. Das Foto war eine dieser in jener Zeit üblichen Atelieraufnahmen von einem hübschen, sehr sympathisch, ja bestrickend aussehenden jungen Mann im Frack, der eine Zigarette in der Hand hielt. Mike hatte seinen Onkel nur im fortgeschrittenen Alter gekannt, aber er wußte sofort, daß der Mann auf dem Foto jener Onkel war, den er so sehr geliebt hatte. »Wo hast du das her?« wollte Mike von Samantha wissen.
    Ihr gefiel sein Ton nicht, der klang, als wollte er sie zurechtweisen, daß sie ihm nicht zuerst das Foto gezeigt hatte, bevor sie es jemand anderem vorlegte. »Zu deiner Information - mein Vater hinterließ mir einen Karton mit Sachen von meiner Großmutter und dieses Foto befand sich darunter. Dad hatte eine Notiz daran befestigt, in der stand, daß seine Mutter eine Menge Papiere verbrannt habe, als er noch ein kleiner Junge gewesen war, und es ihm gelungen sei, dieses Foto aus dem Packen, den sie verbrennen wollte, zu retten.«
    »Warum hast du mir das nicht schon vorher gezeigt?«
    »Aus dem gleichen Grund, aus dem du Dinge vor mir geheimhältst«, schnaubte sie, ihn anfunkelnd. »Jeden Tag erzählst du mir etwas, das du mir bisher verschwiegen hast, und warum sollte dann nicht auch ich Dinge zurückhalten dürfen, von denen du nichts weißt?«
    »Weil . . .«,

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