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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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anderer Leute! Sie sind von weither gekommen, um Sie zu besuchen.«
    »Aus East Side, wie?« Die Stimme der alten Frau troff vor Sarkasmus.
    Während die Schwester laut kicherte, versuchte Samantha einen Blick auf die Frau zu erhaschen, die in einem weißlackierten Metallbett unter einer weißen Zudecke auf einem weißen Laken lag. Das einzige Farbige im Raum waren tatsächlich diese grauen Bodenplatten.
    Es war eine kleine, magere Frau, an deren rechtem Arm eine Kanüle mit Schlauch befestigt war. Unter der Zudecke schlängelte sich ein Kabel hervor, das zu einem Apparat führte, der sich dem ganzen Dekor hervorragend anpaßte. Diese Frau war alt, ihre Wangen waren eingesunken, und ihre verschrumpelte Haut hatte eine ungesund aussehende grau-grünliche Färbung angenommen. Aber man konnte dieser Frau noch immer ansehen, daß sie einmal sehr hübsch gewesen war, und trotz ihrer körperlichen Hinfälligkeit sprach eine sehr wache Intelligenz aus ihren Augen.
    Sich vom Bett wegdrehend, blinzelte die Schwester Mike zu, als wollte sie sagen: >Na, ist sie nicht ein Schatz?<, und verließ das Zimmer.
    »Guten Tag«, sagte Mike, »ich bin Michael Taggert und habe mich schon vor einiger Zeit mit Ihnen in Verbindung gesetzt. Aber dann teilte man mir mit, daß Sie sich erst von einer Operation erholen müßten und mich deshalb nicht empfangen könnten.«
    »Vermutlich sagte man Ihnen, daß ich abkratzen würde, nicht wahr?«
    Mike beantwortete ihre Frage mit einem Lächeln, aber Abby hatte den Blick nun auf Samantha gerichtet und wandte die Augen nicht von ihr ab. »Und wer ist diese reizende junge Dame?«
    Samantha sprach aus, was ihr als erstes in den Sinn kam: »Mir gefällt dieses Heim nicht, und die Schwester ebenfalls nicht.«
    Abby sagte mit einem leisen Lachen, während ihre Augen lebhaft aufblitzten: »Wie ich höre, sind Sie und ich in vielen Dingen der gleichen Meinung. Warum kommen Sie nicht hierher und setzen sich zu mir? Nein - nicht auf diesen Stuhl, sondern neben mich auf das Bett, damit ich Sie sehen kann. Meine Augen sind nicht mehr die besten, verstehen Sie?«
    Samantha zögerte keine Sekunde. Manche Leute haben Angst vor älteren Menschen. Vielleicht erinnern sie sie an das, was sie eines Tages sein werden. Aber Samantha gehörte nicht zu dieser Sorte. Sie hatte viele Jahre ihres Lebens mit ihrem Großvater Cal verbracht und mit ihrem Vater, als der Krebs ihn täglich um Jahre altern ließ. Nun überlegte sie nicht lange, sondern setzte sich auf das Bett neben diese alte Frau. Und sie war auch nicht überrascht, als diese ihre Hand nahm und sie festhielt - sie sehr fest hielt.
    Abby sah zu Mike hin. »Ich nehme an, Sie haben mir den Brief geschrieben, in dem Sie sich nach Maxie erkundigen.«
    »Ja«, erwiderte Mike leise. Er stand am Fußende des Bettes, sah zwischen den beiden Frauen hin und her und beobachtete ihre Bewegungen. »Ich wollte von Ihnen erfahren, was sie über Maxie wissen.«
    »Warum?« gab Abby prompt zurück, und Samantha sah, daß der Zeiger auf einer Skala am Apparat ausschlug.
    Seltsamerweise wollte Mike ihre Frage nicht beantworten. Er stand einfach da und beobachtete die beiden Frauen.
    »Er arbeitet an einer Biographie von Doc«, erklärte Samantha, als Mike Abby die Antwort schuldig blieb. »Und deshalb braucht er Informationen über Maxie. Und ich will Maxie finden, weil sie vermutlich meine Großmutter ist.« Ihre Stimme wurde leiser. »Es war der Wunsch meines sterbenden Vaters, daß ich nach seiner Mutter suchen sollte.«
    Abby sagte nichts, aber auf dem Apparat bewegte sich nun der Zeiger bis zum rechten Ende der Skala und verharrte dort für ein, zwei Sekunden.
    »Maxie ist tot«, sagte Abby dann. »Sie starb vor ungefähr anderthalb Jahren.«
    Samantha ließ den angehaltenen Atem entweichen. »Sind Sie sicher?«
    »Absolut sicher. Wir waren seit den zwanziger Jahren miteinander befreundet. Allerdings nicht mehr so eng wie damals, aber wir hielten Kontakt zueinander. Sie starb irgendwo in New Jersey, und das Heim, in dem sie zuletzt war, schickte mir eine Todesanzeige von ihr.« Abby sah Samantha an. »Warum, in aller Welt, würde ein so hübsches junges Ding wie Sie etwas über eine alte Frau wie Maxie wissen wollen? Sie sollten mit Ihrem jungen Mann dort verheiratet sein, Babies haben und die Vergangenheit vergessen.«
    Sam sah Mike nicht an. »Er ist nicht mein junger Mann.«
    »Oh?« erwiderte Abby. »Was ist dann das hier?« Abby hob Samanthas linke Hand ins Licht, und

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