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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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daß ihre Großmutter, wenn sie noch am Leben wäre, diese Fotos gern gesehen hätte, um sich ein Bild davon machen zu können, was ihr alles, nachdem sie ihre Familie verlassen hatte, entgangen ist. Daß sie gern ihren Sohn und ihre Schwiegertochter und ihre Enkelin in ihren Entwicklungsphasen zur kessen Frau gesehen hätte, und auch ihren Mann, wie er älter wurde. Meinen Sie, Maxie würde das gern gesehen haben?«
    »Ja«, antwortete Abby leise. »Das würde sie.«
    »Oh, Himmel!« rief Samantha, »man könnte fast glauben, wir wären hier auf einer Beerdigung. Aber wir feiern eine Party! Michael, schenk uns was zu trinken ein und fülle diese Blinis mit Kaviar. Und ...« Sie zögerte. »Ich weiß nicht, wie ich Sie nennen darf. Wenn Maxie noch am Leben wäre, wie, glauben Sie, hätte sie gewollt, daß ich sie nenne?«
    »Nana«, erwiderte Abby prompt. »Ich glaube, sie sagte mir, sie hätte gern gewollt, daß ihre Enkelin sie Nana nennt.«
    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Sie Nana nennen würde?«
    »Ich hätte nicht das geringste dagegen einzuwenden. Nun - wo bleibt mein Drink? Ich habe schon seit Jahren keinen Sidecar mehr getrunken.«
    Samantha setzte sich nun neben Abby aufs Bett, stellte die Hutschachtel mit den Fotos auf ihre Knie und öffnete sie, während Mike sich daran machte, die hauchdünnen Blinis mit saurer Sahne und rotem Kaviar zu füllen. Dann reichte er den beiden Frauen zwei Kristallgläser, die bis zum Rand mit dem Cocktail gefüllt waren.
    Nach einer halben Stunde waren sich alle drei sehr nahe gekommen. Schon nach dem ersten Cocktail wurde Abby unglaublich nachlässig, was ihre Tarnung betraf. Statt zu sagen, daß Maxie dieses oder jenes Foto sicher gut gefallen hätte, verfiel sie immer häufiger in die erste Person und sagte solche Sachen wie: »Ja, daran kann ich mich erinnern. Wir bewahrten den Rasenmäher immer in dem alten Schuppen auf. Hat Cal denn nie daran gedacht, ihn abzureißen?«
    Mike neckte Samantha unbarmherzig mit den Fotos aus ihrer Kinderzeit und fand eines, auf dem Samantha wütend mit dem Fuß aufstampfte, weil sie offenbar nicht fotografiert werden wollte, besonders treffend. Abby verteidigte Samantha und sagte, sie sei das netteste und süßeste Baby gewesen, das man sich vorstellen könne. Worauf Mike, der Abby gerade das Glas nachfüllte, im Ton abgrundtiefen Bedauerns meinte, das wäre sie wohl heute noch.
    »Michael!« schnaubte Samantha.
    Da ergriff Abby abermals für Samantha Partei: »Wollen Sie etwa damit sagen, daß es einem so kräftigen und gesunden jungen Mann, wie Sie das offenbar sind, noch nicht gelungen ist, dieses schmächtige Ding dazu zu überreden, mit Ihnen ins Bett zu gehen?«
    Diese voller Entrüstung gesprochenen Worte aus dem Mund einer vierundachtzigjährigen Frau zu hören war so komisch, daß Sam und Mike schallend lachten.
    »Warum glaubt eigentlich jede Generation, daß sie den Sex erfunden hat?« fragte Abby, die Beleidigte spielend.
    »Warum erzählen Sie uns denn nicht etwas von dem Sex Ihrer Generation?« meinte Mike, sie dazu ermunternd. »Da hätte ich doch wenigstens jemanden, an dem man sich ein Beispiel nehmen könnte.«
    »Von mir werden sie keinen Nachhilfeunterricht bekommen, Michael Taggert. Da müssen Sie schon ihre eigenen Erfahrungen machen.«
    Der Abend wurde noch lustiger, als Samantha, wie versprochen, den beiden Nacktfotos von sich auf dem Eisbärenfell zeigte. Abby und Sam kicherten laut, als Mike sich, aus tiefsten Herzen stöhnend, darüber beklagte, daß Samanthas Pinup-Fotos so ein winziges Format hätten.
    Als Raine ins Zimmer kam, wußte Samantha, daß die Party vorbei war, und Abby wußte es ebenfalls. Da klammerten sie sich ein paar Sekunden lang aneinander - Samanthas kräftiger, gesunder Körper an den hinfälligen, zunehmend schwächer werdenden Körper ihrer Großmutter geschmiegt.
    »Komm nicht mehr hierher«, flüsterte Abby. »Ich glaube, das wäre zu gefährlich für dich.«
    Sie aus den Armen ihrer Großmutter lösend, tat Samantha so, als hätte sie das nicht gehört. »Aber natürlich komme ich wieder. Danke für die Einladung! Michael, bist du soweit?« Und dann verließ sie das Zimmer, ohne sich noch einmal umzuschauen. Deshalb sah sie auch nicht, wie Mike Abby auf die Wange küßte und ihr einen Zettel zusteckte mit seiner Telefonnummer und den Privatnummern einiger seiner Familienmitglieder.
    Auf der Rückfahrt nach East Side war Samantha sehr schweigsam.
    »Hat es dir gefallen?« fragte

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