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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Mike.
    »Hmmm«, war alles, was sie darauf antwortete.
    »Bist du okay?«
    »Natürlich bin ich okay. Mir könnte es gar nicht besser gehen. Es war ein wunderbarer Abend, den wir mit meiner Großmutter verbracht haben. Ich bin nur ein bißchen müde. Das ist alles. Ich denke, ich werde heute zeitig zu Bett gehen.«
    Danach schwiegen sie beide, und als der Wagen vor Mikes Haus hielt, ging Samantha sofort hinein, während Mike noch eine Weile mit Raine draußen auf der Vortreppe sprach. Als er dann ebenfalls ins Haus ging, war von Samantha nichts mehr zu sehen, und deshalb nahm er an, daß sie bereits zu Bett gegangen war. Er selbst war noch zu aufgewühlt von den Ereignissen dieses Abends, als daß er hätte schlafen können, und deshalb machte er sich ein Sandwich, holte eine Dose Bier aus dem Kühlschrank, nahm beides mit in die Bibliothek und schaltete dort den Fernseher ein.
    Samantha kam so leise ins Zimmer, daß er sie erst bemerkte, als sie schon fast vor ihm stand. Mit ihrem glänzenden, frisch gewaschenen Gesicht, eingehüllt in seinen Bademantel, sah sie aus wie ein Kind von zwölf oder dreizehn Jahren. Er konnte ihr ansehen, daß sie etwas auf dem Herzen hatte, schaltete sofort den Fernseher aus und blickte sie fragend an.
    Samantha setzte sich vorsichtig, zwei gute Armlängen von ihm entfernt, auf den Rand des Sofas.
    »Mike«, begann sie schüchtern, auf ihre Hände in ihrem Schoß hinuntersehend, »ich wollte dich um etwas bitten.«
    »Ja, bitte?«
    Ihre Hände zusammenpressend, um sie stillzuhalten, sagte sie: »Ich sehe mir hier das Haus an und die Einrichtung, und ich weiß, daß das alles sehr teuer war, und ich weiß auch, daß du die Rechnungen für meine neuen Kleider bezahlt und zu meiner Großmutter gesagt hast, dein Großvater wäre ein vermögender Mann und du könntest eine zweite Person ernähren.« Nach diesem Satz, den sie ohne Punkt und Komma heruntergehaspelt hatte, holte sie tief Luft und versuchte ihr wild pochendes Herz ein wenig zu beruhigen; denn es war ihr mehr als peinlich, einen Mann, der ihr schon mehr gegeben hatte, als ... als nötig gewesen wäre, um noch etwas zu bitten.
    »Mike, hast du etwas Geld? Ich meine, genug, um etwas davon entbehren zu können?« Sie blickte ihn mit flehenden und zugleich um Entschuldigung bittenden Augen an.
    »Ja«, sagte Mike nach einer kurzen Pause, sich auf diese kurze Antwort beschränkend. Ihm gefiel der Gedanke, daß sie über seine finanziellen Verhältnisse nicht Bescheid wußte. Frauen hatten oft seines Geldes wegen seine Bekanntschaft gesucht, und einige waren sogar soweit gegangen, ihm zu sagen, daß sie ihn liebten, obwohl sie damit eigentlich weniger ihn als sein Geld meinten.
    »Ich möchte dich um einen persönlichen Gefallen bitten. Kannst du mir etwas Geld leihen? Ein paar tausend Dollar? Allerhöchstens zehntausend? Ich werde es dir zurückzahlen, sobald ich kann.«
    Er versuchte, nicht die Stirn zu runzeln. »Du kannst über das, was ich habe, verfügen. Darf ich fragen, wofür du das Geld brauchst?«
    »Ich möchte ein paar Möbel kaufen.«
    »Für deine Wohnung?« Die Worte kamen ihm schärfer über die Lippen, als er das beabsichtigt hatte; denn er mußte daran denken, daß er bereits Jeanne gebeten hatte, Sams Apartment neu einzurichten.
    »Nein, natürlich nicht!« erwiderte Samantha gereizt. Wie konnte er sie nur für so eine leichtfertige und undankbare Person halten, daß sie ihn, der ihr schon so viel gegeben hatte, um etwas bitten würde, was sie gar nicht brauchte? »Es ist nicht für mich - es ist für meine Großmutter. Ich möchte dieses scheußliche Zimmer, in dem sie liegt, für sie schön machen, ein paar Bilder für die Wände kaufen - nette Bilder -, einen bequemen Sessel und noch ein paar andere Sachen. Und ich möchte, daß das alles von guter Qualität ist, von sehr guter; denn meine Großmutter war daran gewöhnt gewesen, Modellkleider von Lanvin zu tragen und echte Diamanten und Perlen.« Samantha hielt einen Moment inne und sagte dann ganz leise: »Vielleicht könnten wir die Möbel auch mieten. Sie wird sie ja nicht mehr lange brauchen.«
    Da legte Mike seine Hände auf ihre Schultern und gab ihr einen schallenden Kuß auf den Mund - einen Kuß, der ihr sagte, wie stolz er auf sie war. »Wir werden kaufen, was du möchtest. Gleich morgen werden wir ein paar Antiquitätengeschäfte besuchen, wo man meine Schwester kennt.«
    »Michael«, flüsterte sie, seinem Blick ausweichend. »Ich habe solche Angst.

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