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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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jetzt?«
    Samantha blickte ihn groß an.
    »Abby? fragte Mike. »Ist das der Name, den Ihre Königliche . . .? Ach, du lieber Himmel! Fast hätte ich den gleichen Fehler zweimal gemacht! Die Prinzessin wird es mir nie verzeihen, wenn ich ihr Geheimnis preisgäbe.« Sich über das Empfangspult lehnend, warf er der häßlichen Schwester einen so verliebten Blick zu, daß Samantha ihm gern eine Ohrfeige gegeben hätte. »Aber ich bin sicher, daß Sie ja bereits alles über - äh - Abby wissen, nicht wahr?«
    Die Schwester errötete wie ein kleines Mädchen, aber die Wirkung wurde erheblich beeinträchtigt durch die Haare, die sich nun auf ihrem Kinn senkrecht aufstellten. »Natürlich. Wir wissen Bescheid über die - äh -Prinzessin.«
    »Und Sie versorgen sie auch gut, nicht wahr? Sie müssen natürlich keinen Hofknicks vor ihr machen - sie haßt solche protokollarischen Förmlichkeiten. Wenn man unter knicksenden Ammen, Kinderschwestern und
    Gouvernanten aufgewachsen ist, muß einem so etwas ja über werden. Sie verstehen mich doch, nicht wahr? Aber. . .«
    »Was ist eigentlich aus diesem Saphirarmband geworden, daß sie ihrer letzten Schwester geschenkt hat?« erkundigte sich Samantha. Dieses Spiel konnte auch zu zweit gespielt werden. »Erinnern Sie sich noch an die Schwester, die so nett zu ihr war?« Sich nach vom beugend, lächelte sie der Schwester vertraulich zu, als ob das, was sie jetzt sagte, ein Geheimnis zwischen ihnen beiden bleiben müsse. Aber das, was sie nun der Schwester anvertraute, sagte sie so laut, daß man es bis zum anderen Ende des Korridors hören konnte: »Ihre Großzügigkeit wird noch mal der Ruin der Familie sein. Wenn sie versucht, ihren Schmuck an das Pflegepersonal zu verschenken, werden Sie uns doch benachrichtigen, nicht wahr?«
    »Wie . . . wa . . . aber natürlich werde ich das«, erwiderte die Schwester.
    »Können wir sie jetzt sehen?« fragte Mike. »Ungestört?«
    »Ja, gewiß doch. Aus dem Weg, Sie da!« herrschte sie dann einen Mann im Rollstuhl an.
    Mit all der Geschicklichkeit eines erfahrenen Portiers öffnete die Schwester die Tür zu Maxies/Abbys Zimmer und schloß sie wieder hinter den beiden.
    Abby, die im Halbschlaf vor sich hindämmerte, sah hoch und hatte einen Moment lang Mühe, die beiden zu erkennen. »Ich ... ich habe nicht erwartet, Sie beide wiederzusehen«, sagte sie dann.
    Samantha hatte die Fotos in die Hutschachtel umgeladen, die Maxies Kleid enthalten hatte, und trat, die Schachtel fest in der Hand, ans Bett. »Ich bin gekommen, um Sie um einen Gefallen zu bitten«, begann sie energisch. »Sie sind meines Wissens die einzige noch lebende Person auf der Welt, die meine Großmutter näher gekannt hat, und deshalb möchte ich Sie fragen, ob es Ihnen etwas ausmachen würde, mit mir ein paar alte Fotos anzusehen.«
    »Fotos?«
    »Von meiner Familie. Ich weiß, daß das eine schreckliche Zumutung für sie ist, aber ich dachte mir, daß Sie mir vielleicht einiges zu den Bildern sagen könnten. Ich weiß zwar nicht, was, aber vielleicht hat meine Großmutter Ihnen etwas von sich erzählt.«
    »Warum wollen Sie denn etwas über sie wissen?«
    »Weil ich sie liebe«, erwiderte Samantha schlicht. »Und ich denke, sie würde mich ebenfalls geliebt haben, wenn wir uns gekannt hätten. Jubilee sagte, wir wären uns sehr ähnlich.«
    »Sie haben mit Jubilee gesprochen?«
    Mike kam nun ebenfalls ans Bett und stellte den großen Picknick-Korb auf den Bettrand. »Samantha steckt doch ihre Nase in alles. Heute morgen hat sie sogar durch das offene Fenster Ornette, Jubilees Enkel, zugschrien, daß...«
    »Ornette ist Jubilees Urenkel«, unterbrach Abby ihn und schnitt dann eine kleine Grimasse, die besagte, daß sie lieber ihren Mund hätte halten sollen. Um rasch von ihrem Patzer abzulenken, fragte sie: »Was haben Sie denn in diesem Korb, junger Mann?«
    »Sidecars«, antwortete Mike und hob eine große von Edelstahl ummantelte Thermosflasche aus dem Korb. »Und russische Kaviar-Blinis.«
    Einen Moment sah Abby so aus, als wollte sie weinen vor Glück und Bedauern - denn sie wußte sehr genau, daß Samantha eigentlich nicht hier sein durfte. »Ihr beiden seid Narren, wißt ihr das?« sagte sie leise, an Michael gewandt.
    »Ja, Madam, ich weiß das sehr wohl. Aber Samantha ist, soweit das jemand zu beurteilen vermag, genau wie ihre Großmutter-keß, wie Jubilee sie nannte. Sie wollte Ihnen unbedingt diese Fotos zeigen, und deshalb sind wir hier. Sie hatte so eine Ahnung,

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