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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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einmal, daß du bügeln kannst.«
    Aber sie fand das offenbar nicht komisch, sondern erwiderte ernst: »Aber bisher hast du doch von mir nichts anderes verlangt als gute Laune und Sex.«
    »Endlich hast du es begriffen: Michael Taggert ist die personifizierte Oberflächlichkeit.«
    Sie hob den Kopf und sah ihn an, und ihre Augen waren ein Spiegelbild ihrer Gefühle für ihn: »Nein, Michael - du bist alles andere als oberflächlich. Richard war oberflächlich. Kleinlich, seicht, zu keinen tieferen Empfindungen fähig. Du ... du verstehst es, zu lieben.«
    Er küßte sie auf den Scheitel und streichelte ihre Brust. »Und du verstehst es, mich in die richtige Laune dafür zu versetzen. Willst du mit mir >Mädchen sitzt auf der Zeltstange< spielen?«
    »Doch nicht schon wieder ?« erwiderte sie kichernd. »Ich weiß nicht, ob ich schon wieder soweit bin dafür.«
    »Möchtest du, daß ich dich erst einstimme?«
    »Ja, bitte«, sagte sie so höflich, als würde sie ihn darum ersuchen, ihr noch einmal einen Nachschlag vom Dessert zu geben. »Wenn es dir nicht zu viel Mühe macht, heißt das.«
    Aber er hatte den Mund voll und konnte nichts mehr sagen.

25
    Als Samantha am Morgen aufwachte, hatte sie höchstens eine Stunde geschlafen, fühlte sich jedoch so gut wie nie zuvor in ihrem Leben. Sie mußte sich erst unter Mike hervorarbeiten, seine vom Schlaf schweren Arme und Beine von ihrem Körper wegheben, um aus dem Bett steigen zu können. Sie borgte sich seinen Bademantel aus, der innen an der Badezimmertür am Haken hing, streifte ihn über und wollte schon das Zimmer verlassen, als sie doch noch einmal umkehrte, sich neben das Bett stellte und auf Mike hinunterblickte, der, die Glieder auf dem Laken von sich gestreckt, ruhig und entspannt schlief.
    Ihr Leben hatte sich nun verändert. Für immer und unwiderruflich verändert.
    Diese Nacht mit Mike hatte sie verändert, hatte sie innerlich so frei gemacht wie nie zuvor in ihrem Leben. Und während sie auf ihn hinunterlächelte, wurde ihr bewußt, daß ihre Verwandlung bereits in dem Moment begonnen hatte, als sie Mike kennenlernte. Die verklemmte, verschüchterte kleine Maus, die zum erstenmal in einem Taxi gefahren war, hatte sehr wenig oder gar nichts mehr mit dieser Frau gemeinsam, die mit Mike heute nacht die unglaublichsten Sachen angestellt hatte.
    Seltsam, daß sie sich bei Mike ganz anders benehmen konnte als bei ihrem Ex-Mann. Richard hatte es nie leiden können, wenn sie zu laut lachte oder ihm zu überschwenglich war, sei es, daß sie sich nun über eine Gehaltserhöhung freute, oder für ein Buch begeisterte, das sie gerade las, oder für sonst etwas. Vielleicht hatte Mike recht, wenn er meinte, daß Richard ihr so gar nicht >gesetztes< Wesen erschreckt hatte.
    Samantha beugte sich einen Moment über das Bett und berührte Mikes Haar. Sie schockierte Mike nicht mit ihrem Benehmen, weil er in sich gefestigt war, sich seiner selbst und seiner Fähigkeiten sicher, und er fand ihre Vitalität eher erfreulich als abstoßend.
    Eine seiner Locken ringelte sich um ihre Finger. Sollte es tatsächlich Engel geben, so hatten sie bestimmt solche Locken wie Mike.
    Über ihre Sentimentalität lächelnd, verließ sie das Zimmer, um in ihre Wohnung hinaufzusteigen und sich dort aus dem Schrank ein Kleid zu holen.
    Als erstes bemerkte sie, als sie oben angelangt war, daß die Tür, die Mike eingetreten hatte, durch eine neue ersetzt worden war. Das fand sie nicht weiter verwunderlich; denn Mike hatte ihr den Austausch der Tür bereits angekündigt. Aber als sie nun ihre Wohnung betrat, glaubte sie, sich in der Tür geirrt zu haben, und wollte schon wieder umkehren. Doch sie konnte sich gar nicht geirrt haben, weil es in diesem Stockwerk gar keine andere Wohnung gab als die ihre.
    Nur hatte diese sich inzwischen vollkommen verändert. Zwar hatten die Wände im Wohnzimmer noch ihre dunkelgrünen Tapeten, aber an den Fenstern hingen jetzt Vorhänge aus kremfarbenem, mit großen lachsroten Rosen gemustertem Chintz, die unten mit grünen Bändern gerafft waren. Ein großer, mit dem gleichen Chintz bezogener Klubsessel stand neben einer lachsfarbenen großen Couch, und der Aubusson-Teppich unter der Sitzgruppe rundete mit grünen und pinkfarbenen Schattierungen die Palette des Raumes ab. Hinter der Couch stand ein langer schmaler Tisch aus hellem Holz, dessen Platte und Seitenklappen, mit dem man ihn um das Doppelte verlängern konnte, mit rosenförmigen Intarsien verziert war.

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