Jene Nacht im Fruehling
gefallen war, als sie hörte, wieviel sie kostete.
»Wenn du dich jetzt nicht anziehst«, sagte er, »wirst du die Anlieferung der Möbel versäumen.«
Nachdem sie sich noch einmal mit einem Kuß bei Mike bedankt hatte - was ihr Vorhaben nicht gerade beschleunigte -, rannte Samantha ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen. Es war dann unten in Mikes Badezimmer, in dem sich ihre Schminksachen befanden, wo sie zu ihm sagte: »Weißt du, was mich wirklich stört an diesem Pflegeheim?«
»Du meinst«, erwiderte Mike, an ihr vorbeilangend, um sein Rasierzeug vom Bord zu holen, »außer daß es dort stinkt, das Personal die Patienten tyrannisiert und die Räume so häßlich sind?«
»Ja. Noch mehr stört mich an diesem Heim, daß es dort nichts zu tun gibt. Ich kann mich nicht erinnern, da irgendwo ein Magazin oder eine Zeitung gesehen zu haben. Wenn man Jubilee in so ein Heim gesteckt und ihm sein Piano weggenommen hätte, wäre er keine achtzig Jahre alt geworden.«
Mike bückte sich, um in den drei Quadratzentimetern Spiegelfläche, die Samantha ihm noch gelassen hatte, den Ausschnitt seines Gesichts betrachten zu können, den er gerade mit dem Rasiermesser bearbeitete. »Wenn du dich beeilst, könnten wir vielleicht noch in der Fifth Avenue eine Lektüre für deine Großmutter kaufen.«
Samantha lachte. »Michael Taggert - soll das eine Bestechung sein, damit ich das Badezimmer räume?«
»Wenn es diese Wirkung haben sollte - ja.«
»Dann lasse ich mich bestechen«, sagte sie, drückte ihm einen Kuß auf die Schulter und huschte hinaus.
Zehn Minuten später betraten sie eine große Buchhandlung auf der Fifth Avenue, wobei Mike zu seiner Überraschung feststellte, daß Samantha nicht nur ihre Angst vor Drehtüren verloren hatte, sondern sie sogar meisterhaft beherrschte.
Im Laden selbst drehte sie sich ein bißchen schüchtern zu ihm um. Er hatte gesagt, sie könnte Magazine kaufen, aber wie viele? Nach ihren zahlreichen Einkaufsausflügen in die Innenstadt hörte sie nun schon diese Maschine an der Kasse höhnisch wiehern, wenn man dort ihre Kreditkarte hineinsteckte. »Oh, Mike«, sagte sie, »wie groß ist eigentlich mein Kredit?«
»In Zeit- oder in Geldeinheiten?«
»Beides.«
Er sah auf seine Uhr und sagte. »Du darfst alles kaufen, was du in zwölf Minuten und sechs Sekunden zur Kasse schleppen kannst.«
»Zwölf Komma sechs Minuten?«
»Jetzt sind es zwölf Komma vier.«
Samantha hatte einmal gelesen, es wäre am Morgen nach der Hochzeitsnacht, wo die Frauen ihre größten Fehler machten. In dem Bemühen, ihren frisch angetrauten Gatten eine Freude zu bereiten, machten sie ihnen das Frühstück und servierten es ihnen im Bett, weil sie meinten, dieser Morgen sei etwas Besonderes, und so etwas würden sie nur an einem >besonderen< Morgen machen. Der Mann hingegen verstand dieses Frühstück im Bett als Hinweis darauf, was es für den Rest ihres Ehelebens erwarten durfte, und war deshalb in den darauffolgenden Jahren arg enttäuscht, wenn er sein Frühstück regelmäßig am Tisch einnehmen mußte.
Es war ja nun nicht so, als ob sie gestern geheiratet hätten, aber sie hatten immerhin ein nächtliches Zusammensein gehabt. Und Mike schaute sie jetzt nicht mehr mit diesen lüstern-begehrlichen Augen an, sondern so, als wäre er - nun - ihr Ehegatte. Gönnerhaft. Und das gefiel ihr nicht. Zweifellos erwartete er von ihr, daß sie ein oder zwei Bücher kaufte und vielleicht noch fünf oder sechs Illustrierte, worauf er auf eine väterliche Weise lächeln und so etwas Ähnliches sagen würde wie: »Bist du jetzt zufrieden?«
Samantha lächelte ihn an. Sie würde ihm zeigen, daß sie sich nicht wie die Braut benahm, die ihrem Mann das Frühstück ans Bett brachte. Und sie wollte diesen Einkauf auch zu einer Lektion für ihn machen. Er war reich genug, um für diese Lektion auch bezahlen zu können.
»Okay, Mr. Goldschatz, ich verlasse mich auf Ihr Wort«, sagte sie, eine Braue herausfordernd in die Höhe ziehend, ehe sie sich rasch zu dem Angestellten an der Kasse umdrehte: »Ich brauche zwei große Einkaufstüten, und zwar schnell !«
Der gelangweilte junge Mann am Kassenschalter gab ihr, was sie verlangte.
Samantha eilte nun zuerst zu den Regalen mit den Kriminalromanen, da sie sich in dieser Sparte ziemlich gut auskannte. Mit beiden Armen raffte sie dort alle Werke von Nancy Pickard, Dorothy Cannell und Elizabeth Peters zusammen und ließ sie in die Einkaufstaschen fallen, die aufnahmebereit vor
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