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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sie genauso bewahren konnte wie sie selbst.
    In den darauffolgenden Monaten pflegten Mike und sie sich heimlich in einer kleinen, heruntergekommenen Wohnung zu treffen, die eine Brutstätte für Küchenschaben und Ratten war. Sie liebten sich dort, ja - aber sie redeten auch miteinander und erzählten sich gegenseitig ihre Lebensgeschichte; denn zum erstenmal hatten sie beide einen Freund, dem sie sich anvertrauen konnten.
    Im Klub bemühten sie sich nach Kräften, die immer stärkeren Gefühle füreinander geheimzuhalten. Mike fuhr fort, sie eine frigide Zicke zu nennen und die sonst üblichen hämischen Bemerkungen über sie zu machen und Maxie streckte noch immer die Nase in die Luft, wenn er in ihrer Nähe war.
    Aber sie konnten die Frauen nicht täuschen. Zum einen hörte Mike auf, allem, was einen Rock anhatte, Avancen zu machen, und fing an, sich sogar auf der Tanzfläche zu benehmen; und zum anderen war da dieser Ausdruck in Mikes Augen. Hatte er früher Maxie mit vor Haß glitzernden Augen angesehen, so leuchtete nun die Liebe aus ihnen, wenn er sie anblickte. Nicht die Lust, sondern Liebe.
    Als sie erkannte, daß die Frauen wußten, was da zwischen ihr und Mike vorging, wollte Maxie sie davon überzeugen, daß sie und Mike sich noch immer haßten, indem sie ihm ein Glas Champagner ins Gesicht warf, als er nach der Vorstellung in die Garderobe kam.
    Doch Mike ruinierte in diesem Monat alles, indem er Maxie bei den Schultern packte und sie heftig auf den Mund küßte. Die Mädchen erkannten natürlich eine ihnen vertraute Reaktion. Nachdem Mike wieder aus der Garderobe gegangen war, herrschte dort Schweigen, bis Lila sagte: »Honey, bei einem Mann wie Doc mußt du verdammt vorsichtig sein.«
    Da konnte Maxie nur nicken.

35
    12. Mai 1928
    Maxie war überzeugt, daß sie in ihrem Leben noch nie so glücklich gewesen war wie an diesem Abend. Alles an Jubilees Klub war heute schön: der glitzernde, sich drehende Spiegelball an der Decke, der für einen Moment nicht nur Tische, Wände und Gesichter in ein buntes Licht tauchte, sondern auch die Gäste selbst. Heute abend schien der Klub voll zu sein mit Docs Männern, und selbst ihre groben Manieren konnten Maxies Glück nicht trüben.
    Es war schwierig für sie, heute Blues zu singen. Es fiel ihr schwer, die Klage einer Frau wiederzugeben, die von ihrem Mann verlassen wurde, weil er sie nicht mehr liebte; denn sie wußte, daß sie heute mit Michael die Stadt verlassen würde. Ihre Taschen waren gepackt, standen bereit und warten nur darauf, daß die Show zu Ende war. Dann würden Mike und sie sich heimlich davonmachen und sich irgendwo im Mittleren Westen oder in Kalifornien eine neue Bleibe suchen - in einem Ort, der weit genug entfernt war von Doc und seinesgleichen.
    Während sie sang, sah sie Mike mit einer strohblonden Frau über das Parkett walzen, die ihren Arm um seine breiten Schultern gelegt hatte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Als er an Maxie vorbeikam, blinzelte er ihr zu und verdrehte dann die Augen. Die traurige Ballade von der verlassenen Frau, die Maxie gerade sang, verwandelte sich nun in eine Liebeserklärung.
    Als endlich der Zeitpunkt kam, an dem sie auf der Bühne von Lila und den Mädchen abgelöst werden sollte, war Maxie so aufgeregt, daß sie kaum noch abwarten konnte, bis der Conférencier die zur nächsten Nummer überleitenden Worte gesprochen hatte, um hinter die Bühne zu eilen.
    Als sie zu ihrer Garderobe rannte, vertrat ihr Jubilee im dunklen Korridor den Weg: »Du solltest es dir nicht so sehr anmerken lassen, Kleines«, sagte er leise zu ihr, und sie wußte, daß er damit ihren Gesang meinte und die Weise, wie sie den ganzen Abend über Mike zugelächelt hatte.
    Maxie war froh, daß es auf dem Gang so dunkel war und Jubilee nicht sehen konnte, wie heftig sie errötete. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Jubilee nichts davon gesagt hatte, daß sie heute abend seinen Klub für immer verließ, aber sie und Mike waren sich einig gewesen, daß das ein Geheimnis bleiben mußte. Das bedeutete, daß niemand es wissen durfte und sie sich von niemandem verabschieden konnten.
    Als habe sie keine Ahnung, was Jubilee meinte, ging Maxie an ihm vorbei und strebte dem Garderobenraum zu. Doch da trat Mike aus dem Schatten einer Tür heraus, zog sie in eine Abstellkammer hinein und küßte sie, als hinge sein Leben davon ab.
    »Mike«, sagte Maxie, bemüht, einen klaren Kopf zu behalten, denn seine Hände waren überall zugleich an ihr,

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