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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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mit einem Mann. Das Leben ihrer Mutter und das Leben mit ihren Ehemännern hatte in ihr den Wunsch geweckt, daß sie nie mehr etwas mit Sex zu tun haben wollte.
    Nachdem sie ein paar Minuten überlegt hatte, beschloß sie, sich anzuhören, was Doc ihr zu sagen hatte, und ging hinaus zu seinem Wagen - eine lange schwarze Limousine. Nur Docs immer gegenwärtiger Schatten, Half Hand, saß noch mit im Wagen, als Doc ihr seinen erstaunlichen Antrag machte. Er wollte zwar, daß sie seine Mätresse wurde, aber nur zum Schein. Es würde keinen Sex zwischen ihnen geben und für sie keinen Sex mit irgendwelchen anderen Männern. Als Gegenleistung dafür, daß sie sich verpflichtete, seine Vorzeige-Mätresse zu werden, würde er finanziell für sie sorgen, auch wenn sie nicht mehr für Willie arbeiten und sich nur den ganzen Tag um sich kümmern wollte. Doch Abby empfand eine große Loyalität für Willie, und obwohl er sie schlecht bezahlte und sich nie für das bedankte, was sie für ihn getan hatte, wollte sie bei ihm bleiben: Er brauchte sie. Doc sagte, ihm wäre es egal, ob sie noch weiter für Willie arbeitete oder nicht, und Abby seufzte erleichtert. Zum Glück verlangte er nichts, was sie ihm nicht geben mochte.
    Abby, die im Fond der Limousine saß, erklärte sich mit seinen Bedingungen einverstanden, und da machte er ihr sein erstes von vielen Geschenken: ein Diamanthalsband.
    Im Verlauf eines Jahres bekam sie eine möblierte Wohnung mit der Besitzurkunde auf ihren Namen, Pelze, Juwelen und schöne Kleider. Und sie begleitete ihn, sofern sie nicht gerade arbeitete, überall hin, wenn es sein Wunsch war, daß sie ihn begleiten sollte, und zwar immer hübsch zurechtgemacht und in ihren schönsten Kleidern. Denn darauf kam es Doc ja an: Er wollte der Welt zeigen, daß er die tollsten Frauen haben konnte.
    1926, als Abby neunzehn war, verließ sie Willies Bar. Sie hatte inzwischen auch ein Unterhaltungsprogramm eingeführt, und eines Abends, als die Sängerin Halsweh hatte und indisponiert war, hatte Abby niemanden, der die Gäste unterhalten konnte. Nachdem sie stundenlang versucht hatte, jemanden zu finden, der für die erkrankte Sängerin einspringen konnte, beschloß sie, sich selbst als Sängerin zu versuchen.
    Von dem Moment an, als sie auf die Bühne kam, wußte sie, daß sie ihre wahre Bestimmung entdeckt hatte. Alle, Doc und Willie inbegriffen, hatten geglaubt, daß Abby so etwas wie eine Eisprinzessin sei - innerlich so kalt, wie sie sich nach außenhin gab. Keiner hatte eine Ahnung gehabt von den Leidenschaften, die in ihr brodelten; denn die kamen nur an die Oberfläche, wenn sie sang. Abby konnte den Leuten nicht sagen, was sie empfand, aber sie konnte ihre Gefühle im Gesang ausdrücken. Jedes Wort ihres Blutes war tiefempfundenes Leid.
    Nach ihrem ersten Lied sprangen die Barbesucher von ihren Stühlen auf und klatschten begeistert und als Abby diesen Applaus hörte, wußte sie, was sie mit ihrem Leben machen wollte.
    Der einzige, der nicht wünschte, daß sie sang, war Willie. Er dachte an die Zukunft und wußte, daß Abby ihn dann verlassen würde, während er darauf angewiesen war, daß sie ihm die Geschäfte führte. Und deshalb sagte er zu ihr, sie wäre nicht gut gewesen. Da er nur seinen Vorteil im Auge hatte, erklärte Willie, der Applaus habe ihrem Aussehen gegolten, nicht ihrer Stimme. Mit diesen Worten verscherzte er sich Abbys Loyalität. Abby war bereit gewesen, ihm zu verzeihen, daß er sie unterbezahlte und ausnützte; aber anlügen lassen wollte sie sich nicht von ihm.
    Also ging sie zu Doc und sagte, daß sie Willies Bar verlassen und in einem besseren Lokal singen wollte. Doc brachte sie daraufhin zu Jubilees Bar in Harlem unter -ein Lokal, in dem die weiblichen Gäste mit Diamanten behängt und die Männer von der Aura der Macht umgeben waren. Und als sie bei Jubilee einen Zweijahresvertrag als Sängerin unterschrieb, kam es dann auch dazu, daß sie ihren Namen in Maxie änderte.
    Maxie hatte jedoch an ihrem neuen Arbeitsplatz mit Schwierigkeiten zu kämpfen; denn die anderen Frauen lehnten sie ab. Bei Willie hatten die Frauen vor ihrem eigenen Schatten Angst gehabt und zu Maxie aufgesehen. In Jubilees Nachtklub waren die Mädchen vom Chor und vom Ballett jedoch auch die Mätressen von Gangstern. Einige davon arbeiteten für Scalpini, der weitaus mehr Macht besaß, als der hinkende kleine Doc.
    Als hätte Maxie nicht schon genug Probleme gehabt mit den stundenlangen täglichen Proben den

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