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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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führenden Gangster von New York waren besorgt über Barretts Machtzuwachs und hatten daher beschlossen, ihn und alle seine Männer zu töten. Es schien sie offenbar nicht zu stören, daß bei diesem - vergeblichen - Versuch, Barrett in einem Lokal, in dem verbotenerweise Alkohol ausgeschenkt wurde, zu beseitigen, neben seinen Anhängern auch viele unschuldige Leute im Kugelhagel der Maschinenpistolen sterben mußten.
    Mit wachsendem Unbehagen las Samantha die Einzelheiten dieses Massakers. »Mir gefällt das nicht«, sagte sie, die Notizen von sich wegschiebend.
    Mike zog eine Braue in die Höhe. »Maxie verschwand in jener Nacht. Wollen Sie wissen, warum?«
    »Der Grund scheint doch auf der Hand zu liegen: Selbst wenn sie Barrett geliebt haben sollte, wollte sie nichts mit einem so grauenhaften Blutbad zu tun haben.«
    Mike blickte sie einen Moment an und fragte sie dann, ob sie etwas essen wollte. Als sie das bejahte, rief er in einem Delikatessenladen an und bestellte Thunfisch-Sandwiches. Als diese eintrafen, gingen sie damit hinaus in den Garten.
    »Wie starb Ihre Mutter?« fragte Mike unvermittelt, als sie sich am Picknicktisch niedergelassen hatten.
    »Ich tötete sie«, erwiderte Samantha, ohne lange nachzudenken, errötete dann und blickte zur Seite. Sie ärgerte sich über ihn, weil er sie dazu brachte, Dinge zu sagen, über die sie nicht sprechen wollte, und über sich selbst, weil sie ihm solche Dinge anvertraute. »Natürlich entspricht das nicht den Tatsachen, nur empfand ich es damals als Kind so.«
    Sie versuchte zu bagatellisieren, was sie fast ihr ganzes Leben lang bedrückt hatte.
    Mike sah sie schweigend an und wartete geduldig, daß sie in ihrem Bericht fortfuhr.
    »Ich war zwölf damals und hatte eine Einladung zu Janie Miles Geburtstagsparty erhalten. Das war eine sehr wichtige Party, weil Janie das populärste Mädchen in meiner Schule war und auch Jungen zu dieser Party kommen sollten. Aber meine Mutter wollte nicht, daß ich hinging. Als sie sagte, ich wäre noch zu jung, um schon an Jungs zu denken, wurde ich furchtbar wütend und sagte, sie wollte nur nicht, daß ich erwachsen werde. Mutter sagte, da hätte ich recht, denn wenn es nach ihr ginge, würde ich nie älter werden als zwölf.« Samantha bemühte sich sehr, die Geschichte auf eine ironische, ja unterhaltsame Weise zu erzählen, um nicht erkennen zu lassen, wie schwer der Tod ihrer Mutter damals - und noch heute - auf ihrem Gewissen lastete. Sie wollte nicht, daß Mike und sonst jemand erfuhr, wie sehr die Ereignisse jenes Tages ihr Leben und ihr Weltbild verändert hatten.
    Samantha holte tief Luft. »Egal - als meine Mutter, die mich von der Schule abholen und anschließend zu Janies Party bringen sollte, sich verspätete, war ich außer mir vor Wut, lief auf dem Schulhof auf und ab und schwor, ich würde nie mehr ein Wort mit meiner Mutter reden. Dann kam der Rektor zu mir und sagte, daß er mich nach Hause bringen würde.«
    Mike blickte auf Samanthas rechte Hand, die das Sandwich so fest zusammendrückte, daß der Thunfischsalat herausquoll und ihr über die Finger lief. Als Samantha seinem Blick folgte, ließ sie das arg mitgenommene Sandwich auf den Teller fallen und griff nach einer Papierserviette, um sich die Hand zu säubern.
    »Mutter hatte sich so sehr beeilt, mich zu dieser Party zu bringen, daß sie vor einen Wagen lief. Sie war auf der Stelle tot.«
    »Sam«, sagte Mike, und versuchte über den Tisch langend, ihre Hand zu nehmen. Aber sie ließ es nicht zu.
    »Mutter hatte es so eilig gehabt, daß sie unterwegs gegen irgendeinen Heizkörper rannte und sich daran Arme und Beine verbrannte. Aber so eine Bagatelle wie eine Verbrennung dritten Grades konnte sie nicht aufhalten. Sie ging nicht zum Arzt, sondern dachte nur daran, daß sie ihre Tochter rechtzeitig zu einer Party bringen müsse.«
    Samantha hielt kurz inne, ehe sie mit einem Mund, der ihre Verbitterung verriet, hinzusetzte: »Zu einer sehr wichtigen Party.«
    »War es ein Fall von Fahrerflucht?« fragte Mike rasch. Er wollte nicht, daß sie bei solchen sie belastenden Erinnerungen länger als nötig verweilte, aber die Umstände jenes tragischen Vorfalls waren für ihn wichtig.
    »Himmel, nein.« Sie sah ihn über den Tisch hinweg an und versuchte zu lächeln. »Der Mann, der sie überfuhr, wohnte in Ohio. Der Unfall ist ihm sehr nahegegangen, und er blieb noch zwei Wochen, nach . .. nachdem meine Mutter gestorben war, in Louisville, besuchte meinen Vater

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