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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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könnte er es unmöglich auf mein Geld abgesehen haben. Ich habe so meine Zweifel, daß er mit mir ins Bett gehen möchte. Vielleicht ist seine ganze Geschichte eine einzige Lüge. Vielleicht hat er sie nur erfunden in dem Bemühen, Maxies Enkelin dazu zu bewegen, in seinen letzten paar - sehr, sehr wenigen - Jahren, bei ihm zu wohnen. Wenn das zutrifft, was ist daran so verkehrt? Er ist ein einsamer alter Mann, und ich bin . ..« Sie brach ab, wollte nicht noch mehr sagen.
    »Nur zu. Sagen Sie doch, daß Sie eine einsame junge Frau sind.« Seine Stimme wurde leiser, seine Hände glitten von ihren Schultern zu ihren Armen hinunter, als er näher an sie herantrat. »Verraten Sie mir, was Sie haben wollen, Samantha. Sagen Sie mir, was Sie sich wünschen, und ich werde versuchen, es Ihnen zu geben. Ist es Liebe, wonach Sie sich sehnen? Dann werde ich ...«
    Sie riß sich von ihm los. »Wagen Sie mir ja nicht zu sagen, daß Sie mir Liebe geben wollen. Ich habe all die Liebe von lüsternen jungen Männern bekommen, die ich ertragen konnte. Was ich Ihnen sagen - was ich Ihnen begreiflich machen muß, ist: Ich meine es ernst, wenn ich Ihnen erkläre, daß ich nicht mit Ihnen in diesem Haus unter einem Dach leben will. Daß ich nicht mit Ihnen ins Bett gehen möchte. Ich möchte nichts mit Ihnen zu tun haben.«
    Mike starrte sie einen Moment lang an, während sein Ärger sich in Bestürzung und dann in Resignation verwandelte. »Ich bin nicht so begriffsstutzig, daß ich einen Wink, den ich bekomme, nicht verstehen würde«, sagte er mit einem kleinen ironischen Lächeln. »Sie haben die Freiheit, zu tun und zu lassen, was Sie wollen. Morgen früh gehe ich zur Bank und gebe Ihnen Ihr Geld. Wäre Ihnen mit einem Bankscheck gedient?«
    »Ja, natürlich«, sagte sie rasch, drehte sich dann um und ging zur Treppe. Auf der ersten Stufe blieb sie stehen und sah zu ihm zurück. »Mike, ich weiß das, was Sie für mich zu tun versuchten, durchaus zu schätzen. Es ist meine ehrliche Überzeugung, daß Sie stets das Herz am richtigen Fleck hatten. Es ist nur so, daß Sie mich nicht kennen -nicht wirklich. Ich denke, Sie haben ein Bild von mir, daß ich ein ...« Sie holte tief Luft. »Sie denken, ich wäre einer von Ihren verwundeten Vögeln. Das bin ich nicht. Ich weiß, was ich will.«
    »Barrett«, erwiderte Mike schroff. »Sie wollen diesen alten Mann haben, weil er behauptet, er könnte mit Ihnen verwandt sein. Er ist niemals .. .« Er sagte nichts mehr, weil Samantha die Treppe hinaufrannte.
    Oben machte sie die Tür hinter sich zu und schloß sie ab. Was sie natürlich keineswegs vor ihm schützte, dachte sie verdrießlich, weil er ja einen eigenen Schlüssel zu ihrer Wohnung besaß.
    Sie zerrte ihren großen Koffer aus dem Kleiderschrank, stellte ihn aufs Bett und begann zu packen. Mit jedem ihrer neuen, himmlischen Kleider, die sie zusammenfaltete, überkam sie das Bedauern, daß sie diese Wohnung verlassen würde - dieses Haus, das ihr inzwischen vertraut geworden war. Aber sie kämpfte gegen dieses Bedauern an, um nicht in ihrem Entschluß wankend zu werden, und fuhr mit dem Einpacken ihrer Sachen fort.
    Als der Koffer zur Hälfte gefüllt war, setzte sie sich auf die Bettkante. Wohin würde sie nun wirklich gehen? Es war ja nicht so, daß Mr. Barrett sie aufgefordert hatte bei ihm zu bleiben, obwohl sie bemerkt hatte, daß er dringend eine Haushälterin benötigte, die ihm die Wohnung in Schuß hielt. Und es war ja auch nicht so, als ob Michael Taggert sie für noch etwas anderes als Sex haben wollte. Es hatte sie stets verwundert, daß Männer dachten, sie hätten versagt, wenn sie eine Frau nicht »erobern« konnten. Zuweilen hatte sie gedacht, wenn ein Mann sie partout nicht in Frieden lassen wollte, daß sie sich nur aufs Bett legen und ihm geben müsse, was er von ihr verlangte, damit er wieder fortging und sie fortan nicht mehr belästigte. Vielleicht sollte sie das mit Mike tun. Nachdem er dann bekommen hatte, was er von ihr wollte, würde es ihm egal sein, ob sie in seinem Haus wohnen blieb oder bei einem ehemaligen Gangster lebte oder sonst irgendwo.
    Sie stand auf und fuhr fort, ihre Sachen einzupacken. Sie wollte Mike nicht geben, was er von ihr verlangte, wollte von ihm nicht all die Dinge hören, die Männer zu einer Frau zu sagen pflegen, wenn sie ihr unter den Rock gehen möchten: daß er sie liebte und mit ihr bis zum Ende seiner Tage leben wollte; daß er ohne sie nichts sei, daß sie ihm alles bedeutete.

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