jennissimo (German Edition)
„Beide Elternpaare. Eine lange,glückliche Ehe. Ich wollte ‚den einen‘ möglichst früh treffen und mit ihm glücklich bis an mein Lebensende sein. Als ich mich dann in Aaron verliebte, sollte er mir meine Träume erfüllen.“
„Aber er war nicht der eine“, sagte Ellington leise.
„Nicht mal annähernd. Ich wollte unbedingt heiraten, er nicht. Irgendwann war er schließlich einverstanden, aber ich glaube nicht, dass er wirklich wollte.“ Sie zog den Kopf ein, weil sie sich davor fürchtete, laut auszusprechen, wofür sie sich so sehr schämte. „Er wollte mir keinen Verlobungsring schenken. Er sagte, dass es ja wohl reichen würde, wenn er mich heiratet. Als meine Mutter nach dem Ring fragte, habe ich ihr erzählt, dass ein Diamantring mich beim Kochen behindern würde. Dass ein schlichter Goldring für meine Arbeit viel besser wäre.“
Jetzt riskierte sie einen Blick auf Ellington, schon halb davon überzeugt, dass er sich bereitmachte, aus dem Haus zu rennen. Doch er sah sie nur mitfühlend an.
„Das hat dich verletzt“, sagte er.
„Im Nachhinein weiß ich, dass das schon ein dickes, fettes Warnzeichen war. Im Grunde sagte er mir direkt ins Gesicht, dass ich ihm nicht halb so wichtig war wie er mir. Jetzt ist mir klar, dass wir von Anfang an keine Chance hatten.“
„Jede Ehe hat ihre Herausforderungen.“
„Meistens tun zumindest beide Ehepartner so, als ob der andere ihnen wichtig wäre. Ich habe mir immer ein Happy End gewünscht wie im Märchen und mir dafür den völlig falschen Mann gesucht.“
„Das klingt jetzt wahrscheinlich nach einem Klischee, aber es ist oft nicht wichtig, wie es losgeht, sondern was während der Reise geschieht.“
„Das ist mir inzwischen auch klar geworden“, gab sie zu. „Davon abgesehen habe ich es sowieso schon vermasselt, in die Fußstapfen meiner Eltern zu treten.“
Er betrachtete sie prüfend. „Perfektion gibt es nicht. Wenn das dein Ziel ist, dann musst du einfach scheitern.“
„Ich will nicht perfekt sein“, entgegnete sie automatisch,brach dann aber ab. „Gut, ein bisschen Perfektion könnte vielleicht nicht schaden.“
Er stellte sein Weinglas ab und lehnte sie vor. „Jenna, bitte versteh das jetzt nicht falsch. Du hast eine Menge Regeln darüber aufgestellt, wie die Dinge laufen sollten – egal, ob es darum geht, dass Serenity und Tom so lange gewartet haben, bis sie sich bei dir meldeten, oder ob es um darum geht, wie dein Laden geführt werden soll. Manchmal sind Regeln ja was Gutes, aber manchmal schränken sie uns auch ein.“
Da hatte er natürlich recht.
„Ich war genau das Gegenteil von dir“, sagte er. „Ich wollte überhaupt keine Regeln. Ich fand, meine Ehe war nur dazu da, dass es mir gut geht. Dass ich trotz Ehefrau und Kind noch immer tun und lassen konnte, was ich wollte – selbst für drei Monate in ein anderes Land verschwinden. Andere Menschen waren mir nie wichtig genug, um mich für sie zu ändern, und auf diese Weise habe ich beide verloren.“ Nun griff er wieder nach seinem Weinglas. „Die Scheidung bereue ich nicht, davon mal abgesehen, was ich Isaiah dadurch angetan habe. Er hätte was Besseres verdient. Und ich bin dabei, zu lernen, manchmal halte ich die Regeln noch immer nicht ein, aber mir ist klar, dass einige davon das Leben wirklich leichter machen.“
„Aber eben nicht alle?“, fragte sie.
„Ganz genau.“
Sie hatte tatsächlich viele Regeln, und vielleicht nervte es sie deshalb immer so, etwas über Serenitys Botschaften vom Universum zu hören. In ihrer Welt brauchte es keine mysteriösen Botschaften.
„Serenity will alles auf einmal“, fuhr er fort. „Sie würde am liebsten so tun, als ob die letzten zweiunddreißig Jahre gar nicht stattgefunden hätten und es unendlich viele gemeinsame Erinnerungen gäbe. Du hingegen möchtest es langsamer angehen, du bist auf der Hut. Du willst dich und die Menschen, die du liebst, schützen. Du machst dir genauso viele Sorgen um Beth und Marshall wie um dich selbst. Das finde ich durchaus verständlich.“
„Du willst also sagen, dass wir unterschiedlich damit umgehen.“
Er nickte. „Ich weiß natürlich nicht, was es bedeutet, ein Kind aufzugeben, aber ich weiß, wie es ist, eines selbstverschuldet beinahe zu verlieren. Diese Schuldgefühle kenne ich. Dann hatte ich die Chance, doch noch ein Teil von Isaiahs Leben zu werden, und deswegen habe ich mich verändert. Serenity kann das, was sie getan hat, nicht mehr rückgängig machen. Sie
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