jennissimo (German Edition)
keine Kochkurse anzubieten. Denn dann würden die Leute wenigstens durch den Laden streifen und möglicherweise etwas kaufen. Doch jetzt schienen sie nichts dringender zu wollen, als so schnell wie möglich zu verschwinden.
Um höchstwahrscheinlich nie mehr zurückzukehren.
Am Donnerstagmorgen saß Jenna in Cianfrani’s Coffee Shop und schlürfte ihren Kaffee, während ihre Freundinnen miteinander tratschten. Kimberly hatte vor zwei Tagen angerufen und vorgeschlagen, dass sie sich alle zum Kaffee treffen sollten. Jenna war begeistert gewesen.
Wahrscheinlich war es kein gutes Zeichen, dass sie es schon in der ersten Woche kaum erwarten konnte, aus ihrem Laden rauszukommen, aber so war es nun mal. Bisher war es ein Desaster gewesen. Die Verkäufe waren noch weiter zurückgegangen, so unwahrscheinlich das auch sein mochte. Von ihrer Mutter einmal abgesehen, waren alle Kunden während ihrer Kochvorstellung gegangen. Violet behauptete zwar immer wieder, dass es besser werden würde, doch Jenna wurde das Gefühl nicht los, dass ihre einzige Angestellte nicht nur log, sondern sich schon längst nach einer neuen Arbeit umsah.
Nun, darüber kannst du auch später noch nachdenken, sagte sie sich und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Caitlin, die gerade von den Problemen erzählte, die ihre Kinder in ihrer teuren Privatschule hatten.
„Die Schulpsychologin erzählt was von angeleiteten Spielen, um ihre Vorstellungskraft zu fördern. Ich sagte ihr, dass meine Jungs vergangenes Wochenende versucht haben, unseren Hund zu tapezieren, und dass ihre Vorstellungskraft das Letzte wäre, woran sie arbeiten müssten.“ Sie nahm einen Schluck von ihrer fettarmen Sojalatte. „Bill meint, sie sollten Segeln lernen. Könntihr euch das vorstellen? Sie sind erst sechs!“
„Ich weiß, was du meinst.“ Jolene lachte rau. Schon im College war sie hübsch gewesen, doch jetzt war sie zu einer Schönheit mit den platinblonden Locken geworden, die über ihren Rücken flossen. „Wenn Taylor auch nur noch eine einzige Tanzmeisterschaft gewinnt, dann müssen wir ein zweites Haus nur für ihre Pokale bauen. Die kleine Amber singt bereits in der Kirche. Wir haben mit einigen Agenten gesprochen wegen einer Kinder-Weihnachts-CD.“
Kimberly lächelte. „Klein-Jonathan ist immer noch der Beste in der Little League. Ich sehe ihn und Eric kaum noch, weil sie ständig Baseball spielen. Wir überlegen uns, ein zweites Kind zu bekommen. Diesmal ein Mädchen, aber ich weiß nicht. Endlich habe ich wieder einen flachen Bauch.“
„Was soll ich da sagen“, meinte Jolene. „Ich schaffe es ja nicht mal ins Fitnessstudio. Habe ich euch von meinem neuen Personal Trainer erzählt? Er ist grandios. Er kommt zu mir nach Hause und gibt mir nach dem Training sogar eine Massage.“
Caitlin hob die Augenbrauen. „Was für eine?“
Jolene grinste zufrieden. „Die gute.“
Die drei Frauen lachten. Jenna versuchte, in das Gelächter einzustimmen, aber es war, als sprächen sie eine Fremdsprache. Sie kannte weder die Ehemänner noch die Kinder. Sie hatte eigentlich fragen wollen, ob eine der Frauen arbeitete, aber nun kannte sie die Antwort ja.
Kimberly lächelte ihr zu. „Du hast so ein Glück, Jenna! Du musst dir nur über dich selbst Gedanken machen.“
„Das stimmt“, hakte Jolene ein. „Bestimmt war die Scheidung keine leichte Angelegenheit, aber immerhin hast du die Hälfte von allem bekommen, oder? Also bist du abgesichert.“
Die Hälfte von nichts ist immer noch nichts, dachte Jenna, nickte aber lächelnd. Der einzige Grund, warum sie genug Geld hatte, um einen Laden zu eröffnen, war die Tatsache, dass die Stadt Los Angeles eine Straße hatte ausbauen wollen. Zu diesem Zweck wurden vier Häuser aufgekauft, unter anderem Aaronsund ihr winziges Häuschen. Ein Nachbar hatte einen geschickten Anwalt angeheuert, der dafür gesorgt hatte, dass sie deutlich über dem Marktwert bezahlt wurden.
Caitlin beugte sich vor. „Wie war es?“, fragte sie gedämpft. „Die Scheidung? War es schlimm?“
Alle am Tisch wurden still. Die drei Frauen starrten sie unverwandt an, als ob sie etwas Außerordentliches geleistet hätte. Oder etwas Furchteinflößendes.
„Lustig war es nicht gerade“, gestand sie. „Aber wir hatten uns auseinandergelebt.“ Das klang immer noch besser, als zu sagen, dass Aaron sie vollkommen ausgesaugt hatte und sie nun mit dem erdrückenden Gefühl lebte, nichts wert zu sein.
„Gab es eine andere Frau?“, fragte
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