jennissimo (German Edition)
Serenity und Tom nachzudenken. Was sie wohl gerade in dieser fremden Stadt unternahmen? Zwar wollte sie so wenig Zeit wie möglich mit ihnen verbringen, doch zugleich hatte sie auch ein schlechtes Gewissen. Und daran war einzig und allein Beth schuld. Wenn die ihr nicht so gute Manieren beigebracht hätte, fiele es ihr bestimmt viel leichter, ihre leiblichen Eltern fröhlich zu ignorieren.
„Jenna?“
Sie sah Mark an.
„Das war witzig“, sagte er. „Du solltest lachen.“
„Oh, entschuldige!“ Sie schloss die Augen, öffnete sie dann wieder. „Ich bin etwas abgelenkt. Du bist toll und wirklich witzig, aber ich habe eine wirklich schräge Woche hinter mir.“
„Ich weiß, wie das ist.“ Jetzt lächelte er wieder, Neugier funkelte in seinen tiefblauen Augen.
„Das hat allerdings nichts mit der Arbeit zu tun. Am Mittwochmorgen kamen zwei Fremde in meinen Laden spaziert. Sie wirkten ganz nett – vielleicht ein bisschen hippiemäßig. Und dann verkünden sie auf einmal, dass sie meine leiblichen Eltern sind. Ich wusste immer, dass ich adoptiert bin, hatte aber nie Kontakt zu ihnen. Und da stehen sie plötzlich, mitten in meinem Laden.“
Er sah ihr tief in die Augen und nickte. „Das ist hart.“
„Kannst du laut sagen. Ich war total durch den Wind. Ich brauche nicht noch mehr Eltern. Ich liebe die, die ich habe. Und ich will, dass die anderen wieder nach Hause gehen. Das sind echte Hippies. Serenity und Atomic, kannst du dir das vorstellen? Sie wollten mich Butterfly nennen. Wie kann man so was einem unschuldigen Kind nur antun?“
Er nippte an seinem Bier und nickte.
„Aber sie sind meine leiblichen Eltern, und sie haben zwei Söhne, die somit meine Brüder sind. Da gibt es also noch einen ganz anderen Teil meines Lebens, den ich nicht kenne. Das ist irgendwie verwirrend und ganz schön beängstigend. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Meine Mom – meine richtige Mom – hat sie am Sonntag zum Brunch eingeladen. Da werde ich sie also sehen. Einerseits finde ich, dass wir da genug Zeit haben, uns kennenzulernen, andererseits habe ich diese Schuldgefühle, weil ich mich nicht mehr mit meinen biologischen Eltern abgebe. Aber ich habe sie echt nicht gebeten, in meinem Leben aufzutauchen.“
Sie holte tief Luft und stieß sie dann langsam aus. „Und jetzt habe ich dich mit meinen Problemen vollgequatscht, das tut mir leid.“
„Schon in Ordnung.“
Er packte ihre Hand, bevor sie sie wegziehen konnte, und küsste ihre Knöchel. Das war so ziemlich das Erotischste, was ihr seit ungefähr einem halben Jahr widerfahren war. Deswegen wartete sie darauf, dass ein Schauer sie durchfuhr und sich Hitze breitmachte. Doch sie konnte an nichts anderes denken als daran, dass sie sich die Hände waschen sollte, bevor sie sich über die Chips mit Salsa hermachten.
„Wie ist dein Plan?“, fragte Mark und strich mit der Zunge über ihre Fingerspitzen.
„Plan?“ Waren sie nicht zum Abendessen verabredet? Das hier war schließlich ein Restaurant, oder? Diese Karten neben ihnen sahen wirklich wie Speisekarten aus.
„Möchtest du essen, oder sollen wir woanders hingehen, wo es ruhiger ist?“
Jetzt kam sie sich ziemlich idiotisch vor. „Ruhiger?“
Er beugte sich vor und drückte den Mund auf ihr Ohr. „Du bist wunderschön, Jenna. Weich und feminin.“ Seine Hand fiel auf ihr Knie, rutschte unter ihr Kleid und bewegte sich ihren Oberschenkel hinauf.
Jenna richtete sich jäh auf und schob den Stuhl einen halbenMeter zurück. „Wovon sprichst du?“
Mark wirkte eher verblüfft als verärgert. „Violet sagte, dass du einen Übergangsmann brauchst, und für so was bin ich wirklich gut.“
Jennas Mund klappte auf. Sie schloss ihn, nur um ihn wieder aufzuklappen.
„Ich dachte, das hier wäre ein Date“, sagte sie schließlich. „Ich glaube nicht, dass ich Sex mit einem Fremden haben kann.“
„Weil du es nie versucht hast.“ Er zwinkerte ihr zu. „Falls du dir Sorgen machst, ob es dir gefallen wird: Es gibt keine Frau auf der Welt, die ich nicht glücklich machen kann. Ich stehe immer meinen Mann.“ Er grinste. „Wenn du mir dieses Wortspiel verzeihst.“
Sie nahm ihre Handtasche und stand auf. „Mark, du bist wirklich, ähm, überraschend. Ich weiß das Angebot zu schätzen, aber im Moment kann ich nicht.“
„Wie wär’s, wenn wir ein bisschen in meinem Auto knutschen? Ich wette, dann wirst du deine Meinung ändern.“
„Sehr schmeichelhaft, aber nein. Ich schätze, ich bin noch nicht
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