jennissimo (German Edition)
obwohl ihr die Idee, einmal ein veganes Rezept auszuprobieren, eigentlich gefiel. Da sie es noch nie zuvor versucht hatte, würde sie auch nicht allzu viel davon erwarten.
„Ich könnte ja mal ein bisschen was zusammenrühren und dir zum Probieren vorbeibringen“, bot Serenity ihr an.
„Gut.“ Jenna versuchte, nicht allzu skeptisch zu klingen, was ihr wohl nicht gelang, denn Serenity lachte. „Ich verspreche dir, dass es nicht schrecklich schmecken wird. Dein Talent fürs Kochen hast du von mir geerbt, Jenna. Ich habe schon in sehr jungen Jahren angefangen, mir eigene Rezepte auszudenken. Meine Mutter und meine Großmutter waren ebenfalls fantastische Köchinnen. Deine Großmutter, die übrigens Französin war, hatte eine Bäckerei. Allein wegen ihrer Pastetchen hat sie drei Heiratsanträge bekommen, bevor sie sechzehn war.“ Sie lächelte verschmitzt. „Wenn ich denn mal den veganen Pfad verlasse, sozusagen, dann für frisches Baguette und Käse. Bio, selbstverständlich.“
„Du bist Französin“, sagte Violet. „Das ist doch gut zu wissen.“
Das war es, doch trotzdem ärgerte sich Jenna über diese Information. Noch mehr ärgerte sie sich allerdings über ihren Wunsch, Fragen zu stellen. Mehr über ihre Herkunft zu erfahren kam ihr wie ein Betrug an Marshall und Beth vor.
Serenity warf ihr Haar über eine Schulter, eine beiläufige Handbewegung, jedoch eine, die Jenna kannte – von sich selbst.
„Ich versuche nicht etwa, mich in dein Leben zu drängen“, sagte Serenity. „Ich möchte dich einfach nur ein bisschen kennenlernen. Deswegen sind wir hier. Weil wir dich vermissen.“
Nach zweiunddreißig Jahren, dachte Jenna grimmig. Die haben sich wirklich Zeit damit gelassen, mich zu vermissen. Natürlich war es unlogisch, einerseits sauer zu sein, dass sie überhaupt aufgetaucht waren, und sich zugleich darüber zu beschweren, wie lange es gedauert hatte. Wahrscheinlich ein reiner Abwehrmechanismus.
„Uns besser kennenzulernen ist sicher eine gute Idee“, sagte sie mit neutraler Stimme.
Beth wäre so stolz auf sie gewesen. Doch in Wahrheit hatte Jenna nicht vor, irgendeine Beziehung zu ihren leiblichen Eltern aufzubauen oder sie auch nur sympathisch zu finden. Sie waren Eindringlinge. Sie hatte bereits Eltern, die sie liebte, undaus irgendeinem Grund wurde sie das Gefühl nicht los, dass Serenity und Tom eine Bedrohung darstellten.
Violet stellte fest, dass sie sich auf das zweite Treffen mit Cliff mehr freute, als sie es jemals für möglich gehalten hätte. Sie hatten sich die ganze Woche über SMS geschickt, allerdings hatte er nicht angerufen. Wahrscheinlich hielt er sich bewusst zurück, und das war gut, bedeutete es doch, dass sie ihm wichtig genug war, um sich eine Strategie zu überlegen. Das war mal etwas anderes im Leben eines Mädchens, das die meisten Männer sofort als sichere Eroberung betrachteten.
Sie trafen sich vor dem Silver and Stone. Als sie im Restaurant ankam, wartete Cliff bereits auf sie.
Violet war lässig-elegant gekleidet: Sie trug eine taillierte schwarze Hose und eine weiße Seidenbluse, außerdem schwarze Sandalen und silberne Ohrringe.
Statt einem Anzug hatte Cliff sich diesmal für Jeans und ein langärmliges Shirt entschieden. Er sieht aber trotzdem gut aus, dachte sie, als sie auf ihn zusteuerte. Normal. Als er sie entdeckte, lächelte er, und seine braunen Augen leuchteten vor Freude auf.
„Du bist gekommen“, sagte er, nahm ihre Hand und küsste sie leicht auf die Wange.
„Überrascht dich das?“
„Irgendwie schon“, gestand er. „Hast du Hunger? Die Steaks hier sind fantastisch. Der Service auch, außerdem haben sie eine gute Auswahl an Weinen.“
Wieder einmal redete er ziemlich viel. Sie freute sich darüber, dass er offensichtlich nervös war, schon allein dafür mochte sie ihn noch ein bisschen mehr.
Er hatte einen Tisch reserviert, und auch das fand sie sehr aufmerksam von ihm. Die Kellnerin führte sie an ihren Tisch am Fenster und reichte ihnen die Speisekarten, die Cliff ignorierte. Er starrte sie an.
„Du siehst wunderschön aus.“
„Danke.“
„Gern geschehen. Hast du was dagegen, wenn ich eine Flasche Rotwein zum Essen bestelle? Die haben ein paar meiner Lieblingsweine auf der Karte.“
„Das wäre schön. Ich mag Rotwein.“
Was auch immer er bestellen wird, dachte sie, schmeckt bestimmt besser als das Zeug, das ich immer im Supermarkt kaufe.
„Ich mag Wein sehr“, sagte er. „Bisher habe ich immer in Wohnungen
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