jennissimo (German Edition)
Dann war er vielleicht Anfang vierzig. Alleinstehend, intelligent – und er konnte massieren. Nur zu, Jenna!
„China“, sagte Cliff. „Steht nicht gerade auf meiner Liste. Ich ziehe Europa vor.“
Ellington nickte. „Was arbeiten Sie, Cliff?“
„Ich bin in der Finanzbranche. Ich helfe Unternehmen, an die Börse zu gehen. Ist eher was Handfestes.“
„Davon bin ich überzeugt.“
Violet fragte sich, ob es nur ihr so ging oder ob wirklich eine unterschwellige Spannung im Raum lag. Es war, als ob die beiden Männer miteinander konkurrierten. Nein, nicht ganz. Es war, als ob Cliff irgendetwas beweisen wollte.
„Sie trinken Alkohol?“ Cliff deutete auf Ellingtons Glas. „Ist das erlaubt?“
„Mein Beruf bestimmt nicht über mein Privatleben“, sagte Ellington. Noch immer wirkte er sehr gelöst.
„Heute Abend wird das Essen etwas ungewöhnlich ausfallen“, mischte Jenna sich ein. „Ich habe indisch-mexikanisch gekocht.“
„Klingt toll!“ Violet lächelte. Sie war überzeugt davon, dass das Essen ihrer Freundin vorzüglich schmecken würde.
Cliff jedoch achtete überhaupt nicht auf Jenna. „Sie waren bestimmt auch in Indien“, sagte er.
Ellington zuckte mit den Schultern. „Ein paarmal.“
„Wie gefällt es Ihnen dort?“
„Ich habe dort viel Schönheit und Frieden entdeckt.“
„Ich fand es eher voll und schmutzig.“
„Dieses Land macht es einem nicht leicht. Diese Armut. Aber zugleich habe ich noch kein spirituelleres Land erlebt. Es gibt ein Gemeinschaftsgefühl dort, das ich auf meinen anderen Reisen so nicht entdeckt habe.“
„Ich ziehe ein Fünfsternerestaurant und Geldautomaten vor.“
„Ist auch nicht schlecht“, sagte Ellington.
Violet war vollkommen verwirrt. Cliff wirkte fast betrunken, doch er hatte an seiner Margarita kaum genippt. Sie warf Jenna einen Blick zu, doch ihre Freundin wirkte völlig ruhig, als oballes ganz normal wäre.
Sie umklammerte ihr Glas und hoffte inbrünstig, dass nur sie sich so unwohl fühlte.
Jenna stand in der Küche und wusste nicht, was sie denken sollte. Einerseits war das Essen so geworden, wie sie es sich erhofft hatte, was sie unbeschreiblich glücklich machte. Die Gäste auf der anderen Seite hatten sich nicht als ganz so perfekt herausgestellt.
Nach Violets schwärmerischen Beschreibungen hatte sie mit einem charmanten, witzigen Typen gerechnet, doch dann hatte der Mann sich als äußerst schwierig herausgestellt, als unhöflich und provokant. Er hatte Ellington behandelt wie einen medizinischen Hochstapler.
Aber die größte Überraschung war ihr Essen gewesen, und diese Tatsache wollte sie später noch feiern. Es hatte sich gut angefühlt, mal wieder ein Risiko einzugehen. Richtig.
Apropos Überraschung: Ellington hatte sich nicht nur als gut aussehend herausgestellt, sondern auch als nett und intelligent. Von Cliff hatte er sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Aaron hätte an seiner Stelle einen Tobsuchtsanfall bekommen und wäre aus dem Haus gestürmt. Doch Ellington hatte die ganze Zeit eher amüsiert als beleidigt gewirkt.
Sie lehnte sich an die Küchentheke und sah ihn an.
„Ich bin wirklich sprachlos, was nicht allzu oft vorkommt.“
Ellington lächelte. „Unmöglich. Denn noch habe ich dich nicht geküsst. Das erst ist der Moment, in dem du sprachlos sein solltest.“
Sie lachte. „Ich meine den Abend. Ich habe Cliff zum ersten Mal gesehen, und er war ganz anders, als ich erwartet hatte.“
Ellington zuckte mit den Schultern. „Eine Menge Leute fühlen sich von dem, was ich tue, bedroht. Sie haben Vorurteile. Cliff wollte Violet beeindrucken.“
„Du bist nicht sauer?“
„Warum denn? Ich fand die Zeit mit dir toll. Ich wünschtenur, wir hätten mehr miteinander sprechen können.“
„Ich auch.“ Wobei sie ihm den ganzen Abend ein wenig aus dem Weg gegangen war. Allein das Wissen, dass es sich bei ihm um eine lokale Berühmtheit handelte, hatte in ihr sofort einen Fluchtinstinkt ausgelöst.
„Wie wäre es, wenn wir das am Freitagabend nachholen?“, fragte er. „Nur wir zwei?“
Sie schüttelte bedauernd den Kopf. „Da kann ich nicht. Ich arbeite.“
„Ich dachte, du hast einen Küchenladen?“
„Habe ich auch, aber am Freitagabend gebe ich einen Kochkurs. Für Singles.“ Sie zögerte. „Du kannst natürlich gerne kommen, wenn du magst.“
Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, da hätte sie sie am liebsten wieder zurückgenommen. Wie kam sie auf die idiotische Idee, einen gut
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