jennissimo (German Edition)
wenn sie ihren Eisprung hatte, was ganz normal war, wie ihr Arzt beteuerte. Aber das war nicht gerade ein Thema, das sie mit Tom besprechen wollte.
„Und was ist mit dir?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich habe eine Menge im Kopf.“ Er lächelte. „Deine Mom ist so froh über deinen Besuch. Es bedeutet ihr viel, dich hier zu haben.“
Jenna ging auf die Bezeichnung „Mom“ nicht ein. „Sie ist wirklich erstaunlich.“
„Das ist sie. Schon als ich sie das erste Mal sah, wusste ich, dass ich sie bis an mein Lebensende lieben würde.“ Er wandte sich ab und schluckte. „Entschuldige. Manchmal ist die Liebe zu ihr so stark, dass ich das Gefühl habe, zu platzen.“
„Das ist schön.“ Jenna fragte sich, ob irgendwann einmal jemand so für sie empfinden würde.
„Man kann nichts dagegen tun. Als wir uns kennenlernten, waren wir so jung, und jeder sagte, das mit uns würde nicht halten.“
„Sie haben sich geirrt“, erwiderte Jenna leichthin. „Hast du hinterher wenigstens gesagt: ‚Na, seht ihr?‘“
Er lachte. „Das wollte ich, aber Serenity war dagegen. Sie ist so ein liebevoller Mensch. So großzügig.“
„Sie hat eine ungeheure Präsenz.“ Jenna zögerte. „Ich habe das Gefühl, dass wir beide bisher kaum eine Chance hatten, uns kennenzulernen.“
Tom sah sie an. „Ich habe mich bisher zurückgehalten, weil deine Beziehung mit Serenity die wichtigere ist. Sie ist eine außerordentliche Frau, Jenna. Sie zu kennen ist ein Segen.“
Was für eine seltsame Aussage, dachte Jenna. Warum wurde Serenity von allen immer in die vorderste Reihe geschoben, als ob sie der einzige Mensch wäre, der wirklich zählte?
„Dragon hat mir von seiner Kindheit erzählt. Hört sich an, als ob sie eine tolle Mutter wäre.“
„Ja, das ist sie. Und eine perfekte Ehefrau.“
Er starrte so lange aus dem Fenster, dass Jenna den Eindruck bekam, ihn nun doch zu stören. Hastig entschuldigte sie sich und ging zurück in ihr Zimmer. Nur noch ein paar Tage, sagte sie sich. Dann konnte sie wieder nach Hause fahren, wo sie hingehörte.
Auf dem Küchentisch lagen über ein Dutzend Weinetiketten, die alle dasselbe Motiv aufwiesen – ein Wolf, ein Drache undein Schmetterling. Neben den verschiedenen Entwürfen waren leere Etiketten in verschiedenen Farben ausgebreitet. Gold, grün, rot, blau.
„Mir gefällt gold“, sagte Jenna. „Wie die Farbe von hell nach dunkel verläuft.“
„Das finde ich auch.“ Serenity saß mit einem Becher Tee in der Hand neben ihr. „Aber das richtige Design auszuwählen, ist viel schwieriger.“
Jenna vermied es, die Entwürfe anzusehen. Sie mochte die alten Etiketten mit dem Bild von dem Farmhaus. Die neuen Designs mit den tierischen Manifestationen ihrer Namen fand sie hingegen einfach nur merkwürdig.
„Vielleicht reicht ja auch eine neue Farbe“, sagte sie. „Das wäre doch besser, als alles zu ändern. Schließlich sollen eure Kunden den Wein im Regal doch noch erkennen.“
Serenity neigte den Kopf, das rote Haar fiel über ihre linke Schulter. „Vielleicht. Ich werde mal mit Tom darüber sprechen.“ Sie sah auf die Uhr am Backofen. „Könntest du für mich nach den Muffins schauen? Ich bin heute Morgen ein wenig müde.“
„Sicher.“
Jenna stand auf, öffnete die Ofentür und betrachtete die Blaubeermuffins, die bereits goldbraun waren.
„Ich kenne mich mit dem Backen nicht so gut aus wie du, aber ich schätze, sie brauchen noch ein paar Minuten.“
Schon wieder ein Familienessen. Diesmal sollte es ein Brunch werden – ohne Eier natürlich. Gestern hatte sie Wolfs und Jasmines Haus gesehen – eine kleinere Version des Elternhauses. Jasmine hatte ihr auch das Kinderzimmer gezeigt und versucht, Jenna das Weben beizubringen.
Soweit Jenna es beurteilen konnte, standen sich alle Mitglieder der Johnson-Familie sehr nahe. Dragon hatte am vorigen Abend ein paar Freunde besucht, ansonsten aber war er immer da gewesen. Wolf und Jasmine gingen nur zum Schlafen nach Hause, und Tom war immer irgendwo in der Nähe.
So viel Innigkeit hatte Jenna bisher bei keiner Familie erlebt,und sie hatte den Eindruck, dass irgendetwas Unausgesprochenes in der Luft lag. Was, konnte sie allerdings nicht sagen.
„Ich sollte dir Fotos von den Jungs zeigen“, sagte Serenity, als Jenna sich wieder an den Tisch setzte.
„Das wäre schön. Aber ich glaube, es würde mehr Spaß machen, wenn die beiden dabei sind.“
„Willst du deine Brüder wirklich so quälen?“
Jenna lachte.
Weitere Kostenlose Bücher