Jenseits aller Tabus
verwüsten wirst, sobald ich dir den Rücken zukehre«, frotzelte Craig. Langsam kam er um den Tisch zu ihr herum. »Nein, ich brenne darauf, mehr über dich in Erfahrung zu bringen. Deinen Körper kenne ich schon recht gut, was nicht bedeuten soll, dass ich von weiteren Untersuchungen absehe.«
Deutlich spürte sie ein Kribbeln im Schritt, doch sie wich Craig aus, da er wirkte, als wäre er auf der Pirsch, den Blick starr auf sie gerichtet und langsam auf sie zuschleichend.
»Aber ich weiß nicht, was dich beschäftigt, was dich interessiert, dich begeistert, abgesehen davon, dich mir auf exquisite Weite hinzugeben.« Schmunzelnd wechselte er die Richtung, damit Lucille ihm nicht durch den Ausgang entwischte. »Was macht dich aus, wer bist du, woher kommst du, und wo willst du hin? All diese Dinge.«
Seine Worte hatten ein Feuer in ihr entzündetet, das in ihr loderte. Trotzdem wagte sie nicht, stehen zu bleiben. Noch zwei Schritte, dann hätte sie den Tisch erneut umkreist und würde dem Gewächshaus entkommen können. Wollte sie das überhaupt? Das erotische Flirren zwischen Craig und ihr ließ sie feucht werden.
»Ich habe einige Semester Gartenbau und Landschaftspflege studiert«, gab sie zu. Hatte sie damit schon zu viel über sich verraten?
»Nicht wahr?« Erstaunt blieb er kurz stehen und setzte sogleich seine Hätz nach ihr fort. »Das ist großartig! Hast du einen Abschluss?«
Sie hatte absichtlich tief gestapelt, doch nun musste sie zugeben: »Habe ich, aber keine Anstellung.«
»Darum arbeitest du also als Dienstmädchen?«
Verlegen nickte sie. Sie hatte es so satt zu lügen! Aber es war ja nur eine klitzekleine Unwahrheit, denn sie hatte tatsächlich in Boston keine Stelle gefunden und hätte weiter als Kellnerin jobben müssen, um sich über Wasser zu halten, bis eine ihrer Bewerbungen fruchtete – nun eben als Hausangestellte.
Ein weiteres Mal drehte er um und drängte sie von der Tür fort. »Also bist du nach Florida gekommen, um eine Anstellung in einer renommierten Gärtnerei zu finden?«
»Das wäre schön, aber ich suche nicht«, stellte sie klar, damit er nicht glaubte, sie würde ihren Job bei ihm nicht ernst nehmen, was sogar den Tatsachen entsprach, wenn sie genauer darüber nachdachte. »Wenn … also, wenn ich ehrlich bin, träume ich von einer eigenen Firma. Nichts Großes, nur ich und mein Können. Ich würde mich gerne um Anwesen wie deines kümmern.«
»Du bist ambitioniert, das gefällt mir. Wie wäre es, wenn du mit meinen Karnivoren anfängst?«
»Wie meinst du das?« Langsam bekam sie einen Drehwurm.
Plötzlich machte Craig einen Satz nach vorn, als wollte er das Tempo seiner Jagd anziehen, und hielt sich lachend den Bauch, weil Lucille erschreckt zurückwich und gegen einen der Tische an der Wand stieß.
»Sehr komisch.« Spielerisch bewarf sie ihn mit einer Handvoll Torf.
Er duckte sich nicht einmal, sondern schnippte sich gelassen die Klumpen von der Schulter und spazierte weiter auf Lucille zu. »Ich würde dich mit der Pflege meiner geliebten fleischfressenden Pflanzen betreuen. Bisher habe ich das niemanden machen lassen, nicht einmal Cory. Er ist ein toller Gärtner, aber doch eher ein Mann fürs Grobe. Du bist die Erste, der ich das zutrauen würde. Interessiert?«
»Es wäre mir eine Freude!« Ausgelassen jauchzte Lucille.
Sein Gesichtsausdruck erinnerte an einen Wolf, als er sich vor den Eingang stellte und ihr den einzigen Fluchtweg abschnitt. »Bleibst du nun freiwillig stehen, um deine Sühne von mir zu empfangen, oder muss ich mich über den oktogonalen Tisch stürzen, um dich zu schnappen? Es wäre schade um die Kobralilien, meinst du nicht auch?«
»Eine Strafe?« Ihr Herz schlug schneller. Das Kribbeln in ihrem Schoß schwoll zu einem heißen Pochen an, sodass sie ihr Gewicht unruhig von einem Fuß auf den anderen verlagerte.
»Das Thema Bestrafung haben wir schon einmal diskutiert, erinnerst du dich? Keiner darf das Gewächshaus betreten außer mir. Patrick hat dich bestimmt darüber aufgeklärt.« Sie öffnete ihren Mund, doch bevor sie widersprechen konnte, hob Craig seinen Zeigefinger: »Wag ja nicht, zu behaupten, Patrick hätte das vergessen. Er vergisst nie etwas. Eine Lüge würde die Buße nur hässlicher ausfallen lassen.«
»Niemand darf mich bestrafen!« Wieso prickelte ihre Haut dann, als wäre sie statisch aufgeladen?
»Ich schon.« Seine Ausstrahlung strotzte vor Selbstsicherheit. »In der Welt der Erotik bin ich dein Herr, dein
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