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Jenseits aller Tabus

Jenseits aller Tabus

Titel: Jenseits aller Tabus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Vater seit dem Schicksalsschlag umso verbissener dafür gekämpft hatte.
    »Das tut mir so leid.« Sie schluchzte.
    Mit dem Daumen wischte er ihre Tränen fort, doch sofort benässten neue Tropfen ihr Gesicht. »Es gibt viel Böses dort draußen. Manche Menschen gehen über Leichen. Man muss sich von ihnen fernhalten. Das gilt auch für dich, ganz besonders für dich, weil ich dich nicht auch noch verlieren möchte.«
    Lucille umschlang ihn mit beiden Armen und drückte ihr Gesicht in seine Halsbeuge. Bald war sein T-Shirt von ihren Tränen nass. Zärtlich kraulte er ihr Haar. Er würde sie bekehren und beschützen und nie wieder loslassen. Eng drückte er sie an sich.
    Craig behielt es lieber für sich, dass sein Vater als Special Agent des Federal Bureau of Investigations gearbeitet hatte. Er hielt ohnehin nicht viel von der bundespolizeilichen Ermittlungsbehörde des Justizministeriums. Durch sie hatte er seine Mutter und vermutlich auch seinen Vater verloren.
    Als das FBI ihn fragte, ob er Lucille Dawson bei sich aufnehmen würde – ein weiterer lahmer Versuch, ihn zuerst nur in eine laufende Ermittlung und dann in die gesamte Organisation reinzuziehen –, hatte er nur zugestimmt, um herauszufinden, ob sie etwas über den Tod seines Vaters wusste.
    Nun hatte er sich ausgerechnet in sie verliebt. Dumm gelaufen! Aber es fühlte sich himmlisch gut an, sie zu halten.

30. KAPITEL
     
    Während Lucille das Mobiltelefon an ihr Ohr hielt und Alex Fishers Entschuldigungen lauschte, begutachtete sie ihre Knie und ihre Handballen. Die Schürfwunden verblassten bereits, aber Lucille hatte noch nicht überwunden, dass man zwei Anschläge kurz hintereinander auf sie verübt hatte. Ganz bestimmt würde sie das Bellamy-Anwesen nicht noch einmal allein verlassen.
    »Es ist meine Schuld«, sagte Alex in einem Satz und relativierte seine Aussage bereits im nächsten. »Eigentlich ist es ein organisatorisches Problem. Agent McCarthy weiß darüber Bescheid.«
    »Und warum ändert er nichts?«, fragte sie und lehnte ihre Stirn gegen die Fensterscheibe der Terrassentür.
    »Wir sind unterbesetzt. Du hattest die Anweisung, dich ausschließlich in Manatee und bei Bellamy aufzuhalten …«
    »Also bin ich selbst schuld?«, fiel sie ihm ins Wort. Genervt zupfte sie an ihrer Bikinihose. Sie hatte sich im Pool abkühlen wollen, als Alex anrief.
    »Wir haben nicht genug Leute, um dich vierundzwanzig Stunden an sieben Tagen die Woche beobachten zu lassen. Ich bedauere das, Lucille, aber ich habe noch andere Fälle zu betreuen und müsste eigentlich an allen Stellen gleichzeitig sein.«
    »Bedeutet das, McCarthy hat mich im Sunshine State abgeladen und jetzt muss ich gucken, wie ich klarkomme?« Wenn das stimmte, sollte sie wohl besser ein paar Sachen einpacken und abtauchen. Das wäre sicherer, als in der sogenannten Obhut des FBIs zu bleiben. Wenn Craig nicht wäre, hätte sie diese Option ernsthaft in Erwägung gezogen. »Dass ich nicht lache.«
    »Es tut mir aufrichtig leid. Was immer zwischen dir und Bellamy vorgeht, hätte niemals passieren dürfen, aber immerhin bietet sein Anwesen dir Schutz. Trotzdem werde ich meine Kontrollanrufe bei dir erhöhen. Wie das mit Besuchen aussieht, muss ich erst mit McCarthy klären.«
    »Mit ihm steht und fällt alles, nicht wahr?« Sie wunderte sich wirklich über diesen Agenten mit dem Gesicht eines Frettchens. Als er sie zum Reagan National Airport gefahren hatte, hatte er angekündigt, sie in Florida zu besuchen und in die Mangel zu nehmen, und jetzt ließ er sich nicht blicken und schickte Alex ebenfalls selten bei ihr vorbei. Waren seine Drohungen nur heiße Luft gewesen? Hatte der FBI-Direktor ihm einen Riegel vorgeschoben und klargemacht, dass Lucille nicht mehr zu den Verdächtigen, sondern zu den Zeugen zählte? Oder spielte Tadhg McCarthy ein falsches Spiel?
    Richard besaß so viel Geld und Macht, dass er sogar einen eingefleischten Agenten wie McCarthy kaufen konnte oder durch eine Maßnahme, die der Entführung Mildred Bellamys ähnelte, zwang, eine seiner zahlreichen Marionetten zu werden.
    Alex sagte etwas, aber Lucille hörte nicht zu, denn sie fragte sich, ob McCarthy das Zeugenschutzprogramm sabotierte. Es war durchaus denkbar, dass er Alex Aufgaben zuteilte, die ihn von ihr weglockten. Hatte er sie gar nicht schützen wollen, indem er sie aus Washington weggebracht und ihr eine neue Identität gegeben hatte, sondern sie in Wahrheit an Jack Caruso ausgeliefert?
    »Ich komme klar«,

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